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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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angeschlossen hat?»
    «Neulich am Abend schien er zumindest
recht ernsthaft entschlossen, die nächsten sechs Monate keine einzige Frau
anzusehen. Ich kann ihn mir zwar kaum als eine Art Moby Doc vorstellen.»
    «Ich wollte, er hätte sich etwas völlig
Unromantischem verschrieben, dem städtischen Gesundheitsdienst zum Beispiel»,
seufzte Nicky. «Nicht einmal ihm würde es gelingen, in Belangen der Müllabfuhr
und der Kanalisation in Konflikte zu geraten.»
    «Das möchte ich nicht so sicher
behaupten.»
    Im Laufe der nächsten Wochen wurde mir
richtig angst um ihn. Grimsdyke war ein derart geselliges Wesen, daß es ihm
unmöglich gewesen wäre, sich seinen alten Freunden und alten Stammkneipen fernzuhalten,
selbst wenn er eben einen Mord begangen hätte. Ich fragte mich ernstlich, ob er
nach Neuseeland ausgewandert sei, um dort seine Praxis aufzuschlagen, oder in
einer noch entlegeneren Gegend als origineller Missionsarzt wirkte.
    Als ich mich Mitte Juli an einem Tag
freimachte, um auf Lord’s Cricketplatz dem Match Gentlemen gegen Players
beizuwohnen, hielt ich in der «Taverne» nach ihm Ausschau, einer jener
Örtlichkeiten, wo man oft — wie in der Königlichen Akademie oder der
Untergrundbahnstation Piccadilly Circus — jenen Leuten über den Weg läuft, die
man sehen will, freilich auch ebensooft solchen, die man nicht sehen will.
    Grimsdyke fand ich nicht, doch
Nachricht über ihn, und zwar von seiten eines anderen ehemaligen Studienkollegen des St. Swithin, Tony Benskins.
    «Grimsdyke?» sagte er. «Ja, dem bin ich
vor ungefähr einer Woche zufällig begegnet, als ich bei Simpson Socken kaufte.»
    Wir standen, unsere Maßkrüge in der
Hand, im milden Nachmittagssonnenschein auf der Vortreppe der «Taverne» und
sahen zu, wie der englische Captain einen eleganten Hunderter hinlegte.
    «Er besorgte sich eine
Tropenausrüstung», fuhr Tony fort. «Weißt du, Pfadfindershorts, Moskitonetze
und so weiter. Ich fragte ihn, wohin er reise, aber er war recht verschlossen.
Deutete nur an, er müsse ein bißchen außer Landes. Wie gewöhnlich steckt wohl
wieder ein Weibsbild dahinter, was?»
    «Ja, dies wohl. Aber nicht in der Art
wie sonst.»
    «Irgendwie beneide ich den Burschen.
Mit seinen Vorstellungen von einer Praxis sieht er zwar nicht viel von der
Medizin, desto mehr aber vom Leben. Oh, feiner Treffer, Sir!» rief er, als der
Ball gegen die Grenzpfähle prallte. «Ist mit dir was Aufregendes los?»
    «Ja, wir werden ein Baby kriegen»,
sagte ich stolz.
    «Oh, wirklich? Wir kriegen unser
viertes.»
    «Euer viertes! Großer Gott, Mensch, du
bist also schon drauf gekommen, was dran schuld ist?»
    «Du mußt nach Spielende meine Familie
besuchen kommen», lud er mich ein. «Ich könnte dir bei dieser Gelegenheit auch
ein paar Tips in praktischer Väterkunde geben.»
    Die Benskins lebten in Hampstead und
führten einen jener unorganisierten Haushalte, die stets doppelt so viele
Kinder zu haben scheinen, als wirklich vorhanden sind. Als ich eintraf, war
Schlafenszeit, und ich gewann den Eindrude, sie
leiteten ein kleines Internat.
    «Du hast doch sicher schon von
Schäffers Buch <Über die Bedeutung pränataler Einflüsse auf das sich
entwickelnde Unterbewußtsein> gelesen?» fragte mich Tony Benskin, indem er
mir über die Köpfe seiner zwei Ältesten hinweg einen Drink einschenkte — sie
saßen vor dem Kamin auf ihren Töpfchen, während das dritte hinter der Bühne
schreiend begehrte, zu Bett gebracht zu werden.
    «Leider noch nie davon gehört.»
    «Mein lieber Junge», drang er in mich,
«jeder Vater in unserem Lande sollte verpflichtet werden, es von der ersten bis
zur letzten Seite zu lesen. Meiner Ansicht nach ist das Aufziehen von Kindern
ein hochwissenschaftlicher Prozeß, schon vom Tage der Empfängnis an. Molly war
erst nicht meiner Meinung, aber ich habe sie zu überzeugen gewußt. Unsere
Kinder haben alles, von einer metabolisch gelenkten Diät angefangen bis zur
psychologisch gelenkten Farbgebung ihrer Schlafräume. Es ist absolut notwendig,
sich solche Einzelheiten einzuprägen. Sonst könnten sie leicht für immer im
Stadium der oralen Erotik steckenbleiben.»
    «Vielleicht werden wir uns für das
erste noch an die alte Walze:
    Blau für die Buben, Rosa für die Mädel,
halten», entgegnete ich skeptisch.
    «Bist du dir dessen bewußt, daß jedes
männliche Kind seinen Vater zu entmannen wünscht, weil dieser seine Mutter
liebt?» fragte Tony.
    «Aber sie tun’s doch hoffentlich nicht
sehr

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