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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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schönen Kleider? Während ich noch hinsah, fütterte Maxwell auch sie mit einigen Trauben: Sie öffnete den Mund und kaute gierig die Früchte. So stand ich da, unbemerkt, und spürte die Eifersucht wie Stiche in meinem Herzen. Maxwell hatte mich nie so intim mit etwas gefüttert. Warum wurde Emily, eine bloße Angestellte, dermaßen bevorzugt?
    Maxwell streckte die Hand aus und streichelte Emilys Gesicht, während Pearl lächelnd zusah. Keinen von ihnen schien es zu stören, dass die beiden kleinen Mädchen in der Nähe waren. Seine Hand rutschte auf Emilys Schulter hinab und wanderte dann langsam zu ihrer großen Brust, die er umfasste, während sie ihre Trauben kaute. Lüsternheit hatte sein attraktives, vertrautes Gesicht verändert. Pearl lachte, als er das Ding knetete, woraufhin er den Kopf senkte, um seine Frau zu küssen. Er war nicht länger der freundliche, zuvorkommende und liebevolle Maxwell, den ich kannte.
    Da ich mehr nicht ertrug, stahl ich mich davon, das blöde Rezept immer noch in der Hand, während mir die Tränen übers Gesicht liefen. Soweit ich wusste, hatten sie keine Ahnung, dass ich da gewesen war.
    Als ich nach Hause kam, war Mutter entsetzt über mein verweintes Gesicht. Ich rannte in mein Zimmer, wo ich schluchzend den Teddybär meiner Kindheit an mich drückte. Dort fand mich Mutter.
    »Was hat sie diesmal getan?«, wollte sie wissen und streichelte mir dabei den Rücken. Ihre Miene war mürrisch und vor Ärger ganz verkniffen.
    Ich erzählte ihr alles, obwohl ich wusste, dass es gefährlich war, ihr solches Wissen an die Hand zu geben. Wie erwartet blähte sie sich vor Wut auf wie eine Kröte, bekreuzigte sich und schüttelte mich dann unsanft. Sie flehte mich an, nicht mehr zum Poet’s Cottage zu gehen. Sie sagte, sie würde dem Pfarrer diesen jüngsten Beweis für Pearls Schandtaten unterbreiten. Spucketröpfchen flogen aus ihren Mundwinkeln, während sie schimpfte und tobte. Ich klammerte mich an ihren Rock und bat sie, niemandem davon zu erzählen. Ich wusste, wenn Father Kelly im Poet’s Cottage erwähnte, dass ich ihre schmutzige Beziehung gepetzt hatte, würde Pearl nie wieder mit mir sprechen. Das würde bedeuten, auch kein Maxwell mehr. Maxwell, den ich so lange geliebt und respektiert hatte. Ein Leben ohne ihn war undenkbar. Egal, wie beschmutzt er nun in meinen Gedanken war, so redete ich mir bereits ein, dass Angel und Pearl ihn verdorben hatten. Die beiden besaßen keinerlei Anstand, und alle Männer waren schwach, wenn sie den Verlockungen freizügiger Frauen ausgesetzt waren.
    Mutter kreischte weiter etwas von den Höllenfeuern, die ihre Seelen verbrennen würden. Ich weinte untröstlich, wiegte mich hin und her. Ich schluchzte und flehte Mutter an, mein Vertrauen nicht zu missbrauchen. Ich hatte das Gefühl, als wäre ein Leben, auf das ich nur einen kurzen Blick erhascht hatte, für mich für immer verloren. Ich weiß nicht, ob Mutter ihre Drohung wahr machte, zu Father Kelly zu gehen. Mir war mein Gefühlsausbruch zu peinlich, als dass ich das Thema je wieder angesprochen hätte.
    Vielleicht hatte das törichte Mädchen sich selbst überschätzt, denn es schien, als sei Angel über Nacht in Ungnade gefallen. Das erste Anzeichen dafür bemerkte ich, als mir Angel und die Mädchen eine Woche später in der High Street begegneten. Ich blieb stehen, um sie zu begrüßen. Dabei fiel mir auf, wie nervös und angespannt die drei wirkten. Thomasinas Haare sahen noch schlimmer aus als am Strand. Mich schauderte, als ich mir vorstellte, welche Wut Pearl verspürt haben musste, um das Haar ihrer Tochter so grausam abzuhacken. Angel trug ein leichtes, geblümtes Baumwollkleid mit Strohhut und Handschuhen. Ein übler dunkelvioletter Fleck zierte ihr Auge. Ich wartete darauf, dass sie etwas zu ihrer Verletzung sagen würde, doch sie befriedigte meine Neugier nicht mit einer Erklärung. Wie wir so in der heißen Mittagssonne standen, lag ein seltsamer Ausdruck in Marguerites Augen, als wolle sie mir irgendeine Botschaft übermitteln. Thomasina war natürlich wie immer ungezogen. Sie verbrachte die gesamte Zeit damit, mir hinter Angels Rücken Grimassen zu schneiden. Was für ein nervtötendes Kind! So leid sie mir tat, so gerne hätte ich ihr auch den Hintern versohlt, und zwar ordentlich.
    Angel plapperte nervös über das Wetter (viel zu heiß für diese Jahreszeit). Ich stimmte ihr zu, dass ein glühend heißer Weihnachtstag furchtbar wäre. Schließlich konnte ich es mir dann

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