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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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der
Parfumflasche ganz leicht festzustellen», erwiderte ich gedankenlos.
    Die Schauspielerin runzelte leicht die
Brauen.
    «Was soll das heißen, Dr. Grimsdyke?»
    Grimsdyke warf mir einen wütenden Blick
zu.
    «Ja also, sehen Sie, Miss Fairchild»,
sagte er schnell. «Das — äh — was Sie mir freundlichst zukommen ließen, wurde
ins Laboratorium gebracht, und man schickte mir den entsprechenden Befund. Hab
ich’s Ihnen nicht bereits mitgeteilt?»
    «Vermögen Sie sich tatsächlich im
Glauben zu wiegen, junger Mann», verkündete sie mit der Stimme der Kleopatra,
«daß ich nur einen Augenblick daran dächte, einem so schmählichen Ansinnen zu
entsprechen? Nie und nimmermehr!»
    Grimsdyke sah mit einemmal sehr
bestürzt aus.
    «Wollen Sie damit sagen, daß diese —
diese Abgabe nicht — äh — von Ihnen stammte?»
    «Nicht im Traum würde ich daran denken!
Ebensowenig, wie ich Locken meines Haars opfern würde, um die Hunderte von
Bitten, die mit jeder Post eintreffen, zu erfüllen.»
    «Großer Gott!» stöhnte Grimsdyke und
klammerte sich an den Tisch. «Sie haben also nicht —»
    «Was stammeln Sie da, elender Narr?»
donnerte Miss Fairchild.
    «Dann war meine Diagnose vielleicht ein
bißchen übertrieben», stotterte Grimsdyke und starrte mir hoffnungslos ins
Gesicht.
    «Wenn Sie damit andeuten wollen», fuhr
ihn Miss Fairchild an, «daß ich kein Baby bekommen werde, so steht das
außer Diskussion. Es wurde bereits in den Zeitungen verlautbart.»
    «Aber, Miss Fairchild», warf ich mich
tapfer dazwischen, um meinen Freund zu retten, «wie hätte man denn, um alles in
der Welt, die entsprechende Probe auf andere Art erlangen können?»
    «Da mir die Sache völlig bedeutungslos
erschien», zischte sie mich an, «veranlaßte ich meine Sekretärin, sie
beizustellen.» Hinter ihr ertönte ein lauter Schrei, gefolgt von einem Krach.
«Mein Gott!» kreischte die Schauspielerin. «Man hole einen Arzt! Rollo ist
tot!»
    Doch ihr Gatte war nur in Ohnmacht
gefallen.
     
    «Noch
nie in meinem Leben bin ich derart behandelt worden», erklärte Grimsdyke
empört, als wir draußen auf der Straße standen. «Nicht einmal ein einziges
Störei hat man mich essen lassen! Und dann noch dem Hausdiener aufzutragen,
meine Sachen zu packen! Diesen Direktor werd ich, hol mich der Teufel,
gerichtlich belangen! Ihr werdet schon sehen! Als erstes morgen früh geh ich zu
meinem Anwalt.»
    «Ich würde mich an deiner Stelle ein
bißchen zügeln», redete ich ihm voll Mitgefühl zu. «Er könnte dich ebensogut
verklagen.»
    Grimsdyke war einen Augenblick lang in
die Betrachtung der Stätte seines früheren Wirkens vertieft.
    «Na schön», knurrte er. «Bin schon aus
besseren Lokalen als diesem herausgeschmissen worden. Jedenfalls gibt’s
haufenweise Orte, wo wir soupieren können — das Ritz, das Mirabelle, das
Mayfair —»
    Er stockte, als ihm einfiel, daß er bei
keinem der genannten ein Konto hatte.
    «Du kannst mir wohl nicht ein paar
Pfund leihen, Alter?» fragte er. «Bin ein bißchen knapp bei Kasse.»
    «Tut mir herzlich leid, Grim. Doch wie
die Dinge standen, hab ich mich nicht mit einer vollen Brieftasche belastet.»
    «Ich habe ein bißchen Kleingeld, wenn
ich dir damit helfen kann», sagte Nicky und öffnete ihre Handtasche.
    Mit vereinten Kräften förderten wir
acht Shilling zehn Pence zutage.
    «Das reicht in der nächsten Kneipe auf
ein halbes Bier pro Kopf, glaube ich», sagte Grimsdyke, die Münzen einsteckend.
«Und bei der Edgware Road kenn ich ein Buffet, wo man Seefisch mit Kartoffeln
kriegt. Hab übrigens nie viel Wert auf üppiges Essen gelegt.»

7
     
    Nach
dem unseligen Abend im Arundel schien Grimsdyke verschollen zu sein. Er hatte
in Erwartung einer kostenlosen luxuriösen Unterkunft sein Untermietezimmer in
Chelsea einem australischen Neurologen weitervermietet, der zu Besuch in London
weilte, und im Swithin — das er in erster Linie als seinen Klub betrachtete und
dessen Gemeinschaftsraum er alle Augenblicke aufsuchte, um Zeitungen zu lesen
und mit seinen alten Freunden zu plaudern — hörte man mehrere Wochen nichts von
ihm. Mittlerweile verkündeten die Tagesblätter, Miss Monica Fairchild «trete
auf Rat ihrer Ärzte einen ausgedehnten Bühnenurlaub an».
    «Wer ihre Ärzte sind, weiß ich nicht»,
bemerkte ich beim Frühstück zu Nicky. «Aber einen Arzt kenne ich, der
gewiß nicht dazugehört.»
    «Armer Grimsdyke! Glaubst du, daß er
sich am Ende dieser antarktischen Walfang-Expedition

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