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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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zum Sterben mies, wie’s einem
eben von Zeit zu Zeit ist, und sie glaubte, daß man sich dabei so verhalten
müsse. In Wirklichkeit war sie verstopft.»
    «Jedenfalls eine interessante
Patientin», murmelte ich tröstend.
    «Wiederum ja und nein. Die Fairchild
ist nicht nur ein entsetzlicher Hypochonder, sondern auch recht anmaßend. Wenn
einem Tausende von Menschen nachtnächtlich Beifall klatschen, muß man sich wohl
einreden, daß man eine verflucht wichtige Persönlichkeit ist. Sobald sie drauf
kam, daß sie gar nicht richtig im Sterben lag, fragte sie: Bube da an meinem Bett? Ruft einen richt’gen Arzt herbei!> Erst war ich ein
bißchen verärgert, dann erfaßte ich, daß Lady Macbeth aus ihr sprach. Von da an
kamen wir weitaus besser miteinander aus. Sie begann sogar — auf eine
distanzierte Art — einen Narren an mir zu fressen. Nur als ich sie untersuchen
wollte, gab’s erst recht Schwierigkeiten. Um keinen Preis wollte sie mich ihre
Brust abhorchen lassen. Wenn ich einen Blick auf ihre oberen Regionen werfen
will, muß ich scheint’s warten, bis sie in einer Komödie aus der Rokokozeit
auf-tritt.»
    In diesem Augenblick wurde unser
Gespräch neuerdings unterbrochen; diesmal durch das Erscheinen eines eher
unansehnlichen, etwa neunzehnjährigen Mädchens mit Ponyfransen, enger
Schottenhose, hinaufgeschobener Brille und hinaufgeschobenem Busen.
    «Ah, hier sind Sie, Dr. Grimsdyke! Ich
habe Ihnen etwas zu bestellen.» Ihre Stimme senkte sich ehrfurchtsvoll. «Von
Miss Fairchild. Sie wünscht Sie heute abend nach ihrer
Rückkehr ins Hotel zu sprechen.»
    «Mit Vergnügen. Ich werde sie vor ihrer
Tür erwarten», entgegnete Grimsdyke unterwürfig. «Zu welcher Zeit?»
    «Nicht vor halb zwei. Miss Fairchild
nimmt an einem Souper im Les Ambassadeurs teil.»
    «Wie steht’s mit der zweiten Flasche
Medizin?»
    «Sie schmeckt ganz anders als die
erste, Dr. Grimsdyke.»
    «Ach, gehen Sie — ist doch dasselbe
Rezept! Vielleicht hat Miss Fairchild vorher sowas Ähnliches wie Zwiebeln
gegessen?»
    «Miss Fairchilds Medizinen pflege stets ich zu kosten, Dr. Grimsdyke. Wollen Sie bitte umgehend ein neues Rezept
in ihre Suite senden? Außerdem ißt Miss Fairchild niemals Zwiebeln.»
    «Jetzt siehst du, wie’s ist», sagte
Grimsdyke, nachdem das Mädel uns allein gelassen hatte. «Das ist natürlich ihre
Sekretärin. Steht gänzlich unter ihrem Pantoffel. Und scheint sich dran noch zu
begeilen. Vom Standpunkt der Psychologie aus eine negative Persönlichkeit,
genau wie der Gatte. Ein eher widerlicher Bursche mit
Existentialistenhaarschnitt, der seine Zeit damit verbringt, im
    Kielwasser seiner berühmten Gebieterin
dahinzuzockeln und ihr aus dem Nerzmantel und in den Rolls Royce zu helfen.
Auch schon ein Leben! Aber das bringt mich zur Sache. Hör mal zu, Alter — »
    Wieder schweifte sein Blick durch die
Bar.
    «Du weißt doch über unsere
Berufsgeheimnisse wie das Grab zu schweigen, ja?»
    «Selbstverständlich!»
    «Verzeih meine Frage, aber es ist
lebenswichtig, daß folgendes eisern unter uns bleibt. Selbst die Leute vom Bau
dürfen nichts darüber erfahren.» Er dämpfte seine Stimme noch mehr. «Ich habe
begründeten Verdacht, daß Miss Monica Fairchild Familienzuwachs erwartet.»
    Ich hob die Augenbrauen. «Tatsächlich? Das
ist ja hochinteressant.»
    «Das möcht ich meinen! Wenn es
der Fall ist. Aber nach diesem Schnitzer auf hoher See möcht ich mich nicht ein
zweitesmal blamieren, wie du dir vorstellen kannst. Da sei Gott vor! Deswegen
will ich ja deinen Rat einholen, jetzt, wo deine Erfahrungen über diesen
Zustand stets von neuem erweitert werden.»
    «Was für Symptome hat sie?» fragte ich.
    Nachdem er sie mir geschildert hatte,
mußte ich zugeben: «Sieht verdächtig danach aus.»
    «Ganz meine Meinung, Alter. Es fragt
sich nun, was soll ich als nächstes unternehmen?»
    «Wäre es nicht das einfachste, sie zu
einem dieser allgewaltigen Harley-Street-Bonzen zu schicken?»
    «Da sitzt ja der Haken», erwiderte
Grimsdyke mit gequälter Miene. «Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer die
große Fairchild zu nehmen ist! Ich trau mich nicht einmal, die Sache aufs Tapet
zu bringen! Oh, ich kenne alle diese Sprüchlein über die Wechselbeziehung
Arzt-Patient. Aber keine der Regeln läßt sich auf diesen Spezialfall anwenden.
Von allem Anfang an würde sich ein entsetzlicher Wirbel erheben. Und wenn ich
mich täuschen sollte... Solche Weiber brauchen eben keinen Arzt, sie brauchen
einen

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