Dornteufel: Thriller (German Edition)
damals in Bihar angestellte Security Officer hat Lundgrens Pläne ebenfalls gesehen. Und kurz darauf ist er verschwunden. Sein Assistent Ayran Bakshi ist seltsamerweise kurz darauf im Pool ertrunken. Es hieß, der Security Officer habe fristlos gekündigt. Zeig mir, wo er jetzt ist, und ich denke noch mal über dieses Diphenhydramin-Zeug nach!«
»Du sprichst von Robert Parminski, hab ich recht?« Wilson lächelte süffisant.
»Wo ist er?«
»Sehe ich da etwa emotionale Beteiligung? Der Mann, der sich Robert Parminski genannt hat, ist verschwunden. Damit hast du recht. Aber er befindet sich nicht in einem unserer Labors, das kann ich dir versichern. Er ist ein Werksspion, der sich ausgerechnet in unsere Security-Abteilung eingeschmuggelt hat. Er selbst bezeichnet sich allerdings als CI-Agent – als Competitive Intelligence Agent . Das war ein absolut perfides Vorgehen der Konkurrenz, um an unsere Forschungsergebnisse zu gelangen.« Er schüttelte ärgerlich den Kopf, dann sah er ihr wieder in die Augen. »Jedenfalls wissen wir nicht, wie der Mann in Wirklichkeit heißt. Er hat sich abgesetzt.«
»Ich glaube dir nicht.«
»Doch, das tust du. Tut mir leid, Julia.« Er stand auf und schaute auf sie herab. Du stehst jetzt ganz allein da , besagte sein Blick.
Julia sah ihm hinterher, wie er am Tresen bezahlte und das Lokal verließ. Seine Lässigkeit wirkte einstudiert. Was hatte sie bloß mal an ihm gefunden? Und stimmte das, was er über Robert behauptete? Competitive Intelligence – Wettbewerbserkundung? Die CI arbeitete angeblich mit öffentlich zugänglichen und ethisch einwandfreien Informationen, aber der Weg von der CI zur Wirtschaftsspionage war zum einen nicht weit, zum anderen sicherlich verlockend. Sich mit gefälschten Unterlagen und unter einem falschen Namen in die Security-Abteilung eines Unternehmens einzuschleusen, um deren Vorgehensweisen und Forschungsergebnisse herauszufinden, war eindeutig illegal. Hatte Robert das getan? Sie suchte in ihrer Erinnerung nach Hinweisen, ob er so etwas gemacht haben könnte. Leider entbehrte Stefans These nicht einer gewissen Logik. Zumindest erklärte sie, warum es Robert Parminski laut den Nachforschungen des BKA gar nicht gab. Er hieß definitiv nicht so. Ihr Magen fühlte sich auf einmal leer an. Weil sowieso Mittagszeit war, bestellte sich Julia einen Salat mit Schafskäse und eine Apfelschorle.
Gerade als das Essen vor ihr abgestellt worden war, sprach sie jemand auf Englisch an. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
»Wer sind Sie?« Julia hatte den Mann, der sich an ihren Tisch herangeschlichen hatte, noch nie zuvor gesehen.
»Paul Renard. Ich bin Journalist.« Sein Akzent wies ihn als Franzosen aus, aber er sprach fließend Englisch. Er sah aus wie ein Filmschauspieler für Low-Budget-Produktionen oder wie ein Musiker.
»Kein Interesse.«
»Darf ich mich setzen?«
»Nein.«
»Überaus charmant, die deutschen Frauen«, sagte er sarkastisch.
»Verschonen Sie mich mit der Nummer. Ich will hier nur in Ruhe etwas essen.«
»Es ist wichtig.«
Sie musterte ihn kurz. Er sah auf seine nachlässige Art so gut aus, dass sich darauf wahrscheinlich sein gesamtes Lebensgerüst gründete. Lässiger französischer Charme, schokoladenbraune Augen. Wahrscheinlich kam er bei Frauen sonst gut an.
»Ich möchte mit Ihnen über Stefan Wilson sprechen. Sie haben eben mit ihm hier gesessen.«
»Das ist meine Privatangelegenheit.«
»Auch Ihre Verbindung zu Serail Almond?«
»Wie bitte?«, rief sie verblüfft.
Er nahm ihr gegenüber Platz. »Wir müssen das nicht durch das gesamte Lokal brüllen. Aus ihrer Reaktion schließe ich, dass eine gewisse Verbindung zwischen Ihnen und Serail Almond besteht.«
»Schließen Sie, was Sie wollen.« Julia griff nach Messer und Gabel.
»Sie stecken in Schwierigkeiten.«
»Nicht mehr als Sie, wenn Sie es als nötig erachten, mich hier so zu bedrängen. Woher soll ich wissen, ob Sie wirklich der Journalist Paul Renard sind?« Wenn sie mit jemandem über Serail Almond sprechen sollte, wollte sie schon gern wissen, um wen es sich dabei handelte.
Er lächelte andeutungsweise und bestellte sich einen Espresso und einen Tequila. Dazu hielt er die Kellnerin kurz am Handgelenk fest, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. »Na schön. Hier ist mein Pass.« Er schob ihn ihr hinüber.
Julia warf einen kurzen Blick darauf und zuckte bloß mit den Schultern.
»Also gut: Zuerst ich, dann Sie«, fuhr er fort. »Eine gut informierte Freundin
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