Dornröschens Bestrafung
Überall waren nackte Sklaven, die mit verschiedenen Aufgaben
beschäftigt waren. In einem Torgang wischte ein Sklave auf Knien heftig den
Boden. Zwei andere auf allen Vieren trugen Körbe voll Früchte auf ihrem Rücken,
während sie im schnellen Trab durch einen Eingang eilten.
An einer Wand hing eine
schlanke Prinzessin mit dem Kopf nach unten, ihr Schamhaar glänzte in der
Sonne, ihr Gesicht war rot und von Tränen überströmt, ihre Füße, die in weißen Spitzensöckchen
steckten, waren eng an die Wand über ihr festgebunden. Aber schon erreichten
sie einen anderen Platz, der von dem ersten abzweigte, und dies war ein merkwürdiger
ungepflasterter Platz, dessen Boden weich und gerade erst umgegraben war, so
wie auf dem Reitweg im Schloss.
Dornröschen wurde
angehalten, und der Hauptmann stand an ihrer Seite, den Daumen in seinen Gürtel
gehakt, und beobachtete alles ringsumher. Dornröschen sah einen weiteren hohen
Drehsockel, ähnlich dem auf der Auktionsplattform, und auf diesem befand sich
ein angebundener Sklave, der heftig von einem Mann geprügelt wurde, während er
den Sockel mit einem Pedal antrieb. Und jedes Mal peitschte er die nackten
Pobacken des Sklaven, wenn dieser in die richtige Position gedreht war. Das
arme Opfer war ein Prinz mitvortrefflichen Muskeln, seine Hände waren eng auf
den Rücken gebunden, und sein Kinn lag auf einer Holzsäule, so dass jeder sein
Gesicht sehen konnte, als er bestraft wurde.
Wie kann er nur seine Augen offenhalten ? dachte Dornröschen. Wie kann er es ertragen, sie anzuschauen?
Die Menge rund um die
Plattform kreischte und schrie so durchdringend wie schon zuvor bei der
Versteigerung. Und dann hob der Prügler seine Lederwaffe zum Zeichen, dass die
Bestrafung zu Ende war, und der arme Prinz, der seinen Körper schüttelte, das
Gesicht verzerrt und nass, wurde nun mit weichen Früchten und Abfall beworfen. Wie
auf dem anderen Platz herrschte auch hier die Atmosphäre eines Marktes. Es gab Essensstände
und Weinverkäufer, aus hohen Fenstern glotzten Hunderte Schaulustiger, ihre
Arme auf Fenstersimse und Balkongeländer gestützt.
Doch das Prügeln auf dem
Drehsockel war nicht die einzige Form der Bestrafung. Etwas weiter zur Rechten
stand ein hoher hölzerner Mast mit vielen langen Lederbändern, die von einem
Eisenring an der Spitze herabhingen. An das Ende eines jeden schwarzen Bandes
war ein Sklave mit einem ledernen Kragen gebunden, der ihm den Kopf
hochzwängte; und alle marschierten sie langsam, aber mit tänzelnden Schritten
im Kreis um den Mast. Vier paddelschwingende Assistenten, die an vier Punkten
des Kreises platziert waren, gaben den Takt vor. Eine runde Spur war in den
Staub getreten von den nackten Füßen der Sklaven.
Manchen waren die Hände im
Nacken zusammengebunden, andere hatten sie frei im Nacken gekreuzt. Eine Gruppe
von Frauen und Männern aus dem Dorf beobachteten den seltsamen Marsch im Kreis und
gaben hier und da ihre Kommentare ab. Dornröschen sah in stiller Andacht zu,
wie eine der Sklavinnen, eine junge Prinzessin mit herrlich schwingenden
braunen Locken, losgebunden und ihrem Herrn übergeben wurde. Er peitschte ihre
Waden mit einem Strohbesen, während er sie vor sich her trieb.
„Dorthin“, befahl der
Hauptmann, und Dornröschen marschierte gehorsam neben ihm her zu dem hohen Mast
mit den kreisenden Lederbändern.
„Bindet sie an!“ befahl der
Hauptmann dem Soldaten, der Dornröschen sofort ergriff und ihr den Lederkragen
um den Nacken schnallte, so dass ihr Kinn über dessen Rand gepresst wurde.
Wie durch einen Nebel sah
Dornröschen den Blick des Hauptmanns auf sie gerichtet. Zwei Frauen aus dem
Dorf standen bei ihm und redeten mit ihm. Dornröschen sah, wie er sich mit
ihnen unterhielt, als redeten sie über etwas ganz Alltägliches. Das lange
Lederband, das von der Spitze des Mastes herunterhing, war schwer und wurde auf
dem Eisenring durch die Bewegung der anderen im Kreis geführt. Es zog
Dornröschen an dem Kragen voran. Sie marschierte etwas schneller, um dem Ziehen
und Zerren zu entgehen, aber es riss sie zurück, bis sie schließlich in den
richtigen Schritt fiel. Und sie fühlte den ersten lauten Paddelschlag von einer
der vier Wachen.
Es waren jetzt so viele
Sklaven, die im Kreis trabten, dass die Wachen ständig ihre breiten schwarzen
Lederovale schwangen, und Dornröschen war mit längeren Pausen zwischen den
Schlägen gesegnet. Der Staub und das grelle Sonnenlicht stachen in ihren Augen,
während sie das
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