Dr. Gordon wird Vater
Löwenbändiger.»
«Warum greifst du nicht, wenn du
durchaus eine diskrete Diagnose stellen willst, auf unseren gemeinsamen alten
Freund, den Xenopus-Frosch, zurück?» schlug ich vor.
Verdutzt fragte er: «Was für einen
Frosch? Alter? War nie sehr beschlagen in Geburtshilfe und was so damit
zusammenhängt.»
«Das ist doch der Standard-Test»,
erklärte ich ihm. «Du hast nichts anderes zu tun, als das zu erlangen, was man
so schön eine nennt. Die Flasche sendest du dann an die
gescheiten Bürschchen im Pathologielabor, und nachdem sie einen jener
schwergeprüften Frösche zweckentsprechend damit behandelt haben, können sie dir
nach ein paar Stunden sagen, was mit der Patientin los ist. Hängt alles mit den
ausgeschiedenen Hormonen zusammen. Es muß aber selbstverständlich ein
Xenopus-Frosch sein, auch unter den Bezeichnungen xenopus laevis oder
Südafrikanische Klauenkröte bekannt —»
Grimsdyke sprang auf die Füße.
«Welch grandiose Idee, mein lieber
Junge! Wenn ich ihr nicht sage, wozu ich’s brauche, kann ich sie leicht dazu
bringen, mir ein solches Pröbchen zu liefern. Dann schick ich das ins Labor und
hab die Antwort in der Tasche, ohne daß jemand davon eine Ahnung hat. Das
vereinfacht alles enorm. Ich bin dir ewig dankbar.»
«Ich freue mich nur zu sehr, dir helfen
zu können», erwiderte ich bescheiden.
«Hör mal, laß mich dir meinen Dank in
tatkräftigerer Form ausdrücken. Willst du nicht an einem der kommenden Abende
mit Nicky hier soupieren? Keine Sorge, es wird nur zum übrigen geschrieben»,
fügte er hinzu, als er mich zögern sah. «Wir können uns zu dritt völlig
spesenfrei einer hochfeinen Schwelgerei ergeben. Ja, ich werd’s schon jetzt dem
Chefkoch nahelegen, das Beste springen zu lassen», rief er, sich begeistert die
Hände reibend. «Dicker Freund von mir, der alte Chefkoch, seit ich seine
chronischen Verdauungsbeschwerden behandle.»
«Kolossal nobel von dir, Grim», sagte
ich anerkennend. «Nicky wird sicher rasend gern kommen.»
«Das mindeste, was ich tun kann, alter
Junge. Aber ich fürchte, du wirst dich ein bißchen in Gala werfen müssen»,
sagte er entschuldigend. «Bei Anbruch des Abends muß ich mich in den Smoking
werfen wie ein verdammter Fernsehansager. Setzen wir’s für Mittwoch in vierzehn
Tagen an.»
Wir schieden unter starken Gefühlen
gegenseitiger Hilfsbereitschaft.
«Ich freu mich schrecklich darauf, ins
Arundel zu gehen», sagte
Nicky, als ich nach Hause gekommen war.
«Es wird für mich ein richtiger Hochgenuß sein, schon deswegen, weil ich eine
Ewigkeit nicht mehr ausgegangen bin.»
«Und schon deshalb, weil’s uns keinen
Heller kostet.»
«Ich werde allerdings ein neues Kleid
brauchen, Liebster.»
«Ein neues Kleid? Und das neue
schwarze, das du so gern hast?»
«Oh, das kann ich unmöglich ins Arundel
anziehen.»
«Dann muß ich wohl auch meinen Smoking
putzen lassen», knurrte ich. «Er trägt noch immer die Narben vom letzten
Treffen im St. Swithin.»
«Ja, es wird wirklich fein sein, wieder
einmal auszugehen», wiederholte Nicky. «Solange ich mich noch in der
Öffentlichkeit sehen lassen kann.»
6
Um
dieselbe Zeit führte mich unser Ungeborenes zu Dr. Ann Partridge.
Dr. Partridges Praxis lag am anderen
Ende von Hampden Cross, und kraft ihrer Mitgliedschaft im
Königlichen Kollegium der Ärzte für Geburtshilfe und Frauenleiden fand sie sich
fast an jedem Wochenbett des Städtchens ein. Ich selbst wich schamlos
Patientinnen, die Mutterfreuden entgegenblickten, wie Pockenkranken aus und
verstand daher von Geburtshilfe ungefähr soviel wie ein Generalstabsarzt; die
Gynäkologie spaltet, ähnlich dem Golfspiel, die Menschheit in zwei Parteien:
die einen sind davon angezogen, die anderen abgestoßen. Da Dr. Farquarson
Entbindungen nur dann Vergnügen bereiteten, wenn sie während eines
Hochland-Blizzards in einer Tagelöhnerhütte beim Licht tropfender Kerzen vor
sich gingen, übernahm Nicky den Großteil der Geburtsfälle unserer Praxis;
dieses Arrangement würde wohl vom Augenblick an geändert werden müssen, da sie
für sämtliche neue Patientinnen einen abschreckenden Anblick bot. Doch da ihr
Dr. Partridge als ältere Kollegin von der Ärzteschule her wohlbekannt war,
beschloß Nicky, ihr die eigene Schwangerschaft anzuvertrauen.
«Alles in allem wär’s die beste Lösung,
im eigenen Heim zu hecken», erklärte Dr. Partridge, die sich zu einer eher
geselligen als ärztlichen Visite bei uns
Weitere Kostenlose Bücher