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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Fotos drauf sind?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Wenn wir den Film entwickeln lassen, kommen wir vielleicht dahinter. Haben Sie bei sich in der Dienststelle eine Dunkelkammer?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir schicken so was ins Labor der Kriminalpolizei. Aber da inzwischen das meiste digital gemacht wird, haben sie die Abteilung ziemlich zurückgefahren. Es könnte Wochen dauern, bis das hier entwickelt wird. Und wenn es ein komischer alter Film ist, weiß ich nicht mal, ob sie’s überhaupt entwickeln könnten.«
    »Das FBI hat ein ziemlich gutes Fotolabor«, sagte Thornton.
    »Wer wirklich gut ist bei alten Fotos und Filmen«, sagte ich, »ist Thompson Photo Products in Knoxville. Die Typen essen, schlafen und atmen quasi in Schwarzweiß. Wenn Sie wollen, gebe ich die Patrone auf dem Rückweg zur Uni dort ab.«
    »Er hat recht«, sagte Art, »das sind die Besten. Immer wenn wir bei der Polizei von Knoxville was Fotografisches haben, was wir nicht hinkriegen, wenden wir uns an sie.«
    Thornton zuckte die Achseln. »Soll mir recht sein«, sagte er. »Wahrscheinlich sind es eh nur Fotos von einem Picknick des Physikalischen Instituts im Jahr 1955, aber wer weiß … vielleicht haben wir auch Glück.« Emert versiegelte die Filmpatrone in einem Asservatenbeutel und reichte ihn an mich weiter. Dann ging er ins Wohnzimmer und holte aus den Tiefen einer ramponierten ledernen Aktentasche eine Beweismittelquittung.
    Ich schaute auf meine Uhr. »Ich sollte mich allmählich auf den Weg machen«, sagte ich. »Ich glaube, die schließen um fünf, und jetzt ist es kurz vor vier.«
    »Fahren Sie«, sagte er. »Vielen Dank, dass Sie den Kurier spielen. Und sagen Sie mir Bescheid, wie es sich entwickelt.« Art und ich stöhnten unisono.
    Als ich zur Haustür hinausging, fiel mein Blick auf etwas Weißes, das in den Sträuchern neben der Veranda lag. Ich bückte mich, um es genauer in Augenschein zu nehmen, und sah, dass es ein zusammengeknülltes Blatt Papier war. Ich steckte den Kopf noch einmal zur Tür hinein. »Leute? Es ist vielleicht nichts, aber vielleicht möchten Sie es doch überprüfen.« Emert kam heraus, inspizierte das zerknüllte Papier und bat den Techniker, ihm eine Pinzette zu holen. Der Detective holte das Papier aus dem Gestrüpp, nahm es mit hinein und legte es auf einen kleinen Tisch gleich hinter der Haustür, neben eine Handvoll ungeöffneter Post. Vorsichtig zog er das zerknüllte Papier mit der Pinzette auseinander. Thornton, Art und ich standen um ihn herum und schauten zu. Als das Blatt sich entfaltete, wurden die Tintenschnörkel zu Buchstaben und die Buchstaben zu Worten.
    Und die Worte lauteten: »Ich kenne dein Geheimnis.«

10
    Ich nahm nicht oft an Beerdigungen von Menschen teil, deren sterbliche Überreste ich untersucht hatte. Zum einen, weil ich in der Regel – auch wenn ich mich intensiv mit ihrem Körper beziehungsweise ihren Knochen befasst, quasi das Gerüst ihres Lebens studiert hatte – in keinerlei Beziehung zu ihnen stand. In Novaks Fall hatte ich die Knochen nicht einmal angefasst; nur Garcia hatte leider über einen längeren Zeitraum in engem Kontakt mit Novaks sterblichen Überresten gestanden. Doch als mir bewusst wurde, dass Novak Garcia und in geringerem Ausmaß auch Miranda und mich der Gammastrahlung ausgesetzt hatte, hatten das Wissen und die Sorge und die Angst in mir etwas auflodern lassen, was emotional genauso mächtig war wie radioaktive Strahlung und was mich mit aller Macht in diesen Fall hineinzog. Ich wollte helfen, den Kerl zu fassen, der Novak ermordet hatte, vorausgesetzt, es war tatsächlich ein bizarrer Mord und kein noch bizarrerer Selbstmord. Vor allem aber wollte ich helfen, den Kerl zu fassen, der meine Freunde Eddie und Miranda in Gefahr gebracht hatte, wenn auch sicher nicht mit Absicht. Wie lautete der militärische Begriff für Schäden durch ungenauen oder überdimensionierten Waffeneinsatz? Kollateralschaden. Eddie Garcias Knochenmark und Hände und Mirandas Fingerspitzen – falls der von Sorensen geschilderte GAU eintrat – mochten in den Augen eines Mörders geringfügige Kollateralschäden sein. Doch für mich bedeuteten sie schmerzliche Verluste.
    Der andere Grund, der mich zu Novaks Beerdigung nach Oak Ridge gelockt hatte, war anthropologische Neugier. Als physischer Anthropologe befasste ich mich jahraus, jahrein mit den elementarsten und ganz greifbaren Resten von Menschen, ihren Knochen. Die menschliche Kultur dagegen – die

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