Dornröschens Bestrafung
abwarten, Prinz Robert und Prinz
Richard zu erzählen, was sie über die fremden Reiter gehört hatte, und sie zu
fragen, was das zu bedeuten hatte. Doch sie hatte keine Gelegenheit dazu. Denn
kaum waren sie in dem heißen und fröhlichen Getöse der Schenke, übergab der
Hauptmann Dornröschen dem nächsten Soldaten, der nahe der Tür saß.
Und bevor sie sich versah,
saß sie breitbeinig auf dem Schoß eines hübschen, muskulösen jungen Mannes mit
kupferrotem Haar. Ihre Hüften prallten nieder auf einen prächtigen, dicken
Schwanz, während ein Paar Hände von hinten ihre Brustwarzen massierten. Die
Stunden vergingen, aber der Hauptmann behielt Dornröschen im Auge. Oft war er
in knappe Gespräche vertieft. Und viele Soldaten kamen und gingen eilig.
Als Dornröschen müde wurde,
nahm der Hauptmann sie den Männern weg, spannte sie hoch oben an ein Fass an
der Wand, ihr Geschlecht an das rauhe Holz gepresst, ihre Hände über dem
Kopfgefesselt. Und ihr Blick verschwamm, als sie ihren Kopf zur Seite drehte,
um zu schlafen. Die Menschenmenge schimmerte und schwirrte unter ihr. Die ganze
Zeit musste sie an die Ausreißer denken. Wer war nur diese Prinzessin Lynette,
die die Grenze erreicht hatte? War es etwa jene große blonde Prinzessin, die
Jahre zuvor Dornröschens so innig geliebten Alexi bei ihrer kleinen
Zirkusvorstellung für den Hofstaat so gefoltert hatte? Und wo war sie jetzt?
Bekleidet und sicher in einem anderen Königreich?
Eigentlich müsste ich sie beneiden,
dachte Dornröschen. Aber sie vermochte es nicht. Sie konnte nicht einmal
ernsthaft darüber nachdenken. Und ihre Gedanken kehrten immer wieder - ohne
Urteil, frei von Furcht oder gar Hintergedanken - zu dem überwältigenden Bild
des Prinzen Laurent am Kreuz zurück; sie erinnerte sich an seinen kräftigen
Körper, der sich aufbäumte unter der Peitsche, seine Pobacken, die den
hölzernen Phallus ritten.
Sie schlief.
Und doch schien es, als
hätte sie irgendwann vor Morgengrauen Tristan gesehen. Aber das musste ein
Traum gewesen sein. Der wunderschöne Tristan, wie er an der Tür des Gasthauses
kniete und zu ihr heraufschaute. Sein goldenes Haar fiel ihm fast bis auf die
Schultern und seine dunkelblauen Augen blickten zu ihr auf. Sie wünschte sich, mit
ihm reden zu können; ihm zu sagen, wie seltsam befriedigt sie war. Doch dann
verschwand das Bild auch schon, so plötzlich wie es gekommen war. Sie musste
geträumt haben.
Durch ihre Träume drang die
Stimme ihrer Herrin, in leisem Gespräch mit dem Hauptmann.
“Schade um die arme
Prinzessin“, sagte sie, „wenn die Räuber wirklich dort draußen sind. Ich hätte
nie geglaubt, dass sie es schon so bald wieder versuchen!“
„Ich weiß“, antwortete der
Hauptmann. „Aber sie können jederzeit kommen. Sie können das Landhaus
überfallen und die Höfe und schon wieder auf und davon sein, ehe wir im Dorf
überhaupt etwas merken. Das haben sie vor zwei Jahren getan. Und das ist auch
der Grund, warum ich die Wachen verdoppeln ließ, und sie patrouillieren, bis
die ganze Angelegenheit aus der Welt ist.“
Dornröschen schlug die
Augen auf. Doch ihre Herrin und der Hauptmann waren weg, und Dornröschen konnte
sie nicht mehr hören.
Eine reuevolle Prozession
Als Dornröschen erwachte,
war es bereits spät am Nachmittag, und sie lag allein im Bett des Hauptmanns.
Lautes Geschrei ertönte draußen auf dem Platz, und der langsame, tiefdröhnende Schlag
einer großen Trommel war zu hören. Doch trotz der unheilvollen Ahnung, die der
Klang der Trommel in ihr wachrief, dachte Dornröschen an die Hausarbeiten, die
sie hätte erledigen müssen. Von Panik erfasst, setzte sie sich auf. Prinz
Robert beruhigte sie mit einer kleinen Geste.
„Der Hauptmann hat
angeordnet, dich lange schlafen zu lassen“ sagte Prinz Robert.
Er hielt einen Besen in der
Hand, aber er schaute aus dem Fenster.
„Was ist das?“ fragte
Dornröschen. „Was geht dort draußen vor?“
Der gleichmäßige Rhythmus der
Trommeln erfüllte sie mit Furcht. Niemand sonst außer ihnen beiden war in der
Kammer, Dornröschen stand auf und stellte sich zu Prinz Robert ans Fenster.
„Es ist nur der Ausreißer,
Prinz Laurent“, erklärte er und legte den Arm um Dornröschen, als er sie dichter
an die kleinen, dicken Glasscheiben heranzog. „Sie fahren ihn durchs Dorf.“
Dornröschen presste die
Stirn an das Glas. Inmitten einer riesigen Menschenmenge erblickte sie einen
großen zweirädrigen Karren, der um den Brunnen gezogen
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