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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihres Vaters. Edward, der Prince of Wales, befindet sich auch unter den Gästen, jedes Mal, wenn er nach London kommt, ist er wieder ein Stück größer und kräftiger. Er behandelt seinen Bruder Richard freundlich, der zwar noch ein kleiner Junge, aber stärker und robuster ist als mein Sohn. Als sie an uns vorbeigehen – die Amme mit dem kleinen George bildet die Nachhut –, muss ich mich ermahnen, voller Bewunderung zu lächeln.
    Die Königin weiß immerhin, dass mein Lächeln genauso echt und warm ist wie ihr Nicken und die kühle Wange, die sie mir zum Kuss hinhält. Wenn ich sie begrüße, frage ich mich immer, ob sie die Angst in meinem Atem oder meinen kalten Achselschweiß riechen kann, ob sie weiß, dass meine Gedanken stets bei meinem Schwager sind, der von ihr im Tower gefangen gehalten wird. Weiß sie, dass ich angesichts der Zufriedenheit, die sie ausstrahlt, und ihrer Fruchtbarkeit um das Leben meines Sohnes fürchte und an meine Schwester denken muss?
    Am Ende des Weihnachtsfestes werden wir Zeuge einer schändlichen Scharade, als der kleine Prinz Richard, erst vier Jahre alt, mit der sechsjährigen Erbin Anne Mowbray verlobt wird. Das kleine Mädchen erbt das ganze Vermögen der Dukes of Norfolk, sie ist die einzige Erbin, genauer gesagt, bisher. Jetzt bekommt Prinz Richard dieses Vermögen, denn die Königin setzt für die beiden einen Ehevertrag auf, in dem steht, dass er Geld und Gut des kleinen Mädchens erhält, selbst wenn sie stirbt, bevor sie das Erwachsenenalter erreicht, wenn die beiden also alt genug sind, um verheiratet zu werden. Als meine Hofdamen mir das erzählen, geht mir durch den Kopf, dass die Norfolks ihr Todesurteil unterzeichnet haben. Wenn die Königin durch Annes Tod ein großes Vermögen bekommt, wie lange wird das kleine Mädchen dann noch leben, nachdem der Vertrag geschlossen worden ist?
    Die Verlobung wird im großen Stil gefeiert, und alle müssen daran teilnehmen. Das Mädchen und der Prinz werden bei der Prozession von ihren Kinderfrauen getragen und in der großen Halle nebeneinander an den hohen Tisch gestellt wie zwei kleine Puppen. Wer diese Szene mit ansieht, in der die Gier der Königin so offen zutage tritt, zweifelt keinen Augenblick daran, dass sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht ist und tut, wonach ihr der Sinn steht.
    Die Rivers sind natürlich entzückt über die Partie und feiern und schlemmen. Es wird getanzt, und es finden eine Maskerade und ein wunderbares Turnier statt. Anthony Woodville, der geliebte Bruder der Königin, kämpft als verkleideter Einsiedler in einem weißen Gewand, während sein Pferd eine Schabracke aus schwarzem Samt trägt. Richard und ich nehmen in unseren prächtigsten Kleidern an der Verlobung teil und geben uns den Anschein, glücklich zu sein. Der Tisch, an dem George und Isabel mit ihrem Haushalt gesessen haben, bleibt leer. Als die Königin den Blick durch die Halle schweifen lässt, erwidere ich ihr Lächeln, und unter dem Tisch kreuze ich zum Schutz die Finger.
    «Wir müssen nicht an dem Turnier teilnehmen», sagt Richard am Abend zu mir. Er ist in mein Schlafgemach im Palast gekommen und sitzt vor dem Kamin. Ich steige ins Bett und ziehe die Decke bis zum Kinn.
    «Warum müssen wir nicht?»
    «Edward sagte, wir könnten uns entschuldigen lassen.»
    Ich stelle die Frage, die heutzutage am Hof immer wichtiger wird: «Und was ist mit ihr? Macht es ihr etwas aus?»
    «Ich glaube nicht. Ihr Sohn, Thomas Grey, wird einer der Herausforderer sein, ihr Bruder ist der erste Ritter. Die Rivers sind mit sich beschäftigt. Es wird sie kaum interessieren, ob wir da sind oder nicht.»
    «Warum hat Edward gesagt, du könntest dich entschuldigen lassen?», frage ich vorsichtig. Alle am Hof haben inzwischen Angst.
    Richard steht auf, schlägt die Laken zurück und kommt zu mir ins Bett. «Weil er sieht, dass ich todunglücklich bin über Georges Gefangenschaft und krank vor Angst vor dem, was als Nächstes kommt. Ihm steht der Sinn auch nicht nach Vergnügungen, da unser Bruder im Tower of London sitzt und die Königin von England auf seinen Tod dringt. Halte mich, Anne. Mich friert bis ins Mark.»

Westminster Palace, London

Januar 1478
    S ie halten George ohne Prozess im Tower fest. Er hat behagliche Räume, doch er darf keinen Besuch empfangen, sondern ist als Verräter bis Ende des Jahres eingesperrt. Erst im Januar bekommt die Königin schließlich ihren Willen und überzeugt den König, ihn vor Gericht zu stellen und des

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