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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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nur Miss Wildewinde meinen Freund mit Mißbilligung zu betrachten.
    «Ein impertinenter junger Mann», äußerte sie sich über ihn, nachdem er eine Woche bei uns weilte.
    «Ach nein, Miss Wildewinde. Doktor Grimsdyke gibt sich zwar recht heiter, aber im Grunde seines Wesens ist er sehr ernst.»
    «Ich bin überzeugt, Doktor McBurney hätte ihn nicht einen Augenblick lang geschätzt, mit Verlaub zu sagen.»
    «Er könnte uns eine Menge reicher alter Damen als Privatpatientinnen bringen», redete ich ihr gütlich zu. «Wer weiß?»
    «Scheint so, als hätte er schon damit begonnen», erwiderte sie bissig. «Vor der Türe steht ein Auto, das durchaus nicht nach Krankenkasse aussieht.»
    Ich hatte gerade meine Ordination beendet, und als ich die Eingangstüre öffnete, erblickte ich zu meiner Überraschung einen langen, neuen schwarzen Bentley und einen flotten Jüngling mit lockigem Haar und zehn Zentimeter langem Schnurrbart, der die Windschutzscheibe mit einem Paisley-Tüchlein polierte.
    «Doktor Gordon?» fragte er; eine Reihe blitzender Zähne erschien unterm Schnurrbart.
    «Der bin ich.»
    «Wie geht’s, Doktor?» Er reichte mir mit überströmender Herzlichkeit die Hand.
    «Guten Tag.»
    «Na», fuhr er fort, nachdem eine kleine Gesprächspause eingetreten war. «Das ist ein großartiger Wagen.»
    «Sicher», stimmte ich bei. «’s gibt keinen besseren.»
    «Auf der ganzen Welt nicht. Spielt alle Stückchen.» Er tätschelte ehrfürchtig die Motorhaube. «Automatisches Getriebe, veränderliche Radaufhängung, Zentralschmierung, Sonnendach, Dreiklangradio — was man nur will. Ein wundervoller Wagen. Eine Zigarre, Doktor», drang er in mich und zog eine Kiste Havannas aus dem Handschuhfach, als ich ihm meine Tabatiere anbot. «Nehmen Sie sich für später auch noch ein paar. So ist’s recht. Ein Drink, Doktor? Die Armatur enthält auch ein komplettes Barschränkchen.»
    «Leider kann ich untertags keinen Alkohol zu mir nehmen.»
    «Frisby mein Name», sagte er, eine Visitenkarte hervorholend. Er gehörte zu jener Sorte Männer, neben denen man oft in Bars stellt; sie pflegen ein helles Bier zu trinken und über Ventilstößel zu sprechen. «Von Buckingham Palace Motors, selbstverständlich.»
    Ich nickte. Autohändler teilen mit Versicherungsagenten und Erzeugern ärztlicher Einrichtungen die abergläubische Vorstellung, junge Ärzte seien zahlungskräftig. Ich hatte ebenso viele Chancen, den Bentley zu kaufen wie die Queen Mary; da ich aber ein paar freie Minuten hatte, willigte ich ein, als er vorschlug: «Wollen Sie nicht eine kleine Probefahrt machen?»
    «Das war wirklich ein nettes Erlebnis», sagte ich dankbar, als wir nach einer Rundfahrt um die Abtei wieder vor dem Haus angelangt waren. Mr. Frisby hatte mir die einzelnen technischen Vorzüge seines Musterstückes in Ausdrücken auseinandergesetzt, denen ich ebensowenig zu folgen vermochte wie er wohl einer anatomischen Demonstration.
    «Doktor», sagte er, «Sie werden mit diesem Wagen sehr, sehr zufrieden sein.»
    «Sicher würde das der Fall sein», stimmte ich ihm zu, «nur habe ich leider nicht die geringste Aussicht, ihn mir je leisten zu können.»
    Er starrte mich verblüfft an.
    «Es war sehr freundlich von Ihnen, ihn mir vorzuführen, Mr. Frisby», sagte ich im Aussteigen. «Aber ich brauche ihn wirklich nicht. Beziehungsweise, ich kann ihn nicht erschwingen.»
    «Aber Sie haben ihn doch gekauft!» rief er.
    «Gekauft?» Ich wurde langsam ärgerlich. «Wie hätte ich das sollen? Ich habe weder Sie noch den Wagen je in meinem Leben gesehen.»
    Einen Augenblick lang glaubte ich, er würde seine Zigarre zurückfordern.
    «Schauen Sie mal her», fuhr er, schon weit weniger liebenswürdig fort. «Ist das Ihre Unterschrift, oder nicht?»
    Er zog einen gedruckten Bestellzettel aus seiner Tasche. Dieser trug die Signatur «G. S. F. Grimsdyke, L. S. Apoth. (Cork)».
    «Damit habe ich nicht das geringste zu tun», protestierte ich. «Wie mein Partner das Geld aufgetrieben hat, einen Bentley zu kaufen, kann ich mir nicht vorstellen, aber das ist schließlich seine Sache. Wenn Sie ihn zu sprechen wünschen, müssen Sie noch eine halbe Stunde warten.»
    «Hören Sie mal — Sie sind doch Doktor Gordon, nicht wahr?»
    Ich bejahte.
    «Nun, dann haben Sie den Wagen gekauft. Wir wurden beauftragt, Ihre Praxis damit zu belasten.»
    «Was! Aber... aber... verdammt nochmal! Doktor Grimsdyke hat keine wie immer geartete Befugnisse —»
    «Passen Sie gut auf,

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