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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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war.
    Sie fuhr mit dem Cursor hin und her, betätigte einige Male die rechte Maustaste. Ein Doppelkreuz blinkte plötzlich auf. Lundgren hatte eine Notiz angefügt, die bei normalem Betrachten der Zeichnung nicht zu sehen war. Es stellte sich heraus, dass er eine zweite Ebene hinter die technische Zeichnung gelegt hatte. Es gab weitere Notizen, die sie nun nach und nach anklickte; seltsamerweise hatte er sie auf Schwedisch geschrieben. Sie hätte das gern fotografiert, aber sie durfte hier ja kein Fotohandy mit sich führen. Ihr eigenes lagerte zusammen mit ihrem Notebook irgendwo in einem Sicherheitsschrank von Serail Almond, und sie würde es erst zurückbekommen, wenn sie das Forschungsgelände wieder verließ.
    Julia schaltete den Drucker an.
    A N B ORD DER A URORA
    Das Tageslicht stach in seine Augen, als Kamal aus dem Container gestoßen wurde. Er landete in einer öligen Pfütze. Der Aufprall verschlug ihm den Atem. Die frische Luft prickelte auf seiner Haut und ließ ihn zittern. Er roch das Meer, überlagert von Dieselgestank und dem fast greifbaren Hass der Männer, die ihn gefunden hatten.
    Die Besatzungsmitglieder waren Filipinos, vermutete Kamal. Sie trugen Schutzhelme und orangefarbene Overalls. Einer stand schräg über ihm und hielt ein Maschinengewehr auf seinen Kopf gerichtet. Ein zweiter Mann beugte sich zu ihm herab und fesselte seine Hände auf den Rücken. Die anderen riefen sich Befehle zu, die er nicht verstand, und betraten nochmals den Container. Gleich würden sie Navid finden. Der Junge hatte es ja so gewollt.
    Die Angst schnürte Kamal die Kehle zu. Lasst euch auf gar keinen Fall finden , hatte der Schlepper sie gewarnt. Als blinder Passagier bist du rechtlos und der Besatzung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Kamal lag auf der Seite und schmeckte sein Blut. Er musste sich beim Sturz auf die Zunge gebissen haben. Sie war vor Durst geschwollen, er hatte kaum noch Gefühl darin. Würden sie ihnen Wasser geben? Navids Wunde versorgen? Er sah in das Gesicht des Mannes, der über ihm stand, doch es war so unergründlich wie eine Maske. Er konnte nichts darin lesen. Mitleid, Verachtung oder sogar Wut wären besser gewesen als dieses … Nichts.
    Es dauerte nicht lange, da landete Navid neben ihm. Die Besatzungsmitglieder schrien sie an, zerrten sie schließlich hoch und schafften sie dann nach unten in einen kleinen Maschinenraum. Sie banden sie mit einer Hand an Metallrohre, die quer durch den Raum verliefen. Navids Kopf kippte nach vorn. Im Licht der Neonröhren sah Kamal erstmals die eitrige Wunde an seinem Ellenbogen. Die Lippen des Jungen waren aufgesprungen, seine Haut so trocken wie altes Papier. Sah er auch so aus? Die Tür des Maschinenraums fiel zu. Es klang so abschließend und hoffnungslos in seinen Ohren wie das Fallbeil einer Guillotine. Dann ging das Licht aus. Sie waren wieder allein und im Dunkeln.
    B IHAR , I NDIEN
    Lundgrens Pläne und Notizen für den alten Teil der Anlage waren nicht sehr aufschlussreich. Er hatte das Gesamtvolumen des Traktes berechnet, für den die Klimaanlage konzeptioniert war, und den gewünschten Luftwechsel berücksichtigt: in Büroräumen zwei- bis fünffach, in Labors bis zu zehnfach. In dem älteren, teilweise schon außer Betrieb genommenen Bereich des Forschungszentrums war alles deutlich zu groß dimensioniert gewesen und zudem schlampig dokumentiert. Bei einigen Plänen sah es gar so aus, als hätte Lundgren sie erst nachträglich gezeichnet. Außer der schlechten Ingenieursleistung in diesem Bereich fand Julia nichts Bemerkenswertes. Warum aber hatte Parminski die Pläne fotografiert? Und warum war er danach Hals über Kopf verschwunden? Gab es da einen Zusammenhang? Hatte er sich mit Tony Gallagher oder gar Norman Coulter angelegt und war deshalb umgehend vor die Tür gesetzt worden?
    Julia versteckte die Ausdrucke in ihrem Kleiderschrank und beschloss, Gallagher in seinem Büro aufzusuchen, um ihn ein wenig auszuhorchen. Auf dem Weg dorthin begegnete sie in einem der Glasgänge Parminskis Assistenten Ayran Bakshi. Julia hatte noch nie ein persönliches Wort mit ihm gewechselt, doch sie wusste, dass Parminski große Stücke auf ihn hielt. Er hatte den Kopf gesenkt, sodass sie ihn ansprechen musste, bevor er überhaupt Notiz von ihr nahm.
    »Mr. Bakshi? Ich würde gern mit Ihnen reden. Es geht um Parminskis Kündigung. Können wir uns irgendwo in Ruhe hinsetzen?«
    Er sah irritiert über seine Schulter. »Miss Bruck? Ich kann Ihnen gar

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