Dornröschens Bestrafung
zerzauste Haar des Sklaven vor ihr betrachtete.
„Öffentliche Bestrafung.“
Sie erinnerte sich an die
Worte des Auktionators, der allen Herren und Herrinnen empfahl, es ihren
Sklaven zu verschreiben, wann immer sie es für nötig befanden. Und Dornröschen wusste,
dass der Hauptmann nicht im Mindesten daran dachte, ihr einen Grund dafür zu
nennen, so wie es die wohlerzogenen, silberzüngigen Herrinnen und Herren im Schloss
getan hatten. Aber was machte das schon? Dass er sie bestrafen wollte, weil sie
gelangweilt oder neugierig gewesen war, das war Grund genug, und jedes Mal,
wenn sie einmal im Kreis gelaufen war, sah sie den Hauptmann für einen kurzen
Moment. Er hatte seine Arme in die Hüften gestemmt und den Blick aus seinen
grünen Augen auf Dornröschen geheftet.
Was gibt es schon für
Gründe außer Dummheit? dachte Dornröschen. Und als sie sich auf einen weiteren
Schlag gefasst machte - sie verlor ihren Halt und ihre Anmut für einen Moment
in dem pudrigen Staub, als das Paddel ihre Hüften vorwärtsstieß -, fühlte sie
ein seltsames Einverständnis, anders als alles, was sie im Schloss gekannt hatte.
Die Spannung war von ihr gewichen. Der vertraute Schmerz in ihrer Vagina, die
Lust auf den Schwanz des Hauptmanns, der Schlag des Paddels, war alles, was sie
fühlte, als sie im Kreis marschierte.
Der Lederkragen rieb rauh
an ihrem hocherhobenen Kinn, die Ballen ihrer Füße klatschten auf die staubige
Erde, aber Dornröschen war nicht mehr erfüllt von dieser bebenden Furcht, die
sie zuvor gekannt hatte. Ihre Träumerei wurde von einem lauten Schrei aus der
Menge unterbrochen. Über die Köpfe derer, die auf sie und die armen anderen
Sklaven glotzten, sah Dornröschen, wie der arme bestrafte Prinz von dem Drehsockel
genommen wurde, wo er so lange ein Objekt der öffentlichen Belustigung gewesen
war. Und nun wurde eine andere Sklavin, eine Prinzessin mit blondem Haar, an
die Stelle gedrängt, ihr Rücken gebeugt, Pobacken in die Höhe, das Kinn
aufgelegt.
Als sie wieder einmal einen
staubigen Kreis vollendet hatte, sah Dornröschen, dass die Prinzessin wimmerte,
als ihre Hände auf dem Rücken zusammengebunden und die Kinnstütze von einem Eisenriegel
umschlossen wurden, so dass die Ärmste ihren Kopf nicht wenden konnte. Ihre
Knie wurden auf den Drehsockel gebunden, und sie trat wild mit den Füßen um
sich. Die Menge war so aufgekratzt, wie sie es bei Dornröschens Ausstellung auf
dem Block gewesen war. Und sie zeigten ihr Vergnügen mit lautem Geschrei und
Brüllen.
Aber Dornröschens Augen
hatten den Prinzen erfasst, der nun zu einem nahen Pranger gescheucht wurde.
Und es gab in der Tat mehrere Pranger, einen neben dem anderen in kleinen
Nischen zwischen den Häusern. Dort wurde der Prinz von der Taille an vornüber
gebeugt, seine Beine weit auseinander gezwängt wie immer. Sein Gesicht und
seine Hände wurden auf ihren Platz gelegt, und das Brett fiel mit einem lauten
Klatschen herunter. Und so war er gezwungen, geradeaus zuschauen, er konnte
sein Gesicht nicht verstecken oder sonst irgendetwas tun.
Die Menge schloss sich um
die hilflose Gestalt. Als Dornröschen ein weiteres Mal im Kreis herumgegangen
war, stöhnte sie plötzlich unter einem ungewöhnlich harten Schlag des Paddels,
und sie sah die anderen Sklaven, allesamt Prinzessinnen, in derselben Weise am
Pranger, von der Menge gequält, befingert, geschlagen und gekniffen wie es
ihnen gefiel, obgleich einer der Dorfbewohner einer Prinzessin einen Schluck
Wasser reichte. Die Prinzessin musste das Wasser lecken - wie anders hätte es
sein können -, und Dornröschen sah das Rosa ihrer Zunge in die flache Tasse
tauchen, und dennoch schien es eine Gnade zu sein.
Unterdessen trat und stieß
die Prinzessin auf dem Drehsockel um sich und lieferte das beste Schauspiel,
ihre Augen geschlossen, ihr Mund zu einer Grimasse verzerrt. Die Menge zählte
die Schläge laut in einem Rhythmus mit, der seltsam beängstigend klang. Doch
Dornröschens Zeit der Bestrafung am Maibaum war zum Ende gekommen. Sehr schnell
und grob wurde sie aus dem Kragen entlassen und aus dem Kreis gestoßen. Ihre
Pobacken brannten und schienen zu schwellen, als warteten sie auf den nächsten
Schlag. Und ihre Arme, die gefaltet um ihren Nacken lagen, schmerzten, aber
Dornröschen stand reglos da und wartete.
Die große Hand des
Hauptmanns drehte sie herum. Er schien Dornröschen zu überragen, sein Haar,
überflutet vom Sonnenlicht, funkelte um den dunklen Schatten seines
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