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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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nicht?»
    «Also, Robin —»
    «Na, jedenfalls guten Tag», sagte er und schüttelte mir schmerzhaft die Hand. «Aha», fuhr er fort, auf meinen bescheidenen Wagen deutend. «Ist das am Ende das letzte Modell?»
    «Gewiß.»
    Er pfiff durch die Zähne. «Wissen Sie denn nicht, daß man bei diesem Modell die Hinterradachse garantiert nach zehntausend Kilometern verliert? Sie hätten das Modell vom Vorjahr kaufen sollen.»
    «O Gott, wirklich?»
    «Ich glaube, wir sollten uns lieber der Familie zeigen», sagte Nicki und nahm meinen Arm.
    Ich bekreuzigte mich im Geiste, als ich ihr folgte.
    Das Empfangszimmer der Barringtons sah wie das Bühnenbild des dritten Aktes einer häuslichen Komödie aus, knapp nachdem der Vorhang in die Höhe gegangen ist. Zur Rechten saß eine schlanke brünette Dame, die Nickis ältere Schwester hätte sein können, hinter einem Teetablett. In der Mitte der Bühne, den Rücken dem Kamin zugewandt und die Hände tief in die Rocktaschen versenkt, stand Commander Barrington. Er war ein hochgewachsener, grauhaariger Herr in blauem Anzug; laut Nicki hatte er das Kommando von Schiffen zugunsten von deren Versicherung auf gegeben. Symmetrisch zur Linken befand sich eine ältere Dame in einem gelben Kleid, das hauptsächlich aus Fransen zu bestehen schien; das mußte Tante Jane sein. Tante Jane, hatte Nicki mir erklärt, lebe bei ihnen und hatte eine geheimnisvolle, bestürzend verwickelte Liebesaffäre hinter sich. Alle drei blickten mir mit dem angespannten, jedoch höflichen Interesse entgegen,; das Eltern zeigen, wenn ihre Kinder bei Cocktailpartys mit irgendeinem ausgefallenen Gegenstand, den sie im Garten gefunden haben, auftauchen.
    «Mummy, das ist Richard.»
    «Sie wollen also wirklich unsere Nicki heiraten?» platzte Mrs. Barrington sofort heraus.
    «Seht, seht, Connie!» flüsterte der Commander mit Bühnenlautstärke. «Wir dürfen es doch jetzt noch nicht wissen!»
    «Ach, richtig!»
    Ich wurde herumgereicht. Dann senkte sich Schweigen herab, das nur durch Robin unterbrochen wurde, der geräuschvoll seine Pfeife durchblies. Doch der Commander, sichtlich ein Mann, der jeder Krise gewachsen war, sprach herzhaft: «Wie wär’s mit einem Täßchen Tee?»
    «Milch oder Zitrone?» fragte Mrs. Barrington, höchlichst erleichtert.
    Die britische Nation zeigt sich glücklicherweise von ihrer besten Seite, wenn es gilt, eine peinliche gesellschaftliche Situation zu meistern, handle es sich nun um eine Verlegenheit allgemeiner Natur oder um Wasser, das plötzlich durch das Deck des Speisesalons eindringt. Die brillante Kriegslist unseres Volkes, über das Wetter zu sprechen, gab uns die Möglichkeit, stereotype Phrasen zu wechseln, während wir uns den Kopf darüber zerbrachen, was zum Teufel wir als nächstes aufs Tapet bringen sollten. Danach hielten der Commander und ich ein bedachtsames Gespräch über Angeln im Gange, bis wir erfaßten, daß keiner von uns das leiseste davon verstand. Tante Jane begann ein Detail aus ihrem tragischen Leben zu erzählen, wurde jedoch durch einen verweisenden Blick von Nickis Mutter zum Schweigen gebracht, und Robin nützte die Gelegenheit, mir mitzuteilen, daß sowohl meine Uhr wie meine Füllfeder Fabrikate seien, die bekanntermaßen bei Gebrauch auf unerklärliche Weise ihren Dienst versagten. Ich verschluckte mich beim Teetrinken und ließ einen Kuchenteller auf den Pudel fallen, aber sonst war alles nur halb so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Die Barringtons stellten offenbar mit Erleichterung fest, daß ich zumindest nicht den Marmeladelöffel abschleckte oder unter nervösen Tics litt.
    «Ich nehme an», sagte Nicki mit einem bedeutsamen Blick, als die Teetassen weggestellt wurden, «daß du und Daddy ein Wörtchen miteinander reden wollt?»
    «Ein Wörtchen?» wunderte sich der Commander, als läge ihm nichts ferner. «Ach, natürlich. Gewiß doch. Wie Sie wünschen. Vielleicht kommen Sie mit mir in meine Bärenhöhle, Richard?»
    Ich folgte ihm in ein kleines Zimmer an der anderen Seite des Hauses, das mit Büchern vollgestopft und mit Seestücken und Schiffsmodellen geschmückt war. Nun war endlich der entsetzliche Augenblick gekommen. Die Szene war mir von Karikaturen her so vertraut, daß ich nun erst recht nicht wußte, wie ich mich zu benehmen hatte. Sollte ich habtacht stehen und um die Auszeichnung bitten, die Hand seiner Tochter erhalten zu dürfen? Oder sollte ich lieber irgendein Scherzwort fallen lassen, etwa, daß ich Nicki zu meiner

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