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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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auch Eva als
starrköpfig bezeichnen, wenn sie die Schlange zertreten hätte.»
    «Liebste, laß uns doch wegen eines
solchen Blödsinns nicht strei- 1 ten», bat ich. «Die meisten Ehepaare
hadern wegen Geldmangel, nicht wegen Geldüberfluß. Wir wollen nicht mehr
darüber reden.»
    Aber natürlich redeten wir noch drüber,
fast bis zum Augenblick, als Sir Lancelots Rolls in unserer Straße auftauchte
und durch ein unsichtbares Ehrenspalier fahrend — hinter den Vorhängen der
Nachbarhäuser — vor dem Hauseingang anhielt.
    Ich sah dem Besuch meines Paten in
meinem Heim mit begreiflicher Nervosität entgegen. Als frischgebackener
Medizinstudent im St. Swithin war ich im geheimen stolz, tief beeindruckt und
hoffnungsvoll gewesen, weil eine solche Bindung zwischen uns bestand, doch
schon bei unserem ersten Zusammentreffen in seinem Operationssaal hatte sich
eindeutig herausgestellt, daß Sir Lancelot von sich aus dieser Bindung
keinerlei Zugeständnisse zu machen gesonnen war.
    «Heda, Lauser!» hatte er gebrüllt. «Sie
jüngste Viper an meinem von Bissen zerfleischten Busen — wie heißen Sie?»
    «Ich bin doch Richard Gordon, Sir»,
lächelte ich hinter meiner Ärztemaske.
    «O Gott, du bist das? Dachte schon,
es wäre Argyll-Robertson.»
    Zu meiner Verwirrung brach jedermann im
Saal in schallendes Gelächter aus.
    «Komm nur her und mach dir deine Pfoten
dreckig», befahl er. Jene Teile meines Körpers, die zwischen der sterilisierten
Kappe und der Maske sichtbar waren, überzogen sich mit feurigem Rot.
    Als ich in jener Nacht in meine
Behausung zurückkehrte, hatte sich nach der Begegnung mit meinem Paten der
Verdacht in mir gefestigt, ich sei ja doch nicht dazu geboren, ein berühmter
Chirurg zu werden. Dies wurde einige Monate später erhärtet, als ich beim
Studium der Augenkrankheiten in einem Lehrbuch der Ophthalmologie erfuhr, ein
Argyll-Robertson sei durch ein besonders langsames Reaktionsvermögen
gekennzeichnet. Während des ganzen Kurses behandelte mich Sir Lancelot mit
ausnehmender und nie erlahmender Grobheit, um nur ja darzutun, daß er mit allen
Studenten gleicherweise verfahre.
    Ich öffnete seinen Wagenschlag.
    «Das ist also euer Heim?» fragte Sir
Lancelot, sobald er ausgestiegen war. «Stuck und solider Komfort. Sehr schön.»
    «Meine Frau, Sir», stellte ich vor.
    Nicky kam ihm so verschreckt entgegen,
als fürchtete sie jeden Augenblick in eine Kröte verzaubert zu werden.
    «Entzückt!» sagte Sir Lancelot. Er
verbeugte sich galant. «Habe ich Sie nicht bei Ihrem chirurgischen Schlußexamen
geprüft?»
    «Ja, Sir Lancelot», antwortete Nicky
mit einem ängstlichen Seitenblick.
    «Da siehst du’s wieder einmal, Gordon.
Ich vergesse nie einen
    Kandidaten. Und Sie wissen wohl noch
immer nicht, junge Dame, welche drei Dinge ein älterer Herr mit vergrößerter
Prostata meiden soll?»
    Nicky schüttelte den Kopf.
    «Bier trinken, reiten und politische
Leitartikel lesen», sagte mein Pate kurz. «Gehen wir hinein.»
    Erleichtert stellte ich fest, daß er in
der Stimmung eines jovialen Onkels war, der zum Derby geht.
    Sir Lancelot durchwanderte unverzüglich
das Erdgeschoß und sah sich nach allen Seiten um.
    «Ausgezeichnet, ausgezeichnet»,
erklärte er in der Küche. «Ich billige alle diese modernen Hilfsmittel. Bin
durchaus nicht der altmodische Umstandskrämer, für den ich allerseits angesehen
werde, meine Liebe», fügte er, zu Nicky gewandt, hinzu. «Und schließlich
besteht das Geheimnis der Chirurgie zur Hälfte darin, sich die Arbeit zu
erleichtern. Was, Gordon?»
    «Oh — ja natürlich, Sir.»
    «Fernsehapparat, eh?» Er runzelte die
Stirne, als er das Wohnzimmer betrat. «Der Vernichter jeglicher Konversation,
Hirnarbeit und der Anpassungsfähigkeit der Augen. Billige ich nicht. Billige
ich keineswegs. Da es aber zweifellos binnen kurzem für die gesamte Bevölkerung
obligatorisch werden wird, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns ruhig in
die Atrophie der grauen Substanz des Großhirns zu schicken.»
    Er untersuchte einen von Marstons
Stühlen.
    «Moderne, aber gut konstruierte Möbel.
Verweichlichende Sitzgelegenheiten sind die Ursache der Hälfte unserer
Rückenschmerzen, die wir nie hatten, solange wir alle noch auf Brettern saßen,
wofür uns der liebe Gott schuf. Nichts eignet sich besser, mit dem Becken
Schindluder zu treiben, als Polstermöbel. Womit heizt ihr?»
    «Zentralheizung, Sir», sagte ich. «Der
Kessel ist im Keller.»
    «Auch dies billige ich. Warum

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