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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ich.
    «Ein paar Atemzüge lang muß ich wohl
eingedöst sein, aber plötzlich hämmerte jemand entsetzlich an meine Türe. Ich
stand auf — mir war zumute wie dem bezechten Pförtner, den Macduff aus dem
Schlaf schreckt. Draußen stand der Poparapetler Torwächter, von dem ich früher
erzählte, kreideweiß vor Schreck.
    «Schnell, Herr Doktor, schnell!» rief
er, meinen Rock packend, «einer von die Bosses serr serr schlecht, auf Ehrre!»
    «Noch schlimmer als ein dringender Fall
nach einer Party im St. Swithin», bemerkte ich.
    «Mir war, als war ich nach einer von
Tony Benskins Narkosen aufgewacht. Aber noch nie hab ich mich vor meiner
ärztlichen Pflicht gedrückt, Alter. Das Hirn funktionierte ziemlich
reibungslos, wenn mir auch zumute war, als hätte mir jemand mein Rückgrat mit
einer Kalbssülze vertauscht. Wenn das große Tier aus dem Büro just diesen
Augenblick gewählt hatte, seinem Blutdruck zu erliegen, mußte ich mich als
einziger Arzt weit und breit damit befassen.
    Während ich mich endlose Meilen hinter
dem Torwächter einherschleppte und dabei versuchte, mir die richtige Behandlung
für Blutüberdruck ins Gedächtnis zurückzurufen, faßte ich einen heroischen
Entschluß: nach dem Ende dieses Monats würde Grimsdyke sich wieder einschiffen,
um in die Zone gemäßigten Klimas zurückzukehren. Selbst eine Monica Fairchild war
einer massiven Lebernekrose vorzuziehen.
    Aber schließlich fand der Weg ein Ende.
    ,
sagte der Kerl.
    Irgendwie kam mir die Szene nicht ganz
unbekannt vor. Eins stand fest: wir waren wieder im Savoy Hotel. Ich glaubte,
der Patient werde der Alte sein, aber der saß wie sonst an seinem Platz und
sagte nur: Harley Street! Endlose Jahre her, daß wir uns nicht
mehr gesehen haben! Noch immer hinter den hübschen Schauspielerinnen her?>
    Und dann führte mich — könnt ihr euch
in meine Gefühle hineinversetzen? — der Torwächter in das Zimmer, das ich eben
unter solchen Beschwerden verlassen hatte. George, der Barmann, mußte zu Tode
erschrocken nach dem Doktor gelaufen sein. Und da stand ich nun — der einzige
Arzt auf Erden, der je zu einer Konsultation zu sich selbst gerufen worden
ist.»
    «Kein Wort glaub ich» rief Nicky. «Du
hältst Richard zu besten, um dich für Lady Corrington zu rächen!»
    «Jedes Wort ist wahr, bei meinem
hippokratischen Eid!» schwor Grimsdyke. «Wenn ihr mir nicht glauben wollt, geht
nach Poparapetl und erkundigt euch.»
    «Was immer geschehen sein mag — es ist
jedenfalls gut, daß du nicht dortgeblieben bist», entschied Nicky.
    «Du kannst deiner Leber auch während
der Stunden des englischen Alkoholausschanks genug Schaden zufügen», pflichtete
ich ihr bei.
    «Je suis et je reste, jedenfalls», sagte Grimsdyke
leichtherzig. «Wenn’s dir recht ist, möchte ich bei euch unterschlüpfen, wie
mir Nicky netterweise angeboten hat; ich kann den Australier noch nicht aus
meiner Bude hinausschmeißen. Entschuldigt mich jetzt bitte einen Augenblick,
ich muß mein Zeug aus dem Wagen holen.»
    Sobald Grimsdyke außer Hörweite war,
gab ich Nicky mein Gespräch mit Sir Lancelot unter leichten Umschreibungen
wieder.
    «Hochanständig vom Alten, findest du
nicht?» sagte ich voll Wärme. «Wenn auch infolge Stipendien, Unterstützungen
und dergleichen die Szene sich seit unserer eigenen Studienzeit einigermaßen
gewandelt hat, ist’s doch eine riesige Hilfe, ein bißchen was von Sir Lancelots
klingender Münze in der häuslichen Kasse zu haben.»
    «So etwas muß mehr als reiflich
überlegt werden», sagte Nicky.
    «Aber geh, Schatz! Das ist ein Angebot,
auf das sich heutzutage jeder stürzen würde.»
    «Ich möchte unsere Kinder viel lieber
ohne jede Abhängigkeit auf ziehen.»
    «Das weiß ich, Liebste, jeder möchte
das. Aber sobald wir noch einen Mund mehr zu stopfen haben —»
    «Und es würde einfach schrecklich sein,
unter der Fuchtel eines Sir Lancelot zu stehen, solang er lebt.»
    «Vielleicht hast du recht», sagte ich
belämmert. «Aber es ist jedenfalls fast unmöglich, einem Sir Lancelot etwas
abzuschlagen.»;
    Sie starrte mich an. «Richard! Du
willst doch nicht damit sagen, daß du sein Angebot so ohne weiteres angenommen
hast?»
    «Aber was, um alles in der Welt, ist
mir denn andres übriggeblieben? Da wäre es noch dem verlorenen Sohn leichter
gefallen, zu erklären, er stehe nicht sehr um

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