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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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war zu sensibel, um sich einer so peinlichen Situation zu stellen, aber nicht zu sensibel, um eine Leiche im Wald zu verbuddeln?«
    »Ganz genau«, sagte sie. »Leonard war es gewohnt, Geheimnisse zu hüten, und er war es gewohnt, sich selbst die Schuld zu geben. Er hatte etwas von einem Märtyrer an sich – aber er wollte sich selbst ans Kreuz nageln und nicht von jemand anderem daran festgenagelt werden. Seine feinziselierten Schuldgefühle hatten auch etwas Arrogantes an sich.«
    Irgendetwas ließ mir keine Ruhe. Etwas, was in vier Worten auf ein kleines Blatt Papier geschrieben worden war. »Beatrice, haben Sie mit Novak gesprochen, nachdem Sie von dem Mann gehört hatten, der den Dokumentarfilm über Atomgeheimnisse drehen wollte?« Sie wirkte verdutzt.
    »Ich … ich glaube nicht«, sagte sie. »Ich kann mich wirklich nicht erinnern.«
    »Die Aufzeichnungen der Telefongesellschaft können uns verraten, ob Sie beide kürzlich miteinander telefoniert haben«, sagte Emert.
    »Vielleicht«, sagte sie. »Warten Sie, ja, das habe ich. Kurz. Leonard rief an und fragte, ob ich diesem schrecklichen Mann vom Fernsehen irgendetwas über … irgendwas gesagt hätte. Ich habe gesagt, nein. Ich habe ihm gesagt, er solle sich keine Sorgen machen … der Mann sei nur auf Skandale aus. Aber Leonard war sehr besorgt. Er sagte, der Mann hätte ihn sogar beschuldigt, während des Zweiten Weltkriegs Informationen über die Bombe an die Russen weitergegeben zu haben.«
    Emert beugte sich vor. »Und, hat Leonard den Russen Informationen über die Bombe zugespielt?«
    »Leonard? Im Leben nicht«, sagte sie. »Aber bei Jonah würde es mich nicht wundern. Ich war nicht seine einzige Freundin, wissen Sie. Er hat viel zu viel Geld für Frauen und Whiskey ausgegeben. Ich weiß gar nicht, wie er sich bei seinem Unteroffizierssalär so viel Lasterhaftigkeit leisten konnte.«
    Emert starrte sie unverwandt an. »Lady, ich glaube, Sie lügen. Ich möchte, dass Sie morgen Nachmittag runter auf die Polizeidienststelle kommen und eine Aussage machen. Ich werde Sie auch bitten, einen Lügendetektortest zu machen, es sei denn, Sie fürchten, der könnte Sie belasten.«
    Ihre Reaktion darauf verblüffte Emert und mich. Beatrice lachte. »Fürchten? Detective, ich glaube jedes Wort, was ich gesagt habe. Warum um alles in der Welt sollte ich Angst vor einem Lügendetektor haben?« Plötzlich ruckte ihr Kopf nach unten und dann wieder hoch. »Ach du je, das war ganz schön ermüdend«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Haben die Gentlemen etwas dagegen, wenn eine alte Frau jetzt zu Bett geht? Es klingt, als hätte ich morgen einen aufreibenden Nachmittag vor mir.«
    Emert blickte finster drein, doch er erhob sich, also stand ich ebenfalls auf. »Ein Uhr«, sagte er. »Bringen Sie einen Anwalt mit, wenn Sie einen brauchen.«
    »Was ich brauche, ist eine Zeitmaschine, Detective«, sagte sie, stand mühsam auf und brachte uns schlurfenden Schrittes zur Tür.

39
    Das Telefon klingelte ein Dutzend Mal oder öfter, bevor sie dranging. »Hallo?« Sie klang alt und müde. Nicht zittrig wie am Abend zuvor. Ich war mir ziemlich sicher, dass das Zittern Effekthascherei gewesen war, damit Emert und ich uns rasch verabschiedeten. Das hier klang echt. Es war der erschöpfte, niedergeschlagene Tonfall, den ich eine Stunde zuvor auch in Eddie Garcias Stimme gehört hatte, als er mir erzählt hatte, dass es in der Spenderdatenbank keinen passenden Knochenmarkspender gab und dass Carmens Mutter aus Bogotá zu Besuch kam, um sich eine Weile um den Kleinen zu kümmern.
    »Beatrice, hier spricht Bill Brockton«, sagte ich. »Bitte verzeihen Sie, dass ich so früh anrufe. Ich habe überlegt, ob ich Sie heute Morgen besuchen könnte?«
    »Sie und dieser abscheuliche Polizist?«
    »Nein«, sagte ich, »ich allein. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir noch eine Geschichte erzählen.«
    »Verstehe«, sagte sie. »Sie behalten mich wegen meines Unterhaltungswerts in Ihrer Nähe. Wie dieser persische König, wie hieß er noch?«
    »Welcher König?«
    »König Wiehießernoch? Ich erinnere mich nicht an seinen Namen. Niemand erinnert sich an seinen Namen. An die Geschichtenerzählerin erinnern wir uns sehr wohl. Scheherazade.«
    »Ach ja«, sagte ich. »Tausendundeine Nacht. Um nicht zum One-Night-Stand zu werden, hat sie Geschichten gesponnen, die niemals endeten.«
    »Nicht nur, dass sie niemals endeten«, sagte sie. »Sie verwoben sich zu einem Teppich, Geschichten,

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