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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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glaubt mir nicht. »Weißt du, wo du bist, Cis?«
    »Mitten in einer scheiß Kriegszone«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen. Glassplitter fallen von mir ab, fallen aus meinen Haaren. Ich bewege mich vorsichtig. Ich bin unverletzt. »Danke, Bru.«
    Das Bistro gibt es nicht mehr. Irgendwo brennt ein Feuer, ich sehe den flackernden Lichtschein, Rauch quillt über den Boden. Der Ausgang zur Straße ist versperrt, wir klettern durchs Fenster. Noch mehr Rauch und Feuer. Ich rieche es, lange bevor ich es sehe. Ich muss würgen, dieser Gestank nach verbranntem Fleisch, er ist mir in die Realität gefolgt. Tanzende Schatten, nein flüchtende Menschen, blutüberströmt, die in Panik schreien, weinen und fluchen. Ein ganzer Block steht in Flammen, vom Frontier Boulevard bis runter zur Grenze zum Barrio.
    »Da lang«, brülle ich. »Der CJ steht in der Chapel Street.«
    »Vergiss es«, brüllt Chan zurück. »Da hinten ist alles dicht.«
    »Wie sieht’s bei den Hallen aus?« Das ist Brubaker.
    »Könnte hinhauen, bin ich gerade durchgekommen.«
    Wir kämpfen uns durch die Menge. Opfer des Anschlags treffen auf Katastrophen-Junkies. Das Stimmengewirr und der Geruch der Angst erschlägt mich. Chan und Bru kämpfen sich den Weg frei und ziehen mich mit. Die Stimmen folgen uns.
    »Die verfluchten Demons, ja, die waren’s, hab’s doch genau gesehn!«
    »Unsinn, die verfluchten Cops waren’s, sag ich euch. Der Bürgermeister will uns hier weghaben, ist nichts weiter als ’n verfluchter Schpecko-Schpekalant.«
    »Mein kleiner Junge, hat jemand meinen kleinen Jungen gesehen?«
    »Diese Terroristen waren’s. Hab doch genau gehört, wie die Bomben hochgegangen sind. Mein Opa war bei Clean City, der hat auch gesagt, die haben gesprengt, mit diesem Semtex.«
    »Er ist doch erst sechs.«
    »Oh Mann, was weiß denn schon dein Opa? Der findet doch nicht mal mehr seinen Arsch im Dunklen.«
    »Mein Kopf tut so weh, ich kann nichts sehen.«
    »He, he! Du willst wohl eins aufs Maul?«
    Nur noch wenige Schritte zu den Hallen.
    »Scheiße, sie machen dicht«, brüllt Chan.
    Stimmt. Wir laufen schneller. Kurz bevor sich die Tore schließen, drücke ich meine CF-Plakette gegen den Scanner und wir sind drin, laufen an Marktständen vorbei, quetschen uns durch enge Gänge zwischen Containern mit Farmalgen und Happy-Food-Stapelboxen mit Ersatznahrung. Wir verlassen die Hallen durch einen der Notausgänge, und dann stehen wir auch schon vor einem Kawasaki Desert Racer, mitternachtsblau und sehr, sehr teuer. Die Türen schwenken hoch und ich sinke in verführerisch weiche Polster. Doch jetzt ist keine Zeit zum Träumen. Bru zündet den Racer und wir fegen durch die Straßenschluchten.
    Ich drehe mich zu Chan. »Was hattest du hier eigentlich zu suchen?«
    »Ich bin dir gefolgt.« Ein schiefes Grinsen. »Hab wohl geahnt, dass du wieder in Schwierigkeiten gerätst, Partner.« Er betont das Wort ›Partner‹. Ich weiß, was das bedeutet.
    Hinter uns rücken die Anti-Aufruhreinheiten der DWNTN an, schieben sich rücksichtslos durch die Menge, sind wieder mal schneller da als die Feuerwehr und die Ambulanzen. In der Stadtverhaltung hat man Prioritäten. Volksfeststimmung kommt auf. Pachucos mit ihren Gefolgsleuten, Plünderer und Panik. Hey, Freunde, das ist das wahre Leben, das ist unsere geliebte Downtown. Brenn, Baby, brenn.
    »Was willst du von mir?« Bezirksstaatsanwalt Brannigan ist wütend. »Habe ich mich beim letzten Mal nicht deutlich genug ausgedrückt, Brubaker?«
    »Doch hast du.« Bru zuckt lässig die Schultern. Brannigans Wut gleitet an ihm ab. »Aber du bist zu gut ihn deinem Job, um mich nicht anzuhören.« Er macht ein umfassende Geste. »Du hast uns hierher gebracht, oder?«
    »Hierher« ist ein sicheres Haus in der Uptown – das heißt, ich glaube, es ist in der Uptown, denn der Kawasaki fuhr auf Leitstrahl mit verdunkelten Scheiben –, in dem Brannigen, Brubaker, Chan und ich vor ungefähr zwei Minuten eingetroffen sind. Und kaum waren Bru und der DA durch die Tür, gab es Ärger.
    »Ach ja? Und was ist es diesmal, Champ? Vielleicht eine Verschwörung der DCU mit den Kartellen?«
    »Besser«, lacht Bru. »Viel besser, LB.«
    »Komm mir nicht auf die Tour. Ich will Beweise.«
    »Hey, setz dich erst mal, entspann dich, nimm einen Drink.« Bru sieht sich suchend um, sein sicherer Blick findet die Kühlbox. Er greift rein, holt ein paar Dosen XX raus und verteilt sie. Ganz der aufmerksame Gastgeber.
    Ich stelle die Büchse

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