Dornteufel: Thriller (German Edition)
wollen.«
Ferland wollte. Als sie losmarschierten, kam er direkt zur Sache. »Sie gehen im Obduktionsbericht nur auf die Sturzverletzungen ein, nicht auf den Zustand von Moira Sterns Haut.«
»Die Frau ist ohne Zweifel an den Folgen des Sturzes gestorben. Und das galt es zu klären, oder?«
»Was war los mit ihr? Sie war erst zweiundzwanzig Jahre alt.«
»Wir haben die Standard-Toxi-Tests durchgeführt und noch ein paar andere mehr, aber nichts gefunden, was den schlechten Hautzustand erklären könnte. Selbst mit einem Dauer-Solarium-Einsatz hätte die Frau das nicht so hinbekommen. Ergo haben wir es hier mit etwas zu tun, das post mortem eingetreten ist. Die Leiche wurde wahrscheinlich unsachgemäß aufbewahrt oder kam mit einer ätzenden Substanz in Berührung. Sie kennen ja die Zustände hier …«
»Das glauben Sie doch selbst nicht!«, fuhr Ferland die Gerichtspathologin an. Die Leute vor dem Fahrstuhl blickten ihn teils entrüstet, teils amüsiert an. »Ich habe Moira Stern direkt nach dem Sprung gesehen. Und da war sie schon so verschrumpelt.«
»Haben Sie sie auch vor ihrem Tod gesehen?«
»Ja … nein. Nicht richtig. Es war ja dunkel da oben.«
»Sehen Sie, Detective. Wir haben keinerlei Beweise dafür, dass diese Frau schon vor ihrem Tod so aussah. Ansonsten wäre sie damit bestimmt auch mal zu einem Arzt gegangen, denke ich.« Rungford lächelte kühl.
»Genau das würde ich gern abklären. Aber dazu brauche ich Ihre Unterstützung.«
Der Fahrstuhl ließ auf sich warten. Die Gerichtspathologin wandte sich ab. »Na, dann nehmen wir doch lieber die Treppe.« Sie ging zum Eingang des Treppenhauses und stieß die Tür auf.
Ferland folgte ihr. »Ich kann nur weiter ermitteln, wenn in Ihrem Obduktionsbericht zumindest ein winziges Fragezeichen steht, Dr. Rungford. Wenn Sie meinem Chef weismachen, dass wir es mit einer ganz normalen Selbstmörderin zu tun haben, legt er den Fall sofort zu den Akten.«
»Ich will niemandem etwas weismachen!« Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen, weil Ferland nicht hinterherkam, und funkelte ihn von oben herab an. »Und Sie können mir nicht vorschreiben, was in meinem Bericht zu stehen hat und was nicht.«
»Das war doch kein normaler Selbstmord!«, rief Ferland schnaufend zu ihr hinauf. Sollte er ihr von dem Einbruch in Sterns Wohnung erzählen? Er vermutete, dass dieses Ereignis für Rungford erst recht keine Rolle spielen würde.
»War das alles, Detective?«, fragte sie und stieg weiter die Treppe hoch.
»Finden Sie heraus, was mit der Frau passiert ist, dass sie so aussah«, entgegnete er.
»Vertrauen Sie mir«, schallte es von weiter oben zu ihm herunter. »Ob es ein Selbstmord war oder nicht – das lesen Sie dann in meinem abschließenden Bericht.«
B IHAR , I NDIEN
Um zehn vor neun verließ Julia ihr Apartment, um zum Schwimmbecken zu gehen. Doch kaum hatte sie ihre Tür geschlossen, trat Gundula auf sie zu und wollte sich mit ihr zu einer weiteren Partie Tennis verabreden. Julia schlug einen Abend in der nächsten Woche vor und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie es eilig hatte. Das hätte womöglich die neugierige Schweizerin dazu veranlasst, sie zum Pool zu begleiten. So kam es, dass es schon fast neun Uhr war, als sie den Plattenweg entlang in den hinteren Teil des Parks lief, der den Mitarbeitern von Serail Almond für ihre Freizeitgestaltung zur Verfügung stand.
Der Pool leuchtete einladend in der Dunkelheit. Julia zwang sich, trotz der Verspätung ohne Hast zu gehen, so als habe sie nichts anderes im Sinn, als vor dem Schlafengehen eine Runde zu schwimmen. Das Becken war fast leer, nur zwei Schwimmer zogen noch ihre Bahnen. Auf der Plattform über dem Wasserfall und daneben war niemand zu sehen. Sie legte ihren Bademantel und ihr Handtuch auf einen der Liegestühle und ging zum Beckenrand. Wo war Bakshi? Hatte er sie auf den Arm genommen mit diesem Treffpunkt? Aber er hatte nicht so ausgesehen, als würde er spaßen. Sie sah, dass einer der Schwimmer aus dem Becken stieg. Hinter dem Wasserfall befand sich eine nicht einsehbare künstliche Grotte. Sie hoffte, dass Parminskis Assistent nicht ausgerechnet dort auf sie wartete.
Julia sprang kopfüber ins Wasser und kraulte zwei Bahnen, dabei schielte sie unauffällig zum Wasserfall. Bakshi war noch immer nicht aufgetaucht. Als auch der zweite Schwimmer das Becken verließ und in Richtung der Duschen trottete, schwamm Julia zum Wasserfall hinüber. Das Rauschen des
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