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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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zufriedenstellendes Geräusch noch ein solches Gefühl zustande, doch die Geste kam mir trotzdem feierlich vor. »Und war einer dieser Stammgäste in der Lage, Licht auf das Geheimnis der Scheune zu werfen?«
    Sie legte die Hand auf das verschwommene Foto und schob es, ohne den Blick von meinen Augen zu nehmen, von der Zeitschrift. Ich schaute darauf, und da war es, auf der Seite abgedruckt. Vor dem Hügel stand eine schlichte, fensterlose Holzscheune mit einem hohen, schlanken Silo an einem Ende. Doch hier hatte ich kein Foto vor mir, sondern eine Illustration, eine Art architektonische Zeichnung. Als ich den Artikel dazu las, hörte ich mich wiederholt »Hmm« und »Hmm« sagen. Die »Scheune«, las ich, war gar keine Scheune, obwohl sie mit Bedacht so gestaltet worden war wie eine. Es war der getarnte Zugang zu einem unterirdischen Lagerbunker für bombenfähiges Uran-235, das kostbare Produkt, das Beatrice von Tonnen von Uran-238 zu trennen geholfen hatte. Sämtliches U-235, das während des Zweiten Weltkriegs in Oak Ridge produziert worden war, hätte – leicht tödlich, aber leicht – in zwei Schuhkartons gepasst. Doch zur Produktion dieses Urans waren hunderte von Wissenschaftlern, zehntausende von Arbeitern und hundert Millionen von knappen Kriegsdollars erforderlich gewesen. Die Nation hatte – auch wenn nur eine Handvoll Menschen davon wussten – ziemlich viel auf den Wurf dieses wissenschaftlichen Würfels gesetzt. Kein Wunder also, dass General Groves das U-235 gut verstecken wollte.
    Das Silo neben der Scheune war in Wirklichkeit ein Wachturm aus Stahlbeton, wusste der Artikel zu berichten. Bei genauerer Betrachtung der Zeichnung entdeckte ich unter dem überhängenden Blechdach des Silos versteckte Fenster mit kugelsicherem Glas, wie es in dem Artikel hieß. Unter den Fenstern waren dünne Schlitze in Fächern aus dickem Stahl: Schießöffnungen für Maschinengewehre.
    Ich nahm Novaks Foto zur Hand. Die Qualität war miserabel, aber nicht so miserabel, als dass ich nicht hätte erkennen können, dass die Proportionen des Gebäudes und des Silos darauf denen des Uranbunkers entsprachen. Sicher, die Perspektive war eine andere – die Zeichnung war aus ebenerdiger Perspektive angefertigt worden, während Novaks Foto irgendwo von oben, durch eine Lücke in den Bäumen nach unten blickend, geschossen worden war. Doch die Ähnlichkeit war unverkennbar. Selbst das Dach des Silos – ein seltsamer, achteckiger Hut von einem Dach und keine runde Kuppel, wie sie auf den meisten Silos zu finden war – stimmte exakt überein.
    Unser Essen kam, also schlug ich die Zeitschrift mit dem Foto darin zu. Die beiden Servierteller aus Aluminium füllten den ganzen Tisch. Die Pizzasoße dampfte, der Käse war geschmolzen, und die einzelnen Stücke waren riesig. Nachdem er die Tabletts abgestellt hatte, reichte der Kellner uns je eine Plastikgabel, dünne Dinger, wie ich noch nie welche gesehen hatte, und einen winzigen Pappteller – nicht größer als Unterteller, ehrlich – für die riesigen, fetttriefenden Pizzastücke. Big Ed, dachte ich, ist irgendwo da oben und lacht sich schlapp über uns.
    Und auch das fand ich in Ordnung.
     
    Wir verließen das Restaurant mit zwei Resteschachteln, die sich unter ihrem schweren, fettigen Inhalt schon durchzubiegen drohten, als wir die Straße überquerten und den Parkplatz des angrenzenden Footballfelds betraten. Isabella hatte gesagt, ich könnte die Zeitschrift behalten, und ich hatte sie mit dem Foto zusammengerollt und in eine Gesäßtasche gesteckt. Ich fühlte mich nicht befugt, ihr Einzelheiten zu erzählen, aber ich sagte, es könnte sein, dass in der Nähe der Stelle, von der aus das Foto aufgenommen worden war, jemand begraben lag.
    »Hab ich’s doch gewusst«, sagte sie.
    »Woher?«
    »Tote Menschen sind Ihr Ding«, sagte sie. »Damit befassen Sie sich. Sie liegen Ihnen am Herzen. Wenn Sie sich so viel Mühe geben, kann es nur um einen Toten gehen.« Oberflächlich mochten ihre Worte wie eine Beleidigung oder ein Vorwurf klingen, doch in ihrem Tonfall war nichts, was andeutete, dass sie so gedacht waren. Sie brachte nur zum Ausdruck, wie sie mich sah, und ihre Einschätzung war zwar unsentimental, aber zutreffend.
    »Und was ist Ihr Ding? Bücher?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht direkt. Ich habe einen Magister in Geschichte, ich habe meine Magisterarbeit über das Manhattan-Projekt und Oak Ridge geschrieben.«
    »Sind Sie in Oak Ridge aufgewachsen?«
    Sie

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