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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Edward schreibt, er werde ihm und seinen endlosen Anschuldigungen ein Ende bereiten und George des Hochverrats anklagen.»
    Mein Herz beginnt wild zu pochen. «Niemals wird er … er kann doch nicht … er lässt ihn doch nicht hinrichten?»
    «Nein, nein, er klagt ihn nur an und sperrt ihn ein. Ich werde natürlich darauf bestehen, dass er ihn anständig behandelt und ihn in seinen gewohnten Gemächern im Tower unterbringt, wo George von seinen Dienern umsorgt wird. Er muss sich erst einmal bedeckt halten, bis wir eine Lösung gefunden haben. Edward muss ihn zum Schweigen bringen. George ist völlig außer Kontrolle geraten. Wie es scheint, wollte er Maria von Burgund nur heiraten, um von Flandern aus eine Armee für eine Invasion gegen Edward aufzustellen. Dafür hat Edward jetzt Beweise. George hat Geld von den Franzosen genommen, wie wir es vermutet haben. Er hat sich mit Frankreich gegen sein eigenes Land verschworen.»
    «Das stimmt nicht, er hatte nicht vor, sie zu heiraten», sage ich ernst. «Isabel war kaum unter der Erde, George war außer sich. Erinnere dich, wie es war, als er an den Hof kam und es uns erzählte! Er hat mir selbst gesagt, Edward wolle ihn außer Landes schaffen, doch die Königin habe es verboten, weil sie Maria für ihren Bruder Anthony wollte.»
    Richard sieht mich beunruhigt an. «Ich weiß nicht mehr, was wahr ist und was nicht. Ein Wort steht gegen das andere. Ich wünschte bei Gott, die Königin und ihre Familie würden sich nicht in die Herrschaft des Landes einmischen. Wenn sie voll darin aufginge, Kinder zu kriegen, und Edward das Land nach seinen Maßgaben regieren ließe, wäre all das nicht passiert.»
    «Du musst gehen …», sage ich kläglich.
    Er nickt. «Ich muss nach London, um dafür zu sorgen, dass George kein Haar gekrümmt wird. Wenn die Königin gegen meinen Bruder hetzt, wer außer mir soll ihn denn verteidigen?»
    Er geht in unser Schlafgemach, wo seine Diener die Reitsachen in eine Tasche packen.
    «Wann kommst du zurück?», frage ich.
    «Sobald ich kann.» Er ist in großer Sorge. «Die Lage darf sich nicht weiter zuspitzen. Ich muss George vor der wütenden Königin retten.»

Middleham Castle, Yorkshire

Herbst 1477
    L angsam geht der Sommer in den Herbst über, und ich schicke in York nach dem Schneider, damit er meinem Sohn Kleider für den Winter näht. Er ist gewachsen während des Sommers, und es gibt viel Geschrei wegen der neuen Länge seiner Reithose. Der Schuster bringt neue Stiefel, und obwohl ich Angst habe, erkläre ich mich einverstanden, dass er ein größeres Pony reiten darf. Das kleine Fell-Pony, das ihm so gute Dienste geleistet hat, darf auf die Weide zum Grasen.
    Als Richard nach Hause zurückkehrt und mir mitteilt, dass wir über Weihnachten nach London an den Hof müssen, ist mir, als wäre ich zu einer Gefängnishaft verurteilt worden. Elizabeth, die Königin, hat ihren dritten Sohn geboren und das Wochenbett verlassen. Wie um ihren Triumph in einem noch strahlenderen Licht erscheinen zu lassen, hat sie die Verlobung ihres jüngeren Sohnes Richard mit einer bemerkenswerten Erbin arrangiert, dem reichsten kleinen Mädchen im ganzen Königreich, Anne Mowbray, die eine Cousine von mir ist und Erbin des mächtigen Norfolk-Guts. Die kleine Anne wäre eine gute Partie für meinen Edward gewesen. Sie hätten etwa gleich viel in die Ehe eingebracht, sie hätte eine machtvolle Allianz geschmiedet, wir sind Verwandte, ich hatte ein Interesse an ihr. Doch ich habe mir gar nicht die Mühe gemacht, die Familie zu fragen, ob sie sich Edward als Schwiegersohn vorstellen könnten. Ich wusste, dass Elizabeth eine junge Erbin wie Anne nicht anderen überlassen und deren Vermögen für die Rivers-Sippe, für ihren Liebling Richard, sichern würde. Sie werden schon als Kinder verheiratet, um die Gier der Königin zu befriedigen.
    «Richard, können wir nicht hierbleiben?», frage ich. «Können wir Weihnachten nicht ein Mal hier verbringen?»
    Er schüttelt den Kopf. «Edward braucht mich. Jetzt, da George sein Gefangener ist, braucht Edward seine wahren Freunde umso dringender, und ich bin der einzige Bruder, der ihm geblieben ist. William Hastings ist seine rechte Hand, aber abgesehen davon – mit wem kann er reden, außer mit ihren Verwandten? Sie haben ihn umstellt. Und sie raten ihm einstimmig, George ins Exil zu schicken und ihm zu verbieten, je wieder englischen Boden zu betreten. Er hat Georges Besitz eingezogen und teilt seine Ländereien auf.

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