Dornteufel: Thriller (German Edition)
Türschloss auszutauschen und über eine Alarmanlage nachzudenken.«
»Sie glauben, er könnte es noch einmal versuchen?«
»Das ist gut möglich.«
19. Kapitel
H AMBURG , D EUTSCHLAND
Stefan Wilson erwartete sie in der hintersten Ecke des Bistro-Restaurants 3 Tageszeiten , das sich am Mühlenkamp befand, nur zwei Häuserzeilen und eine Kanalbreite von Sonjas Wohnung entfernt. Die Art und Weise, wie er dasaß, ließ erkennen, dass er hier möglichst nicht gesehen werden wollte.
Julia ging zu ihm hinüber und nickte ihm zur Begrüßung zu, während sie ihn musterte. Wie sehr hatten ihn die Jahre verändert? Immer noch hatte er eine athletische Figur und drahtige blonde Haare, die jedoch langsam über der Stirn zurückgingen. Er hatte vor der Zeit Fältchen um die Augen bekommen: Folgen von exzessiven Solariums-Sitzungen oder von sportlichen Aktivitäten im Freien wie Tennis, Segeln oder Golf. Sie erinnerte sich, dass er damals ein erfolgreicher Hockey-Spieler gewesen war. Die überkronten Schneidezähne sahen ungewohnt aus – zu glatt und weiß. Der breite goldene Ehering an seiner rechten Hand glänzte neu.
»Lange nicht gesehen. Du siehst gut aus, Julia«, bemerkte er gönnerhaft.
»Ich komme gerade aus Bihar, Indien.«
»Ich weiß.«
Julia bestellte sich einen Milchkaffee, Wilson ein Glas stilles Wasser. Sie warteten beide schweigend, bis die Kellnerin ihre Getränke gebracht hatte und wieder verschwunden war. Heutzutage würde das nicht funktionieren, dachte Julia, was er sich damals geleistet hatte. Sie hatte als Schülerin in einem Lokal gejobbt, und er war mit einer Meute angetrunkener Freunde dort aufgetaucht. »Ich will nur von Fräulein Bruck bedient werden!«, hatte er durch das Lokal gebrüllt. Heute wurde mit subtileren Mitteln gekämpft. Meistens jedenfalls.
»Wie kann ich dir denn nun helfen?«, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du bist Vorstandsmitglied des Konzerns, für den mich meine Firma nach Indien geschickt hat«, sagte Julia ohne Umschweife. »Ich frage mich, ob du weißt, was dort vor sich geht.«
Er kniff die Augen zusammen. »Was hattest du dort eigentlich zu tun?«
»Mein Arbeitgeber hat den Auftrag, die Klimaanlage in dem Forschungszentrum in Bihar von Grund auf zu sanieren. Die Klimatechnik-Ingenieure vor Ort sollen einen reibungslosen Betrieb garantieren, auch während der Planungs- und Umbauphase. Einer meiner Kollegen ist während seines Aufenthaltes in Indien ums Leben gekommen. Ich war seine Nachfolgerin.«
»Ich glaube, davon habe ich schon gehört. Ein Schwede namens Tjorven Lundgren. Kam von einem Ausflug nicht zurück, verdammtes Pech.« Er sah sie mit kühlem Blick an. »Du warst also seine Nachfolgerin.«
»Genau. Ich habe an seinem Arbeitsplatz gesessen, mit seinem Computer gearbeitet, seine Aufzeichnungen geprüft. Dabei bin ich auf ein paar Ungereimtheiten gestoßen. Es gab verdeckte Hinweise in seinen technischen Zeichnungen, die, gelinde gesagt, merkwürdig waren.« Sie schilderte ihm, wie sie dem nachgegangen war und was sie in dem geheimen Labor gesehen hatte. Sonja hatte ihn eh schon ins Bild gesetzt, aber er sollte es noch mal aus ihrem Mund hören. Während sie sprach, suchte Julia nach Anzeichen dafür, dass er genau wusste, was in Bihar vor sich ging. Doch sein Gesicht blieb regungslos.
»Woher willst du überhaupt wissen, dass es ein ›inoffizielles‹ Labor war?«, fragte er, nachdem sie mit dem Bericht über Gallaghers Überfall im Hotel geendet hatte.
»Ich kann Pläne lesen.«
»Okay, okay. Es gibt Räumlichkeiten in dem Forschungszentrum in Bihar, die aus Sicherheitsgründen nicht an die große Glocke gehängt werden. Dabei geht es vor allem um den Schutz vor Betriebsspionage. Nicht jeder Klimatechnik-Ingenieur oder Techniker darf Zugang zu so einem Bereich haben. Das sollte dir doch klar sein. Das macht die Forschung dort aber noch lange nicht illegal.«
»Warst du mal da? Hast du die ›inoffiziellen‹ Labors besucht?« Seine überhebliche Art und Weise, darüber zu sprechen, ging Julia gegen den Strich. Aber Wut war schlecht, wenn sie etwas bei dem Gespräch hier herausbekommen wollte. Durchatmen, Gedanken sammeln …
»Ich weiß in etwa, was da passiert. Als Vorstandsmitglied kann man sich natürlich nicht mit jedem Detail auskennen. Wir widmen uns in Indien einem völlig neuen, die medizinische Kosmetik revolutionierenden Forschungsgebiet. Die Wissenschaftler, die für uns arbeiten, sind auf ihrem Gebiet die
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