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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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schüttelte den Kopf. »Louisiana.«
    »Und wie kamen Sie darauf, sich für die Geschichte von Oak Ridge zu interessieren?«
    »Eine Familienverbindung«, sagte sie. »Mein Vater. Und meine Großmutter.«
    »War sie eines der Calutron-Mädchen, die in der Y-12-Anlage Uran angereichert haben?«
    »Nein.« Sie zögerte. »Sie hatte mit Plutonium zu tun. Mit der Arbeit im Graphitreaktor.«
    »Physikerin? Chemikerin?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts so Hochtrabendes«, sagte sie. »Hören Sie, ich muss gehen. Vielen Dank für die Pizza und die nette Gesellschaft.«
    »War mir ein Vergnügen«, sagte ich. »Beides. Wo haben Sie geparkt?«
    »Gar nicht«, sagte sie. »Ich wohne gleich da den Hügel rauf. Ich gehe zu Fuß.«
    »Ich fahre Sie«, bot ich ihr an, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Es gibt eine Abkürzung über das Footballfeld«, sagte sie. »Es ist nicht weit, und ich gehe gern ein paar Schritte.«
    »Dann begleite ich Sie. Und da Sie keine Bücher dabeihaben, trage ich Ihre Pizza.«
    »Danke, aber ich komme zurecht«, sagte sie. »Oak Ridge ist sehr sicher. Also, abgesehen von dem einen oder anderen bizarren Mord.«
    Ich lachte. »Erlauben Sie mir, Sie wenigstens ein Stück zu begleiten. Bis wir an den dunklen Stellen vorbei sind, wo die Monster lauern.« Ich zog sachte an der Pizzaschachtel.
    Sie gab nach, und wir schlenderten gemächlich den gepflasterten Weg zum Footballfeld hinauf. Am hinteren Ende des Footballfelds bog sie auf einen Fußweg ab, der zu einer weiteren großen Rasenfläche hinaufführte. Wie das Footballfeld lag sie in einer natürlichen Senke, doch diese Senke wurde von Bäumen gesäumt statt von Tribünen. Die Lichter der Häuser aus den 1940er-Jahren schienen durch die kahlen Bäume. »Das ist ein Trainingsplatz«, sagte sie. »Hier macht die Footballmannschaft Konditionstraining, und die Fußballer nutzen ihn auch.« Am hinteren Ende des Trainingsplatzes begann dichter Wald. »Passen Sie auf, wo Sie hintreten«, sagte sie. »Hier ist ein tiefes Loch. Da fängt ein Regenwasserkanal an. Der läuft unter den Rasenplätzen durch und den Hügel runter zur Turnpike. Wenn Sie da reinfallen, finden wir Sie womöglich erst, wenn der Frühlingsregen Sie in der Nähe der Stadthalle rausschwemmt.«
    Ich spähte in die Dunkelheit, konnte aber nicht viel erkennen. »Haben Sie das Ding da unten erforscht? Klingt, als würden Sie sich hier gut auskennen.«
    »Nur auf dem Papier«, sagte sie. »Ich habe Karten. Also, im Oak-Ridge-Raum gibt’s Karten – die alten Manhattan-Projekt-Pläne aus der Zeit, als Straßen und Abwasserkanäle verlegt wurden. Ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch auf Erden, der die Karte des Abwasserkanalsystems von 1945 interessant findet.«
    »Einige von uns mögen Tote, andere Pläne von Abwasserkanälen«, sagte ich. »Es gibt eben solche und solche. Ich finde es interessant, dass Sie so etwas interessant finden.«
    Sie zeigte auf eine Öffnung zwischen den Bäumen. »Da ist der Gehweg rauf in meine Straße«, sagte sie. »Vielen Dank noch einmal. Es war sehr nett.«
    Bevor ich wusste, wie mir geschah, machte sie eine rasche Bewegung auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann schoss sie durch die Lücke zwischen den Bäumen in die Dunkelheit davon.
    »Warten Sie«, rief ich. »Ihre Pizza.«
    Ich lauschte auf Schritte, aber alles, was ich hörte, war der Winterwind, der durch die kahlen Äste fuhr. Der Wind war frostig, doch meine Wange war warm.

27
    Gegen zehn Uhr vormittags fanden sich die Fahrzeuge allmählich hinter dem Sicherheitskontrollpunkt an der Bethel Valley Road ein, so spät, dass sich der morgendliche Verkehr am Oak Ridge National Laboratory gelegt und die Sonne den nächtlichen Frost gnädigerweise bereits vertrieben hatte. Ich hatte am Abend zuvor mit Thornton und Emert telefoniert und auf ihren nachdrücklichen Wunsch hin auch Arpad angerufen, um zu hören, wie rasch wir eine Suche in der Nähe des alten Uranbunkers auf die Beine stellen konnten.
    Ein Wagen des ORNL-Sicherheitsdienstes wartete bereits mit laufendem Motor auf dem Seitenstreifen, als Miranda und ich den Kontrollpunkt passierten. Ich fädelte unseren Instituts-Pick-up hinter der weißen Geländelimousine ein und schaltete den Motor aus. Miranda fischte ein Bündel gefalteter Papiere aus der Tasche. »Hier, lesen Sie das«, sagte sie.
    Ich faltete die Seiten auf. Es schien ein Ausdruck aus dem Internet zu sein – eine Biografie von George Kistiakowsky, dem

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