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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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oft?» fragte ich erschreckt zurück.
    «Nur im Unterbewußtsein, natürlich»,
klärte er mich auf. «Dann gibt es da noch diesen interessanten Zustand der
Couvade —»
    Außerstande, länger gegen meinen
Lachreiz anzukämpfen, rief ich: «Aber, Tony! Selbst du mußt doch zugeben, daß
jenes Märchen, der Ehegatte weise dieselben Symptome wie seine Frau auf, pures
Altweibergeschwätz ist?»
    «Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und
Erde, Horatio, als sich Edens und Hollands «Handbuch der Geburtshilfe) träumen
läßt», entgegnete er mir dunkel. «Sooft Molly in den Wehen liegt, krieg ich
scheußliche Bauchschmerzen.»
    «Hab allerdings anfangs am Morgen auch
unter leichten Übelkeiten gelitten», gab ich zu. «Doch das hab ich auf
Grimsdykes zollfreien Rum geschoben.»
    «Er hat leicht reden», sagte Molly
Benskin, als ich sie einige Minuten später zu solch erleuchteter Elternschaft
beglückwünschte, während Tony es übernahm, die zwei anderen psychologischen
Probleme zu Bett zu bringen.
    «Er braucht keine Windeln zu waschen»,
fuhr sie fort und verzog leicht den Mund. «Oder zu plätten, die Pfützchen
aufzuwischen und von Morgen bis Abend alle paar Minuten die verschmierten
kleinen Gesichter zu putzen. Um das Geld, das Tony für Bücher über
Kinderpsychologie vergeudet, könnte ich mir eine Waschmaschine anschaffen, die
hundertmal nützlicher wäre. Ich weiß nur eines sicher in der
Kinderpsychologie», schloß sie verzagt, «und das ist: wie man’s macht, macht
man’s falsch.»
    «Sofern ich aus rein theoretischen
Erfahrungen heraus mitreden kann, neige ich dazu, dir recht zu geben.»
    «Es gibt nur eine einzige Möglichkeit,
ein Kind auf das Leben vorzubereiten», erklärte Molly Benskin mit Festigkeit.
«Man stelle es auf ein hohes Regal, breite die Arme aus und rufe:
Dann entferne man sich. Ich wünschte von ganzem Herzen, Tony
möchte lieber am Auto basteln, wie jeder normale Mann.»
    Doch mein Besuch bei Benskins war
nutzbringend, denn er hinterließ in mir das Gefühl, ich nähme meine kommenden
Verpflichtungen nicht ernst genug. Und meine Sorgen galten weniger den
psychischen Leiden unseres Ungeborenen als der Notwendigkeit, dem armen kleinen
Wurm ein Plätzchen zu schaffen, wo es wohnen konnte.
    «Entweder sind alle Leute hier so auf Hampden
Cross versessen, daß sie sich von diesem verdammten Ort nicht trennen wollen»,
sagte ich zu Nicky, «oder es hat jemand in seinem Garten ein Uranvorkommen
entdeckt und kauft heimlich den ganzen Distrikt auf.»
    Ich hatte mich bei Realitätenmaklern
umgesehen, wie ich es schon vor unserer Hochzeit getan hatte, wobei mir
schmerzlich bewußt wurde, daß ich jetzt meine Zeiteinteilung noch weniger
umstoßen konnte als damals.
    «Es scheint überhaupt nichts Passendes
zu geben», klagte ich. «Kannst du nicht selbst ein paar Büros abklappern,
jetzt, wo du so seriös schwanger aussiehst?»
    Meine Gattin hatte bereits jene
niederschmetternde Phase hinter sich, da jeder weitere Kampf mit normalen
Kleidern aussichtslos wird, und hatte zu den offiziellen Gewändern werdender Mütter
Zuflucht genommen.
    «Hab ich bereits, Liebster, heute nachmittag . Aber vor mir waren schon zwei andere da, beide
noch viel fortgeschrittener als ich.»
    «Und Möbel brauchen wir auch noch»,
sagte ich düster. Obgleich Bankdirektoren, Bauunternehmer und sogar Buchmacher
einen rührenden Glauben an die Zahlungsfähigkeit junger Mitglieder des
Ärztestandes hegen, war dies ein Punkt, der mit besonderem Respekt angesehen
werden mußte. «Die fundamentalen Stücke haben wir ja durch Hochzeitsgeschenke
und so weiter zusammenbekommen, und unsere Familien können wir immer noch
anschnorren. Aber wir stehen bald vor der Wahl zwischen dem nächsten Urlaub und
einem zeitgemäßen Sofa, selbst wenn wir einen Platz gefunden haben sollten, wo
wir es hinstellen.»
    «Glaubst du nicht, daß uns einer der
Patienten helfen könnte?»
    «Die alte Mrs. Mackinnon sieht schon
recht hinfällig aus. Bei einer Wetterverschlechterung könnte möglicherweise
eine Unterkunft frei werden.»
    «Nein!» sagte Nicky schaudernd.
    Kurz darauf wurde unser Problem tatsächlich
durch das Mißgeschick eines meiner Patienten gelöst, wenn auch glücklicherweise
auf weniger drastische Art als im Falle Mrs. Mackinnons. Mitten in meinen
Zweifeln, ob wir je eine Unterkunft finden würden, die wir wegen eines noch
erträglichen Mißstandes, wie verstopfte Abflußrohre oder Poltergeister, billig
an die Hand bekämen,

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