Dr. Gordon verliebt
wollen. Der alte Doggett versprach, seine drei besten Leute zu schicken. So ein Kostenvoranschlag ist ja doch eine großartige Sache, nicht währ? Nun weiß man genau, woran man ist. Ich wundere mich, warum das nicht auch die Chirurgen tun. Etwa so: Nicki lachte am anderen Ende der Leitung. «Natürlich müßte man noch hinzufügen. Nun haben wir unsere gute Laune wieder. Ruf mich morgen an, Darling.»
Mr. Doggetts drei beste Leute langten im Häuschen nach dem Tag ein, an dem ich selbst dort mit einem Feldbett, einem Primuskocher und dem Petroleumofen des Sprechzimmers mein Quartier aufgeschlagen und Porzellanscherben im Werte von mehreren Pfund im Garten verscharrt hatte. Die drei bestanden aus einem großen, mageren Mann mit spitzem Kahlschädel, langem bleichem Gesicht und jenem Ausdruck schmerzlicher Verzweiflung an der Menschheit, den man an Märtyrerbildern findet; einem dicken, fidelen Burschen in gestreiftem Leibchen und amerikanischer Baseballmütze; und einem gekrümmten Alten mit langem Schnurrbart und den Augen eines Bluthundes, der langsam in den Zimmern herumschlurfte und von seinen Gefährten sichtlich als viel zu senil für jegliche Arbeit betrachtet Wurde.
Die Männer begrüßten mich freundlich und begütigend, dann machten sie sich an ihr Tagewerk. Aus einem mitgebrachten Privatvorrat von Sprießholz und Kohle entzündeten sie im nackten Kaminrost des Wohnzimmers ein Feuer, setzten einen Teekessel auf und ließen sich im Umkreis nieder, in die Lektüre eines zerteilten Daily Mirror vertieft.
«Ein Täßchen gefällig, Herr Chef?» rief der Dicke, als ich fertig angekleidet war. «Grad haben wir einen aufgegossen.»
Ich mußte in die Ordination eilen, wo mich Dr. Farquarson freundlicherweise mit einem Frühstück bewirtete; doch zu Mittag konnte ich nicht der Versuchung widerstehen, mich wegzustehlen und nachzusehen, was die drei inzwischen alles getan hatten. ich fand sie noch immer um das Feuer sitzend vor; jetzt verzehrten sie allerdings belegte Brötchen. Ich hatte den Verdacht, daß sie den ganzen Vormittag in dieser Weise verbracht hatten; da jedoch das Zimmer von Farbtöpfen und Eimern übersät war, nahm ich an, daß einer von ihnen doch einmal umgerührt hatte.
«Wir warten auf die Leitern, Herr Chef», erklärte der Dicke munter, an einem Stück Brot und einer roten Rübe kauend. «Sie kommen mit dem andern Wagen nach.»
Ich entschuldigte mich wegen der Störung und zog mich zurück, um mein eigenes Logis in Ordnung zu bringen. Durch die offene Türe des Wohnzimmers hörte ich den Mageren bemerken: «Is schon erstaunlich, was für Häuser heutzutag von den Leuten gekauft werden, was?»
«Ja», stimmte der Dicke zu. «Kann nicht behaupten, daß ich viel davon halt. Herrjemine! Da zieht’s ja wie in einem Hühnerstall!»
«Die Fenster sind auch kein Glanzstück. Haben sich geworfen.»
«Und schau dir mal die Fußböden an.»
«Na, ich würd da nicht wohnen wollen, nicht geschenkt.»
«Wir müssen’s ja nicht, Gott sei Dank. Aber ich glaub trotzdem, die Leute sind gar nicht so schlecht gestellt. Er is Arzt, nicht wahr?»
«Die Ärzte schwimmen alle in Geld», sagte der Alte. «Man braucht sich nur die Stempel auf den Kassenscheinen anzuschaun.»
Dann entspann sich ein hitziger Streit wegen des Fußballtotos unter ihnen, der sie, wie ich annahm, bis zum Schluß der Arbeitszeit beschäftigen würde.
«Sie haben einen Brückenkopf errichtet», erzählte ich Nicki abends am Telephon. «Den heutigen Tag verbrachten sie damit, ihre Position zu befestigen, morgen könnten sie eventuell mit den aktiven Operationen beginnen. Ein Gutes ist gottlob daran — selbst wenn wir die ersten fünf Jahre unserer Ehe mit diesem Trio Zusammenleben müssen, kann Mr. Doggett nicht einen einzigen Penny mehr dafür in Rechnung stellen.»
Als ich den Hörer auflegte, sah ich zu meiner Überraschung den Baumeister in der Diele stehen; er blickte besorgt drein und umklammerte seinen Hut, als wäre dieser eine Art moralischer Rettungsring.
«Kann ich mit Ihnen sprechen, Doktor?» fragte er verschüchtert.
«Naja... ist es dringend, Mr.
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