Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
Vom Netzwerk:
daran.«
    Sie nickte stumm.
    Â» Warum kennen Sie sie?«
    Brenna wollte diese Frage nicht beantworten, solange derart viele andere Fragen offen waren. Deshalb wandte sie sich ab, blickte auf den Hinterkopf von Trent, der, weil er telefonierte, nichts von ihrer Unterhaltung mit Morasco mitbekam …
    â€¦ und dann sagte sie laut, was sie und Morasco beide wussten.
    Â»Dieses Haus«, erklärte sie. »Das Haus, in dem ihre Brieftasche gefunden wurde. Dort hat Iris Neff gewohnt.«

4
    1.Ich erinnere mich an den Namen des Hundes, den ich hatte, als ich noch im Kindergarten war.
    2.Ich erinnere mich daran, was ich an meinem ersten Tag an der Junior-Highschool zu Mittag gegessen habe.
    3.Ich erinnere mich daran, welcher der Lieblingsscotch meines Vaters war.
    Nelson hörte auf zu tippen und starrte den Bildschirm an. Er sollte für seinen Online-Kurs im Memoiren-Schreiben jeweils vier Dinge notieren, an die er sich erinnerte und die er vergessen hatte – aber reichten die Informationen wirklich aus? Hätte er stattdessen vielleicht lieber schreiben sollen, dass die Lieblingssorte seines Vaters Glenfiddich gewesen war? Dass sein Hund Coco geheißen hatte und er ihn nicht hatte behalten dürfen, weil seine Mutter allergisch gewesen war, und dass er noch wusste, dass er während seiner ersten Mittagspause an der neuen Schule ein Brot mit Eiersalat gegessen hatte und die anderen Kinder ihn verspottet und behauptet hatten, dass es in seinem Spind nach Schweißfüßen roch? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich irgendein Lehrer, der dreitausend Meilen entfernt vor seinem Computer saß, für diese Dinge interessierte – schließlich interessierte er sich selber kaum dafür. Andererseits jedoch war ihm bewusst, dass beim Verfassen von Memoiren selbst die kleinsten Kleinigkeiten wichtig waren – wie bei den Ermittlungen der Polizei.
    4.Ich erinnere mich daran, was Carol an dem Tag getragen hat, an dem ich ihr zum ersten Mal begegnet bin.
    Nelson war sich nicht mehr sicher, was der Grund für seine Anmeldung bei diesem Kurs gewesen war. Im Augenblick war er sich nicht einmal mehr sicher, was der Grund für irgendwas gewesen war, was er bis vor fünf Tagen getan hatte, als er morgens wach geworden und die andere Hälfte seines Bettes leer gewesen war. Genau wie die Küche und das Bad und das Wohnzimmer und jeder andere Raum im Haus. Schließlich hatte er auch noch in der Garage nachgeschaut, doch ihr Wagen war noch da gewesen, und er hatte sich gesagt, wahrscheinlich war sie bei einer Nachbarin. Was um halb acht morgens etwas seltsam war, für Carol jedoch nicht, denn sobald sie irgendwer um Hilfe bat (und sei es wegen eines Einweckglases, dessen Deckel sich nicht öffnen ließ), ließ sie alles stehen und liegen und lief los. (»Du bist die Mutter Teresa der Vororte«, hatte Nelson einmal scherzhaft gesagt. Worüber Carol jedoch alles andere als amüsiert gewesen war.)
    Also hatte Nelson unbesorgt geduscht und sich angezogen, so wie er es jeden Freitagmorgen tat. Dann hatte er den Zug in die Innenstadt genommen und acht Stunden beim Auskunftsdienst Bemerkenswerte Fakten gearbeitet, wie er es seit zweiunddreißig Jahren tat.
    Als er abends um halb sechs wieder zurückgekommen war und ihr Auto immer noch in der Garage hatte stehen sehen, war er sicher davon ausgegangen, Carol in der Küche anzutreffen, denn um diese Zeit bereitete sie stets sein Abendessen vor. Doch als er ins Haus gegangen war, hatte er sie wie schon morgens nirgendwo entdeckt.
    An dem Tag, an dem ich ihr zum ersten Mal begegnet bin, trug Carol ein mit roten und blauen Segelbooten bedrucktes Kleid und einen dieser breitkrempigen Strohhüte, wie man sie auf impressionistischen Gemälden sieht. Inzwischen bin ich Leiter der Rechercheabteilung bei Bemerkenswerte Tatsachen , aber damals hatte ich gerade erst als Junior-Korrektor dort angefangen. Es war unser alljährliches Firmenpicknick, und ich sah Carol aus der Ferne, während sie mit einer Gruppe mir bis dahin unbekannter Leute sprach. Ich erfuhr, dass sie die Cousine einer der Frauen aus der Buchhaltung war. Dabei sah sie nicht wie die Cousine von jemandem aus, nicht mit diesem Hut. Sie sah aus, als wäre sie mit einer Zeitmaschine in das moderne Shepherd’s Field gereist, und ich hatte das Bedürfnis, Blumen für sie zu pflücken wie ein altmodischer Galan.
    Nelson machte sich daran, den Text noch

Weitere Kostenlose Bücher