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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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hier unterzeichne, Mr. Robbinson.»
    «Sehr wohl. Es wäre natürlich sehr vernünftig, wenn darin ebenso für den Fall des Todes Ihrer Gattin wie für den Ihren Vorkehrungen getroffen würden. Nehmen wir an, Sie fallen auf dem Rückweg von der Kirche einem Verkehrsunfall zum Opfer. Ich werde eine Klausel einfügen, derzufolge Ihre Gattin Sie um einen Monat überleben muß, um die Erbschaft antreten zu können. Auf diese Weise würden wir um eine doppelte Erbschaftssteuer herumkommen.» Mr. Robbinson fand am Leben wenig Vergnügliches, doch nun brach er auf Kosten des hohen Fiskus in ein kehliges Lachen aus. «Dann gilt es noch, die Möglichkeit einer Nachkommenschaft ins Auge zu fassen.»
    «Nachkommenschaft? Ach so, Sie meinen...»
    Ich hörte mich bereits Nicki sagen, daß ich die Nachkommenschaft mit frischen Windeln versehen wolle.
    «Und Sie müssen selbstverständlich auch für den Tod der Nachkommenschaft entsprechende Anordnungen treffen», fuhr Mr. Robbinson fort, der sich bei diesen Ausführungen sichtlich erwärmte. «Ebenso würde ich Ihnen raten, eine Lebensversicherung aufzunehmen, die Ihrer Witwe zugute käme. Sodann erhebt sich noch die Frage der Hausversicherung und der Invalidenunterstützung. Es gibt da eine ganz beträchtliche Menge von Fallen», wiederholte er kopfschüttelnd. «Und nun erlaube ich mir, Ihnen als alter Freund der Familie Glück zu wünschen.»
    «Der Häuseragent war noch weit annehmbarer als der alte Robbinson», sagte ich Nicki, als wir Mr. Mays Büro mit dem jüngeren Partner, einem sechzehnjährigen Burschen, der der Untersuchungskommission für Geisteskranke entkommen zu sein schien, verließen. «Heute morgen war mir wie einem Patienten zumute, der zu einer Operation eingeliefert wird und dem man sagt, daß er ein prächtiges Exemplar für den Leichenbeschauer abgeben wird.»
    «Ach, du Armer! Du hast auch wirklich ausgesehen, als wäre dir dein eigenes Gespenst begegnet. Aber ich bin überzeugt, ganz so schlimm kann die Ehe nicht sein.»
    «Na, wir werden’s bald selbst herausfinden, nicht wahr? Jedenfalls können wir uns gegenseitig aufheitern, wenn wir einander am Kamin unsere Testamente vorlesen.»
    «Wenn wir einen Kamin haben.»
    «Du hast recht, das ist der springende Punkt. O mein Gott», rief ich, als der junge Mann vor einer riesigen, düsteren, mit Schlingpflanzen überwucherten und verfallenen viktorianischen Villa das Zeichen zum Halten gab. «Ist das am Ende der     Während der darauffolgenden zwei Wochen sahen wir eine große Anzahl von Objekten, von denen, im Widerspruch zu Mr. Mays Worten, kein einziges in uns den Wunsch erweckte, dort zu leben. Unser ganzer Gewinn bestand darin, daß wir uns ein tiefschürfendes Wissen in der Taktik von Häuseragenten aneigneten. Wir kamen bald darauf, daß «ein geräumiger Wohnsitz» ein Anwesen umschrieb, in dem man bequem ein Pensionat untergebracht hätte, wohingegen ein «gut eingeteiltes Heim» bedeutete, daß die Eingangstüre direkt ins Wohnzimmer führte. «Ein mit letztem Komfort eingerichtetes Appartement» hieß, daß die früheren Bewohner ihren alten Kühlschrank zurückgelassen hatten, und «ein für weiteren Ausbau außerordentlich geeigneter Besitz» war eine Umschreibung dafür, daß er reif für den Abbruch war. Alles, was «für Gentlernen angemessen» war, erwies sich als geradezu verbrecherisch teuer, «zum Aufenthalt einladend» blickte mit der Hinterfront auf Eisenbahngeleise, und «ein ungewöhnlich eigenartiges Haus» war stets der Schandfleck der Gegend. Wir begannen wunde Füße zu bekommen, übellaunig zu werden und die Nomadenstämme zu beneiden.
    «Wenn wir heute nachmittag nichts finden, was uns gefällt», erklärte ich, als wir unsere müden Füße bei einem Gasthausmahl ausruhen ließen, «gebe ich die Idee auf, ein Haus zu kaufen. Dann werden wir’s mit einer möblierten Wohnung in einem dieser scheußlichen Wohnhausblocks irgendwo in London versuchen, und ich werde auf dem Untersuchungssofa schlafen, wenn ich Nachtdienst habe.»
    Nicki lehnte das ab. «Ich will mit einem Heim beginnen, das mir gehört. Ich hab schon viel zu lang inmitten von Möbeln anderer Leute gehaust.»
    Ich blickte sie an. Vielleicht zu meinem Glück war ich doch nicht so sehr von Liebe verblendet, um zu übersehen, daß Nicki manchmal eine junge Frau sein

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