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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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deutsche und italienische Offiziere gefangen gehalten wurden. Der Typ von Camp Crossville wurde drei Monate später in Kentucky aufgegriffen und vor ein Kriegsgericht gestellt. Er hat behauptet, er hätte sich zwar unerlaubt von der Truppe entfernt, sei aber kein Deserteur, denn er wolle sich zurückmelden, sobald es seiner Mutter wieder besser gehe. Er muss vor dem Kriegsgericht sehr überzeugend gewesen sein, denn er kam mit einer Strafe von zwei Jahren und einer unehrenhaften Entlassung davon.«
    »Und der andere?«
    »Der andere war ein Unteroffizier namens Jonah Jamison«, sagte Rossi. »Er war dem Special Engineer Detachment unterstellt, der militärischen Einheit, die mit dem Manhattan-Projekt verbunden war, und wurde zu den Clinton Engineer Works abkommandiert. Wurde nie erwischt und verschwand ohne jede Spur.«
    »Clinton Engineer Works«, sagte ich. »Das war der bei der Armee geläufige Name für den Oak-Ridge-Komplex. Das muss unser Mann sein.«
    »Klingt ganz danach«, stimmte Rossi mir zu.
    »Was meinen Sie, wie schnell können wir seine Zahnarztakte vom Militär bekommen?« Sobald ich es gesagt hatte, fiel es mir wieder ein. »Oh, Mist. Das könnte ein Problem sein, was?«
    »Könnte, ja«, sagte Rossi. »So wie der Papst katholisch sein könnte.«
    Was mir plötzlich wieder eingefallen war, war der Brand. In einem riesigen Depot in St. Louis in Missouri hatte das Nationalarchiv etliche zehn Millionen Militärdienstakten aufbewahrt. 1973 war im sechsten Stock des Gebäudes, wo zwei Drittel der militärischen Akten lagerten, ein Brand ausgebrochen. Bis der Brand gelöscht werden konnte, waren die Akten von siebzehn Millionen Soldaten zerstört, versengt oder durchweicht. Damit die vollgesogenen Akten nicht schimmelten, waren sie in Kühlkammern untergebracht worden. Einige der zerstörten Akten wurden rekonstruiert, indem man die feuchten Seiten einscannte, um Duplikate zu erhalten, doch das Ganze ging unglaublich langsam vor sich, und manche Akten waren nicht mehr zu retten oder ganz zerstört worden. Bisher hatte ich bei der Einrichtung in St. Louis zweimal Zahnarztunterlagen angefragt. In einem Fall hatte die Akte, die ich brauchte, den Brand überlebt, im anderen nicht. Achtzig Prozent der Akten aus den 1940er-Jahren waren zerstört worden, sagte Rossi, also war er nicht optimistisch, eine Zahnarztakte zu finden, die uns verraten würde, ob es Jonah Jamisons Skelett war, das in meinem Knochenlabor auf einem Tisch lag.
    »Aber ich bin im Augenblick in St. Louis«, fügte Rossi hinzu, »um mir einige Akten aus der Vietnamzeit für Cusick anzusehen. Ich schaue mal, ob Jamisons Personalakte den Brand überlebt hat.«
    Statistisch standen die Chancen nicht gut – nur eins zu vier. Aber dann dachte ich an Emerts Worte. Aller guten Dinge sind drei. Sie finden sie.
    Und wie’s der Himmel wollte, behielt Emert recht: Jonah Jamison wollte tatsächlich identifiziert werden.
     
    »Jamison muss Wissenschaftler oder Techniker oder Facharbeiter oder so gewesen sein«, sagte ich zu Thornton. »Waren das nicht die Leute, die im Special Engineer Detachment waren?«
    »Die meisten, ja«, sagte Thornton. Der Beamte war in einer Dreierkonferenzschaltung aus New Iberia telefonisch mit Emert und mir verbunden. »Bei Jamison lag die Sache anders. Er war Schriftsteller.«
    »Schriftsteller? Was zum Teufel wollte ein Schriftsteller in so einem wissenschaftlich-technischen Laden?«
    »Das großartige Unternehmen unsterblich machen«, sagte er. »General Groves hatte ein Auge auf Japan gerichtet und ein Auge auf die Geschichte. Oder den Ruhm.« Ich dachte an das Foto, das Miranda mir gezeigt hatte, und an ihre Bemerkung darüber, wie eng der Horizont des Generals im Vergleich zu Oppenheimer gewesen war. »Groves hat überall Fotografen und Kameramänner herumwuseln lassen, die sollten alles auf Film bannen«, erklärte Thornton, »aber anscheinend wollte er die Geschichte auch schriftlich festgehalten haben, und zwar stilvoll.«
    Je länger ich darüber nachdachte, desto logischer schien es mir. Wenn das Manhattan-Projekt erfolgreich war, würde es sicher eine zentrale Rolle in der Menschheitsgeschichte spielen. Wenn es nicht erfolgreich war, nun, dann war es sicher die geringste Sorge des Generals, dass er den kostspieligen Fehlschlag ausführlich auf Film und Papier hatte bannen lassen. »Dann hat Jamison vor dem Krieg für die Zeitung in Knoxville geschrieben?«
    Thornton lachte. »Nicht ganz. Groves strebte nach

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