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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verhaften?»
    «Dich verhaften?», wiederholt Richard. «Warum sollte ich dich verhaften? Es sei denn, unablässiger Klatsch, Unhöflichkeit und Verdrossenheit sind ein Verbrechen.»
    George geht nicht auf seinen Scherz ein. «Richard, weißt du hiervon: Ja oder nein?»
    «Wovon?»
    «Der König hat meinen Freund Thomas Burdett verhaftet, meinen Beschützer, meinen Ratgeber. Er hat ihn verhaftet und des Hochverrats und der Hexerei angeklagt.»
    Richards Miene verfinstert sich. «Verdammt.»
    «Er hat meinen engsten Ratgeber verhaftet, um mir zu drohen.»
    «Sag so etwas nicht, George. Mach es nicht noch schlimmer. Ich wusste wohl, dass er darüber nachdachte. Du hast ihn so weit getrieben, dass er nicht mehr weiß, was er machen soll.»
    «Und du hast mich nicht gewarnt?»
    «Ich habe dich gewarnt, dass deine Anschuldigungen, deine üble Nachrede und dein beleidigendes Verhalten dir noch Schwierigkeiten einbringen würden.»
    «Er trauert um seine Gemahlin!», protestiere ich. «Er weiß, dass sie ermordet wurde. Wie soll er sich denn verhalten?»
    «Richard, du musst mir helfen», wendet George sich an seinen Bruder. «Natürlich habe ich Ratgeber, um mich gegen die Verwünschungen der Königin zu schützen, vor Gift und Zauberei. Warum auch nicht? Wo das ganze Land weiß, was sie meiner Frau angetan hat. Ich habe mir nicht mehr zuschulden kommen lassen als du.»
    «Einen Augenblick! Ich habe die Königin nicht des Mordes beschuldigt.»
    «Nein, aber hast du jemanden beauftragt, dein Haus zu bewachen? Deine Küchen? Deine Gemahlin? Deinen Sohn?»
    Richard beißt sich auf die Lippe. «George …»
    «Bruder, du musst mir gegen sie beistehen. Sie hat mir meine Gemahlin genommen, sie hat mich im Visier. Sie wird deine Gemahlin ermorden und dann dich. Diese Frau ist unsere erbitterte Feindin. Richard, ich flehe dich als meinen Bruder an, mir zu helfen und mich nicht ihrer Willkür auszuliefern. Sie wird nicht ruhen, bis wir drei und unsere Nachkommen tot sind.»
    «Sie ist die Königin», erwidert Richard. «Und du redest wirres Zeug. Sie ist weiß Gott gierig, sie hat zu viel Einfluss auf Edward, aber …»
    George stürzt zur Tür. «Der König darf diesem unschuldigen Mann kein Haar krümmen. Das ist ihr Werk. Sie will den Tod von Ankarette rächen. Sie haben meinen ehrlichen Diener ergriffen, um den Tod ihres Spions und ihrer Giftmörderin zu vergelten. Doch sie wird es nicht wagen, Hand an mich zu legen. Ich bin ein Herzog von königlichem Geblüt – glaubt sie etwa, meine Diener könnten in ein einfaches Gefängnis geworfen werden?»

    George eilt Burdett zu Hilfe; doch er kann ihn nicht retten. Die königliche Untersuchung durchleuchtet Burdett und seine Kollegen – George hat noch zwei weitere Berater angestellt, womöglich sogar noch mehr – und deckt einen Komplott aus Zauberei und Weissagungen, Drohungen und Ängsten auf. Viele kluge Menschen glauben kein einziges Wort. Aber Thomas Burdett, Dr. John Stacey und Thomas Blake, sein Kaplan, werden des Verrats für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Thomas Blake entgeht dem Schafott, indem er Edward um Gnade bittet, doch die anderen beiden werden enthauptet, wenngleich sie bis zum letzten Augenblick ihre Unschuld beteuern. Sie weigern sich, wie es Tradition ist, ihre Schuld einzugestehen, wodurch ein Mann sich einen schnelleren Tod erkaufen kann und seinen Nachkommen ihr Erbe sichert. Sie hingegen gehen zum Schafott wie unschuldige Männer, die nicht zum Schweigen gebracht werden können, sie rufen, dass sie nichts anderes getan haben, als zu studieren, und sich keiner Missetaten bewusst sind, dass die Königin ihnen ihre Gelehrigkeit zum Vorwurf macht und sie töten lässt, damit sie für immer schweigen.
    George platzt in das Treffen des königlichen Rats in Westminster, schwört, dass er und die toten Männer unschuldig sind, und lässt seinen Sprecher ihre Reden auf dem Schafott vorlesen – machtvolle Worte von Männern, die vor ihren Schöpfer treten und ihre Unschuld beteuern.

    «Das kommt einer Kriegserklärung gleich», bemerkt Richard. Seite an Seite reiten wir durch die Straßen von London zum Westminster Palace, um am Hof zu speisen. Die Königin erwartet ihr nächstes Kind, und sie wird bald in den zeremoniellen Rückzug gehen, um sich auf die Geburt vorzubereiten. Dieses Abendessen wird ihr zu Ehren gegeben, bevor sie sich zurückzieht. Sie verlässt einen Hof, an dem die Gerüchte über Hexerei, Hexenmeister und Giftmörder brodeln. Sie

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