Dr. Gordon verliebt
Doktor.» Er reichte mir den Durchschlag eines Blattes. «Sie brauchen nur nach den Schlüsseln zu verlangen. Unser Partner wird sich ein Vergnügen daraus machen, Sie Ihren Anweisungen gemäß herumzuführen.»
Nichts bringt einem jungen Mann den ganzen Ernst einer Eheschließung deutlicher vor Augen als ein Hauskauf. Ich hatte diesen Morgen damit begonnen, der Anwaltskanzlei meiner Familie, Doubleday, Westmoreland, Berridge & Horsepath in der Chancery Lane, einen Besuch abzustatten. All diese Namen schienen jetzt reiner Blickfang zu sein, da die Firma von einem Mr. Robbinson geführt wurde, den ich seit dem Augenblick kannte, da ich auf seinen Knien saß und dem Ticken seiner goldenen Uhr lauschte, während er mir den Kopf tätschelte und mich den «kleinen Erben» nannte. Ich fühlte mich daher berechtigt, in sein Büro mit den Worten zu platzen: «Guten Morgen, Mr. Robbinson, ich bringe Ihnen eine freudige Nachricht — ich beabsichtige mich zu verheiraten.»
Das naturbedingte Ungestüm eines verliebten jungen Mannes wurde durch einen frischen Januarmorgen und die Erwartung verstärkt, Nicki beim Mittagessen zu sehen; und indem ich meinen
Hut auf einen mit einer rosa Bauchbinde versehenen Stoß Papier warf, fuhr ich fort: «Ist das nicht phantastisch? Ein berauschendes Gefühl! Das ganze Leben scheint in Technicolor an einem vorüberzuziehen.»
Mr. Robbinson schnupfte auf. Er war ein gewiegter Schnupfer. Sagte man etwas, das er bezweifelte, schnupfte er mit seinem rechten Nasenloch; mißtraute er einem, schnupfte er mit dem linken; lehnte er jemanden ab, setzte er beide in Aktion. Er war ein großer, magerer, weißhaariger, vorgebeugter Mann mit einer langen Nase und hätte durchaus nicht fehl am Platze gewirkt, wenn er auf einem Bein in einem Zooteich gestanden wäre. Seine Kanzlei glich, wie die der besten Londoner Anwälte, einer Illustration zu Dickens, und er selbst saß inmitten eines regelrechten, aus schwarzen Blechbehältern gebildeten Leichenhauses, die die Namen seiner Klienten und daneben in hellerer Schrift den Vermerk «Verstorben» trugen.
«Heiraten, eh?» Mr. Robbinson sprach seinen Klienten stets in schwermütigem Tonfall an, den Blick auf dessen obersten Westenknopf fixiert.
«Das wollen wir», fuhr ich aufgeräumt fort. «Samstag, den ersten Februar, halb drei Uhr, findet die kirchliche Trauung statt. Natürlich hab ich Nicki — so heißt meine Braut — alles über Sie erzählt, und wir beide wären kolossal bauchgepinselt, wenn Sie dabeisein wollten. Aber zuerst wollen wir uns ein Haus kaufen und möchten gern, daß Sie den ganzen notwendigen Kram dabei erledigen.»
«Sie wünschen, daß ich die notarielle Seite Ihrer Angelegenheiten übernehme?» fragte Mr. Robbinson und schnupfte mit beiden Nasenlöchern.
Ein kalter Luftzug schien die Pergamentskelette der verblichenen Rechtsakten zum Rascheln zu bringen.
«Ja, bitte», sagte ich.
Mr. Robbinson zog bedachtsam ein blankes Papier zu sich heran. «Ein weiser Entschluß. Ein Hauserwerb birgt mancherlei Fallen. Sind die Originaldokumente nicht in Ordnung, könnten Sie eines Tages leicht ohne jegliche Kompensation auf gerichtlichem Wege aus dem Anwesen vertrieben werden.»
«Ach, wirklich?»
«Dann wären noch die damit verbundenen unvermeidlichen bedeutenden Auslagen zu erwähnen. Sie werden wahrscheinlich eine Hypothek benötigen? Und ich nehme an, Sie sind davon unterrichtet, daß nach vollzogener Eheschließung das Einkommen Ihrer Gattin aus steuertechnischen Gründen zu Ihrem eigenen hinzugeschlagen wird?»
«Ja», erwiderte ich fröhlich. «Es ist mir bekannt, daß die Regierung es heutzutage den Leuten, die in Sünde leben, wesentlich billiger gibt.»
Er schnupfte dreimal hintereinander auf. «Ich werde für eine Änderung Ihrer Steuerbemessungsgrundlage Sorge tragen. Wann, sagten Sie, tritt der Wechsel Ihres bisherigen Status ein?»
«Am ersten Februar», erwiderte ich mit gedämpfter Stimme.
«Haben Sie bereits Ihr Testament verfaßt?» fragte er.
«Um Gottes willen! So schlimm steht’s bereits? Sie meinen, ich sollte dies tun?»
«Es wäre nicht unangebracht. Ich werde heute nachmittag einen Entwurf konzipieren. Sie können, wenn Sie wünschen, in Anbetracht Ihrer bevorstehenden Eheschließung eine spezielle Fassung haben. Dann können Sie das Testament unmittelbar nach der Trauungszeremonie unterzeichnen.»
«Ich denke, es wäre für alle Beteiligten angenehmer, wenn ich ein ganz normales Testament hätte, das ich
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