Dornenschwestern (German Edition)
Hochverrats anzuklagen. Die Rivers-Anhänger haben die Geschworenen aus dem Prozess gegen die Giftmischerin Ankarette aufgetrieben und zu den Behauptungen gebracht, sie hätten sie die ganze Zeit für unschuldig gehalten, selbst als sie sie aufs Schafott geschickt hätten. Meine Schwester, erklären sie jetzt, sei infolge der Geburt eines natürlichen Todes gestorben. Plötzlich hatte Isabel Kindbettfieber, obwohl sie bei der letzten Befragung schworen, sie sei vergiftet worden. Nun sagen sie, George habe seine Kompetenz überschritten, indem er Ankarette anklagte und sich gebärdete wie ein König und sie hinrichten ließ. Er habe seine Position als Herzog missbraucht. Sie stempeln ihn zum Verräter ab, weil er die Mörderin seiner Gemahlin bestraft hat. In einem einzigen Schachzug haben sie den Mord ungeschehen gemacht, die Königin reingewaschen, ihre Handlangerin entlastet und die Schuld auf George geschoben.
Die Königin ist sehr umtriebig. Sie berät den König, warnt vor der lauernden Gefahr und macht äußerst freundlich klar, dass George in seiner Stadt Warwick nicht als Richter und Henker fungieren könne und dies praktisch eine widerrechtliche Aneignung des Throns bedeute. Wenn er Geschworene einberuft, wenn er eine Hinrichtung anordnet, was erlaubt er sich dann sonst noch? Sollte man ihm nicht endgültig das Handwerk legen?
Schließlich hat sie den König so weit, dass er ihr beipflichtet und es auf sich nimmt, seinen Bruder anzuklagen, und niemand erhebt die Stimme, um George zu verteidigen. Nach dem letzten Verhandlungstag kommt Richard mit hängenden Schultern und finsterer Miene nach Hause. Seine Mutter und ich treffen ihn in der großen Halle, und er führt uns in sein Privatgemach und schließt die Tür vor den neugierigen Blicken des Haushalts.
«Edward hat ihn beschuldigt, die königliche Familie zu zerstören und ihren Anspruch auf den Thron zu untergraben.» Richard schaut zu seiner Mutter. «Es ist bewiesen, dass George allen erzählt hat, der König sei illegitim – ein Bastard. Es tut mir leid, gnädige Mutter.»
Sie winkt ab. «Das ist alter Klatsch.» Dann sieht sie mich an. «Warwicks alte Lügen. Wenn überhaupt, dann gib ihm die Schuld.»
«Und sie haben Beweise, dass Georges Männer dafür bezahlt wurden, durch das Land zu ziehen und zu behaupten, Thomas Burdett sei unschuldig gewesen und vom König umgebracht worden, weil er dessen Tod vorhergesagt habe. Edward hat stichhaltige Beweise dafür. George hat Menschen angeheuert, den König in den Schmutz zu ziehen. Er verbreitet, der König bediene sich schwarzer Künste – alle gehen davon aus, dass er damit die Königin der Hexerei beschuldigen will. Und was am schlimmsten ist: George hat Geld von Ludwig von Frankreich genommen, um einen Aufstand gegen Edward anzuzetteln. Er wollte eine Rebellion inszenieren, um den Thron zu erobern.»
«Ausgeschlossen», entgegnet seine Mutter schlichtweg.
«Es liegen an George adressierte Briefe von Ludwig von Frankreich vor.»
«Fälschungen», sagt sie.
Richard seufzt. «Wer weiß? Ich fürchte, gnädige Mutter, dass einiges – ja, vermutlich das Meiste – wahr ist. George hat den Sohn eines Pächters dafür bezahlt, die Stelle seines eigenen Sohnes, Edward of Warwick, einzunehmen. Er wollte Edward ins sichere Flandern schicken.»
Ich schnappe nach Luft. «Warum hat er ihn nicht zu uns gebracht?»
«Das hat er nicht gewagt, er wollte nicht, dass der Junge in England bleibt, weil er dann der Böswilligkeit der Königin und dem Tod ausgeliefert gewesen wäre. Das war für sie ein weiterer Beweis, dass er den König hintergangen hat.»
«Wo ist Edward?», frage ich.
«Dem Kind droht Gefahr von Seiten der Königin», sagt seine Großmutter. «Das ist kein Beweis für Georges Schuld, sondern belastet die Königin.»
«Edwards Spione haben den Jungen im Hafen festgesetzt, als er gerade das Schiff besteigen wollte, und ihn nach Warwick Castle gebracht», antwortet Richard mir.
«Wo ist er jetzt?»
«In Warwick, bei Margaret, seiner Schwester.»
«Du musst mit dem König sprechen», sagt Herzogin Cecily zu Richard. «Sag ihm, dass Elizabeth Woodville der Ruin dieser Familie ist. Sie hat Isabel vergiftet und wird auch George vernichten. Bring Edward dazu, das einzusehen. Du musst George retten und für die Sicherheit seiner Kinder sorgen. Edward ist dein Neffe. Wenn er in England nicht sicher ist, musst du ihn beschützen.»
«Verzeih mir», wendet Richard sich an seine Mutter, «ich
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