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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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morgen zu suchen
beginnen», sagte er, schon ein bißchen besser gelaunt. «Herzlichen Dank,
Richard, für deinen wertvollen Rat. Erinnerst du dich, was der alte Sir
Lancelot uns Studenten einzuschärfen pflegte? sowie auf allen anderen Gebieten zu haben, meine Herren, benötigen Sie drei
Dinge - Verstand, Schönheit und Geld. Haben Sie eins von den dreien, so
heiraten Sie die beiden anderen.» Wer weiß? Vielleicht finde ich alle drei im
selben Paar Nylons.»
    «Und wenn nicht, so wirst du bei der
Suche danach eine Menge Spaß haben», erwiderte ich lachend.
    Unser tiefschürfendes Gespräch wurde
von Nicky unterbrochen, die mit einem Eimer eintrat, um den Teppich zu
reinigen.

12
     
    Der
Moment von Sir Lancelots Ankunft näherte sich mit der Geschwindigkeit eines
vorgemerkten Besuchs beim Zahnarzt.
    Chinesischer Tee und Teegebäck lagerten
in der Speisekammer, Wärmflasche und Thermometer hingen im Badezimmer, das Huhn
wartete im Eisschrank, und der Rheinwein lag im Keller eingekühlt. Nichts gab
es mehr zu tun, als unseres Gastes mit jenem Gefühl hoffnungsvoller
Unzulänglichkeit zu harren, wie Passepartout seinerzeit Phileas Foggs.
    «Ich hau jetzt ab», erklärte Grimsdyke
beim Frühstück des Vortags. «Er könnte sich im Datum irren. War immer dafür,
Gefahren auszuweichen.»
    «Du kannst jederzeit zurückkehren, wenn
die Löwenhöhle leer ist», lud ich ihn ein. «Mich quält die Vorstellung, dich
herumwandern zu sehen, ohne einen Platz zu finden, wo du deine vierzehn Anzüge
aufhängen kannst.»
    «Oh, ich werde beim Verein christlicher
junger Männer unterschlüpfen oder sonstwo, wo ich meine Ruhe hab und mich
ungestört über meinen Zeitungsartikel für nächste Woche hermachen kann. Bei
näherer Betrachtung», fügte er grinsend hinzu, «könnt' ich’s mir eigentlich
jetzt, wo ich einen kleinen Sparpfennig besitze, erlauben, eine Nacht im
Arundel abzusteigen.»
    Binnen kurzem brauste Grimsdyke in
seinem Bentley ab, auf Suche nach Unterkunft und Weib.
    Da ich noch einige Minuten Zeit hatte,
bevor ich in die Ordination hinüberging, brachte ich vor Nicky Sir Lancelots
Angebot zur Sprache, mehr oder weniger zum erstenmal seit meiner Rückkehr aus
London.
    «Ich weiß, du hältst mich für
entsetzlich dumm und verbohrt, Richard», sagte sie. «Und wahrscheinlich bin
ich’s auch. Aber mir erschient die ganze Idee
vollkommen indiskutabel. Noch dazu ist er nicht einmal mit dir verwandt.»
    «Ich kann mich sehr gut in deine
Gefühle hineinversetzen», erwiderte ich geduldig. «Aber einem geschenkten Gaul
schaut man doch nicht ins Maul? Wenn er noch dazu so viele goldene Zähne hat.
Vergiß nicht, daß wir dem bedrängten Mittelstand angehören, der oben und unten
von Mühlsteinen, oder was sonst immer ist, zermalmt wird.»
    «Ich bin trotzdem der Ansicht, wir sollten uns ganz aus dieser Sache heraushalten .»
    «Der alte Knabe hat einen Haufen
Zaster, wenn dir das Sorgen macht. Er hat sich ihn zu einer Zeit zugelegt, wo
man ihn nicht sofort der Regierung abliefern mußte, und Chirurgen waren gar
nicht scharf darauf, sich mit einer Chippendale- Garnitur oder einem Dutzend
Whiskyflaschen für erwiesene Dienste abfertigen zu lassen.»
    «Ich werde nicht dulden, daß eines
unserer Kinder unter Sir Lancelots Fuchtel gerät», erklärte Nicky mit Bestimmtheit.
«Er kann noch jahrelang leben —»
    Ich stimmte ihr bei. «Soweit ich ihn
kenne, sind seine Arterien aus Kautschuck.»
    «Und ich kann mir lebhaft vorstellen,
wie er hier sitzen und uns vorschreiben wird, auf welche Art sie erzogen werden
sollen. Es wäre unseren Kindern gegenüber einfach unanständig. Und für uns ist
es ein Ding der Unmöglichkeit.»
    «Aber so schlimm ist er ja gar nicht»,
hielt ich ihr vor. «Er ist sogar sehr anspruchslos. Dieses anmaßende Benehmen
streift er genauso wie seinen Operationskittel über. Beide sind im Laufe der
Zeit zu einem Teil von ihm geworden.»
    «Mit einem Wort, mir paßt es nicht»,
sagte Nicky.
    Ich wußte, daß meine Frau recht
unbeugsam sein konnte; dies hatte seit unserer Heirat schon mehrmals eine
wohltuende Wirkung auf mich ausgeübt, angefangen vom Einschränken meiner
Wirtshausbesuche bis zur Mahnung, meine Hosen an Hosenträgern zu befestigen
statt an einer praktikablen, zwei Zoll breiten Mullbinde. Doch ich fand, sie
sei wie alle Frauen, starrköpfig, und ich sagte es ihr auch.
    «Ich bin nicht im mindesten starrköpfig», fauchte Nicky zurück. «Wahrscheinlich würdest du

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