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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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nichts Beunruhigendes. Und nun», kündigte ich voll Würde an, «lassen Sie mich die Zuckungen in Ihrer Herzgegend befühlen.» Mit heftigem Zugriff legte ich meine Handfläche zwischen ihre Brüste, als wollte ich eine Mücke zerquetschen. Mich noch immer streng an die klinische Terminologie klammernd, gab ich herablassend zu: «Ich vermag tatsächlich eine gewisse Spannung festzustellen.»
    «Aber gehen Sie, Doktor», sagte sie, indem sie mir zuzwinkerte und einen Rippenstoß versetzte, «wir sind doch alle nur Menschen, was? Wie wär’s, wenn Sie mal abends auf einen kleinen Drink zu mir kämen?»
    «Es wäre in Zukunft vielleicht besser, wenn Sie sie hierher bestellten», sagte Dr. Farquarson mit heftig zuckenden Augenbrauen. «Oder lassen Sie mich zu ihr gehen. Das wird sie abkühlen.»
    «Aber das Ganze ist nur meine eigene Schuld», erwiderte ich bitter, indem ich mein Stethoskop auf den Untersuchungsdiwan schleuderte. «Ich hätte die Situation besser meistern sollen.»
    «Das ist ein Berufsrisiko, das wir auf uns nehmen müssen. Die Weiber langweilen sich nachmittags, ob sie nun in Canterbury oder in Canonbury leben. Und der Arzt ist die Person, die sie am leichtesten erwischen können.»
    «Aber das hätte doch zu allen möglichen Komplikationen mit dem Obersten Ärzterat führen können! Ich wußte nicht, wie ich mich aus der Affäre ziehen sollte.»
    «Sie kennen doch selbstverständlich die Regel: » Er kratzte sich die Backe mit einer Operationszange. «Wenn’s nach mir ginge, müßte dies oberhalb jeder Spitalstüre in Stein eingemeißelt stehen. Ist viel sinnvoller als , und außerdem viel weniger deprimierend. Aber vom Gesichtspunkt eines wohlbestallten Witwers aus betrachtet, besteht das wirksamste Abschreckungsmittel darin, eine eigene Frau als Hintergrund zu haben, Richard, mein Junge.»
    Ich erwog dies. «Aber sind Sie nicht auch der Ansicht, daß die Ehe eine Operation ist, die nur im äußersten Notfall vorgenommen werden sollte?»
    «Stimmt», gab Dr. Farquarson zu. «Lassen Sie sich Zeit. Doch nicht eine Ewigkeit.»
    Ich ließ mich in den Patientensessel fallen. «Aber wen könnte ich denn überhaupt heiraten? Ich kenne doch gar keine Mädchen.»
    «Aber, Richard! Selbst meine Greisenaugen können nicht übersehen, daß die Straßen von Hampden Cross von ihnen wimmeln.»
    «Doch sie hängen alle am Arm eines anderen oder sitzen auf den Motorrädern anderer hinten drauf. Ich wüßte nicht, wie man heutzutage Mädchen kennenlernen soll. Und wie soll ich wissen, daß ich die richtige gewählt habe?»
    «Ich würde Ihnen raten, die mit den hübschesten Beinen zu nehmen. Ein ebenso vernünftiger Weg, sich eine Frau zu suchen, wie jeder andre.»
    Ich überredete Mrs. Tadwich, mich die Untersuchung ihres Herzens in meiner Ordination fortsetzen zu lassen, wo sie in einem enganliegenden schwarzen Kleid, mit zwölf Zentimeter hohen Absätzen und fünf Zentimeter langen Fingernägeln erschien. Den Rock hinaufziehend, begann sie jede Vorsprache damit, daß sie über ihren verschollenen Gatten in einem Ton sprach, der eine intime Verbindung zwischen uns durchblicken ließ.
    «Solche Patientinnen pflegten wir zu Doktor McBurneys Zeiten nicht zu sehen», erklärte Miss Wildewinde, wenn sie nachher mit Nachdruck die Fenster des Sprechzimmers aufriß.
    Schon kurz nach meiner ersten Begegnung mit Mrs. Tadwich lernte ich die Familie in «Capri» kennen. So hieß eines jener als «Tudorbauten» bezeichneten Häuser, für welche die englischen Architekten zwischen den zwei Weltkriegen eine so düstere Leidenschaft entwickelten. Ich war gerufen worden, um eine Miss Porson zu untersuchen, und als ich einen Garten von geradezu überwältigender Ordentlichkeit durchschritt, stellte ich die Diagnose, es müsse sich entweder um eine ältliche Wirtschafterin mit einer quälenden Neurose oder eine beschäftigungslose alte Jungfer handeln, die infolge Müßiggang, Schokolade und Gin Fett angesetzt hatte. Doch die Türe wurde mir von einem klassischen Fall von Gallenblasenleiden auf getan, einer hübschen, dicken, fruchtbaren Frau um die Vierzig, die einen Tweedrock und eine rosa Bluse trug.
    «Miss Porson?» fragte ich, in Betrachtungen versunken, wann sie ihre letzte Gallensteinkolik gehabt haben mochte.
    «Sie sind also Doktor

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