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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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müsste sie jetzt frühstücken, beim Gedanken an Brot mit Marmelade und Käse wird ihr beinahe schwarz vor Augen. Aber es geht nicht, Falk hat gesagt, sie solle sich schnell fertig machen, und das will sie auch, geduscht und angezogen sein, bereit zur Flucht.
    Das warme Wasser auf ihrer Haut umfängt sie wie ein Sommerregen, ein wohliger Schauer überläuft ihren Körper, Luna ist versucht, lange unter dem Strahl stehen zu bleiben, ihn auszukosten. Das Shampoo verteilt sich nur
schwer in ihren Haaren, sie muss sie zweimal waschen, um die Spuren des Fieberschweißes herauszubekommen. Als sie ihren Körper einseift, merkt sie, dass sie an Gewicht verloren hat, sie war vorher schon zierlich, aber jetzt spürt sie ihre Rippen, die Beckenknochen, selbst die Knie fühlen sich schmaler an, auch wenn das nach drei Tagen nicht viel mehr als Wasserverlust sein kann. Schnell raus, etwas essen, Kräfte sammeln. Luna zittert, nachdem sie das Wasser abgedreht hat, schlingt sich in ein Handtuch und bindet aus einem weiteren einen Turban, eilt ins Schlafzimmer, die Seite, auf der sie immer neben Falk geschlafen hat, liegt unberührt neben seinem ungemachten Bett, Decke und Kissen wohlgeordnet, steril, nicht mehr zu ihr gehörend. Es erscheint Luna, als wäre sie seit Monaten nicht mehr in diesem Raum gewesen, das fremde Gefühl hält auch noch an, als sie in dem Fach, das Falk ihr in seinem Kleiderschrank freigeräumt hat, nach frischen Sachen sucht. Luna hat gerade ihre Wäsche übergestreift, da klingelt es an der Tür, schnell schlüpft sie in ein T-Shirt, im Flur hört sie Falks Schritte, dann den Summer, mit dem er den Besucher unten die Haustür öffnen lässt. Den Fahrstuhl, der sich mit einem Ruck in Bewegung setzt.
    »Zieh dir bitte ein Kleid an«, ruft Falk durch die halb geöffnete Zimmertür, aber Luna findet kein passendes, es sind nur das neu gekaufte aus der Boutique, das viel zu sommerlich ist, und einige wärmere Röcke da, die dem unscheinbaren Stil entsprechen, den Falk ihr verordnet hat, wenn sie ohne ihn das Haus verlässt. Einen von denen zieht sie an, dazu blickdichte schwarze Strumpfhosen, findet keinen dazu passenden Pullover, das Schlammbraun ihres verwaschenen T-Shirts beißt sich mit dem Dunkelgrün des Rocks, jetzt hat sie andere Sorgen. Der Haarturban rutscht ihr vom Kopf und legt ihre
nassen Strähnen frei, aus denen noch immer Wasser rinnt, über ihre Schultern, das T-Shirt durchnässend. Sie hört, dass der Fahrstuhl oben angekommen ist, hört Falk die Wohnungstür öffnen, tritt eilig neben ihn, noch spielt sie mit. Er mustert sie stirnrunzelnd, für eine Erklärung wegen der Kleidung ist keine Zeit mehr, es klingelt an der Wohnungstür, Falk öffnet. Eine höfliche, distanzierte Begrüßung, Falk vermittelt allein durch seine Körperhaltung, durch die vor der Brust verschränkten Arme, das Gesicht immer ganz leicht abgewandt, dass er den Besuch des Finanzbeamten lächerlich findet, selbstverständlich benötigt ein Immobilienmakler ein Arbeitszimmer, schließlich arbeitet er auch viel am Wochenende und abends, da kann er nicht immer in sein Büro fahren. Er setzt sich in Bewegung und will dem Finanzbeamten voraus durch den Flur nach hinten gehen, Luna fällt ein, dass es dort bestimmt noch nach ihrem Fieberschweiß riecht, sicherlich liegt die Wolldecke ebenfalls noch am Boden und der Pflanzenübertopf steht auf dem äußeren Fensterbrett, fast zur Hälfte mit Urin angefüllt, es sei denn, Falk hätte es noch bemerkt und alles weggeräumt. Sie stellt sich Falk in den Weg, blickt zu ihm auf, hofft, dass er begreift. Falk bleibt stehen und zieht die Augenbrauen zusammen. Der Finanzbeamte lächelt ihr zu.
    »Die Lebensgefährtin, nehme ich an«, meint er und reicht Luna die Hand, er muss nicht hinzufügen, dass eine Frau in diesem Aufzug wohl kaum die Bürokraft von Herrn Wolter sein kann. Er darf sie nicht anlächeln. Nicht einmal er.
    »Ich wollte gerade Kaffee kochen«, beeilt sich Luna zu sagen, ohne auf seine Frage einzugehen. »Mögen Sie auch eine Tasse? Nehmen Sie doch solange mit Herrn Wolter im Wohnzimmer Platz, ich bringe auch sofort die Steuerunterlagen.«

    »Sehr gern«, antwortet der Beamte, Luna sieht, dass sich Falks Blick verfinstert, es steht Luna nicht zu, das Geschehen in die Hand zu nehmen, doch er kann wenig dagegen tun, er selbst hätte diesen Gedanken haben müssen, um Luna Zeit zu geben, das Arbeitszimmer in Ordnung zu bringen. Er selbst hat sie darin eingesperrt, es in ein

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