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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Football-Feld vom Jackson Square trennte, schlenderte unter Markisen den Bürgersteig entlang und betrat das beste Restaurant in Oak Ridge – und eines der besten im Osten von Tennessee: Big Ed’s Pizzeria.
    Big Ed war die Schöpfung von Ed Neusel, und der Spitzname war eigentlich eine Untertreibung. Big Ed war – wie jeder, der ihn einmal auf einem Barhocker im hinteren Bereich der Pizzeria hatte hocken sehen, bestätigen konnte – ein Koloss von einem Mann gewesen. Er war längst in die große Pizzaküche im Himmel eingezogen, doch sein Erbe und sein Ebenbild lebten weiter. An der Glasfront des Restaurants prangte eine überlebensgroße Karikatur von Big Eds Gesicht. T-Shirts mit demselben Bild – und dem Zitat HIER KNETET DER CHEF – waren bei Touristen, die Oak Ridges Beitrag zur Geschichte und zur Kochkunst zu schätzen wussten, heiß begehrte Souvenirs.
    Die Küche war offen und nahm eine Längshälfte des schmalen Restaurants ein. Hinter der Theke, die die Küche vom Speiseraum trennte, drängten sich acht oder zehn Highschool-Kids – alle in Big-Ed-T-Shirts – unter Leuchtstoffröhren, drehten Teigscheiben, verteilten Belag, schoben Pizzas in eine Wand voller Öfen und holten sie wieder heraus. Ed Neusel war immer bereit gewesen, einem jungen Menschen einen Job zu geben, und es freute mich, dass seine Grundsätze seinen Tod genauso überlebt hatten wie seine Pizzarezepte.
    Im Speiseraum war es dunkel wie in einer Höhle – schwarze Decke, dunkler Holzfußboden, schmuddelige Zwischenwände, trübes Licht. Das war wahrscheinlich gut so, denn ich spürte, wie mir der Fuß ein wenig wegrutschte, auf Fett oder Tomatensoße oder einer Mischung aus beidem, bis mein Schliddern von einer klebrigen, halb eingetrockneten Bier- oder Limonadenpfütze gebremst wurde. Wahrscheinlich hing an irgendeiner Wand die Beurteilung eines Kontrolleurs vom Gesundheitsamt, aber ich wollte sie gar nicht sehen.
    Ich suchte in dem düsteren Raum nach Isabella, doch ich konnte sie nirgendwo entdecken. Allerdings konnte ich auch kaum jemanden ausmachen, obwohl der Laden voll war. Sämtliche Tische hätten mit Mitgliedern des Lehrkörpers und mit Studierenden des anthropologischen Instituts besetzt sein können, und ich hätte keinen von ihnen erkannt.
    Im Rücken spürte ich einen kalten Windstoß, als die Tür zur Straße aufging. »Hi.« Wieder hörte ich ihre Stimme dicht hinter mir. Sie hatte eine Art, sich an mich heranzuschleichen, die mir allmählich gefiel. »Wir hatten nach Dienstschluss noch eine Mitarbeiterversammlung, die nicht enden wollte. Jemand hat die scharfen Gemälde aus den Kunstbüchern ausgeschnitten, und wir haben überlegt, wie wir ihn erwischen wollen.«
    »Kunstdiebe in der Stadtbücherei von Oak Ridge«, sagte ich. »Wer hätte das gedacht? Ist denn nichts mehr heilig?«
    »Vielleicht war es Diebstahl, vielleicht auch Zensur«, sagte sie. »Schwer zu sagen. Wie auch immer, den Büchern tut’s nicht gut. Sollen wir uns setzen?« Sie nickte zu einer Sitzecke in einer schmalen Nische direkt hinter der Tür, und wir schoben uns auf gegenüberliegende Bänke. Von den Leuchtstoffröhren aus der Küche drang ein wenig Licht in die Nische – nicht so gut für den Appetit, aber hilfreich, um mein Gegenüber anzusehen, während sie sprach. Sie reichte mir eine Speisekarte – eine einfache Karte, die verschiedene Größen und Beläge aufführte, das Papier durchscheinend vom Fett. »Was mögen Sie?«
    »Ungefähr alles, außer Oliven«, sagte ich. »Peperoni, Würstchen, Schinken, was auch immer. Und Sie?«
    »Ich bin Vegetarierin«, sagte sie. »Wie wäre es, wenn wir zwei bestellen? Eine für Sie und eine für mich?«
    Eins von den Highschool-Kids, ein schlaksiger Rothaariger, der zu seinem T-Shirt zerrissene Jeans und rote, hohe Converse-Turnschuhe trug, kam unsere Bestellung aufnehmen. Ich bestellte eine Cola und eine kleine Pizza Hawaii mit gekochtem Schinken, Ananas und Zwiebeln. Sie verzog das Gesicht und bestellte für sich dann ein Bier und eine vegetarische Pizza Speziale. Der Junge notierte alles und wandte sich zum Gehen, drehte sich jedoch noch einmal um. »Die vegetarische auch klein?«
    »Ähm, nein«, sagte sie. »Eine große bitte.«
    Ich lachte. »Sie sind mir ja eine.«
    »Hey, Sie bezahlen. Und die Reste will ich mit nach Hause nehmen.«
    Ich rief die Bedienung zurück und änderte meine Bestellung ebenfalls in eine große.
    »Also«, sagte ich dann zu ihr, »Sie haben etwas für mich, das

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