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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Medical
Journal studierte.
    «Nicht viel los diese Woche», sagte er,
als er am nächsten Sonntagabend das Fachblatt beiseite schob. «Gewöhnlich halte
ich mich an die «Vermischten Anzeigern ganz hinten. Manchmal trifft man dabei
auf Angebote wie «Prosperierende Heilmittelfirma sucht jungen Arzt von
angenehmem Äußeren, der amerikanische Reisende zum Lunch begleitet». Aber diese
Woche versuchten nur etliche Burschen ihre alten Mikroskope zu verschachern;
sonst wird nur noch davor gewarnt, Bewerbungsschreiben Originaldokumente
beizulegen.»
    «Bestimmt wird bald etwas auftauchen,
was deinen besonderen Talenten angemessen ist», tröstete ich ihn. ««Wer weiß —
vielleicht benötigt man demnächst einen Hausarzt bei einer Strip-Tease-Revue?»
    «Stellenlosigkeit verursacht mir nie
schlaflose Nächte, Alter. Ist doch meine einzige Chance, dieser scheußlichen
modernen Arbeitsbesessenheit zu entgehen. Dank der Ölgesellschaft hab ich
übrigens genug auf der Bank, um Leib und Seele noch ein bißchen länger
zusammenzuhalten.»
    Er machte eine Pause und setzte
nachdenklich eine Zigarette in Brand.
    «Andererseits kann’s natürlich auch
nicht so weitergehen», bemerkte er plötzlich.
    «Ja, warum denn nicht?»
    «Warum nicht?» Er schien einen
Augenblick lang nach einer Begründung zu suchen. Dann stand er auf und begann
zu meinem Erstaunen im Wohnzimmer auf und ab zu schreiten.
    «Alter», sagte er mit einemmal, «ist
dir, seit ich hier bin, nicht irgend etwas Merkwürdiges an mir aufgefallen?»
    Ich musterte ihn eingehend.
    «Du trägst in letzter Zeit halsfern
geschnittene Hemdkragen.»
    «Aber nein, nichts Derartiges. Etwas —
naja, Fundamentales, wenn ich mich so ausdrücken darf.»
    «Ich fand dich ein bißchen
Stimmungswechseln unterworfen. Hab das auf die Nachwirkungen von Poparapetl
geschoben und darauf, daß du in letzter Zeit stets auf die falschen Pferde
gesetzt hast.»
    «Du bist Zeuge eines unerhörten
seelischen Ringens gewesen», erklärte Grimsdyke gelassen.
    «Gott, wirklich?» Ich sah ihn nervös
an. «Was ist denn los mit dir?»
    Er setzte sich wieder nieder und
schwieg eine Weile.
    «Da wir unter uns sind, kann ich’s dir
ja sagen. Ich habe vor, mich zu verheiraten.»
    «Was hast du vor?»
    Es war so, als hätte Romeo mitten in
der Balkonszene verkündet, er müsse weg, um seinen Abführtee trinken zu gehen.
    «Reg dich nicht auf, Alter», fuhr er
hastig fort. «So drastisch ist es fürs erste nicht gemeint. Will nur sagen, ich
habe rein theoretisch vor, mich zu verheiraten. Das Praktische kommt erst
später.»
    «Das freut mich», entgegnete ich.
    Ich fühlte die Genugtuung jedes
Engländers, dessen Freund ankündigt, er wolle um die Aufnahme in seinen Klub
einreichen.
    «Doch woher dies plötzliche Erweichen
deines Herzens?» fragte ich «Noch vor ein paar Monaten sprachst du, als wärst
du bereit, in ein Mönchskloster einzutreten, wenn du eins finden könntest, das
mit Zentralheizung und Klublizenz ausgestattet ist.»
    «Die Natur verlangt eben ihre Rechte»,
sagte Grimsdyke schlicht. «Ich bin ein gemeiner Kerl gewesen —»
    «Aber, aber! Vielleicht in manchen
Dingen deiner wertvollen Veranlagung nicht entsprechend —»
    «Doch. Hab mit den Gefühlen junger
Frauen in der Blüte ihrer Fortpflanzungsfreudigkeit gespielt. Aber in den
letzten Tagen, da ich die Gastfreundschaft eures traulichen Heims genieße und
Nicky diese kleinen weißen Dinger produzieren sehe, inmitten all dieser
Säuglingsbadewannen und was ihr sonst noch da oben angehäuft habt —» Er zuckte
die Achseln. «Ist wohl der ureingeborene Vaterinstinkt.»
    «Nichts, dessen man sich schämen
müßte.»
    «Jaja, weiß schon. Die
Psychologie-Bonzen haben natürlich vollkommen recht. Er ist immer da, sosehr
man ihn auch unter einem flotten blauen Anzug und leichtherzigen Bemerkungen zu
verstecken sucht.»
    Er war so zerstreut, daß er die
Zigarettenasche auf seine neue Seidenweste fallen ließ.
    «Ich glaube nicht, daß die Grimsdykes
auf Drängen Wilhelms der Eroberers herüberkamen — viel
eher auf Drängen ihrer Gläubiger», fuhr er fort. «Aber weißt du schon, daß ich
der Letzte ihres Stammes bin? Ich gebe zu, die richtige Reaktion auf diese
Feststellung ist: Dennoch ist es schade,
wenn die Sippe, trotz allen ihren Unvollkommenheiten, auf Nimmerwiedersehen
abtreten sollte. Und das einzige, was ich tun kann, ist, entweder für
Nachkommenschaft zu sorgen oder mich in einem Glasgefäß,

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