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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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die
Einwohner dieses Landes hartnäckig daran festhalten, sich gegenseitig mit den
Rauchgasen aus ihren Kaminen zu vergiften, entzieht sich meiner Fassungskraft.
Wieviel Räume oben?»
    «Vier, Sir. Zwei Badezimmer.»
    «Hm. Nun, Gordon, dein Vater sagte mir
zwar, du hättest es so weit gebracht, dein eigenes Haus zu kaufen und
auszustatten, aber ich muß ehrlich gestehen, ich hatte keine Ahnung, daß du es so weit gebracht hast. Gratuliere.»
    Nicky und ich wechselten Blicke.
    «Ja also, sehen Sie, Sir —», begann ich
zögernd. «So einfach ist es nicht —»
    «Hat mal eine Zeit gegeben — jetzt kann
ich’s dir ja gestehen —, wo ich dir nicht genügend Grütze zutraute, Goldfische
zu ernähren, geschweige denn eine Frau. Ich kann nur sagen: ich bin sowohl
dankbar wie erfreut, mich geirrt zu haben.»
    «Ich sollte Ihnen wohl erklären, Sir —»
    «Erklären?» Er runzelte die Brauen.
«Was erklären?»
    Mein Mut ließ mich im Stich.
    «Ach, nichts, Sir.»
    «Wie wär’s mit einem Tee? Habe einen
Wolfshunger.»
    «Sofort, Sir. Bitte nehmen Sie doch
Platz, Sir.»
    Ich faßte Nicky scharf ins Auge. Sie
schien mit mir einer Meinung zu sein, die Dinge lieber so zu belassen, wie sie
waren.
    «Ich bringe Ihre Sachen aufs Zimmer»,
fuhr ich rasch fort.
    «Danke, Gordon. Und nimm bitte das in
Packpapier eingeschlagene Paket aus dem größeren Koffer heraus.»
    Ich stolperte mit seinen beiden
schweren Lederkoffern nach oben und brachte dann ein großes, mittels
chirurgischer Knoten fest verschnürtes Paket herunter.
    «Ich muß um Entschuldigung bitten, daß
ich euch nie ein Hochzeitsgeschenk geschickt habe», fuhr Sir Lancelot fort, als
wir uns am Teetisch niederließen. «Habe nämlich total das Datum vergessen. War
wegen der St.-Swithin-Affäre damals einigermaßen zerfahren, verstehst du. Nun
freue ich mich, dieses Versäumnis unter weitaus angenehmeren Voraussetzungen
nachholen zu können.»
    Ich öffnete das Paket, während er sein erstes Brötchen bestrich. Es enthielt ein silbernes Ding mit
zwei kleinen Spiritusbrennern, einer Kreuzung aus einem Samowar und einem
tragbaren Sterilisator.
    «Wunder-, wunderschön!» rief Nicky, die
in solchen Dingen rascher reagiert als ich.
    «Freut mich, daß es Ihnen gefällt,
meine Liebe.»
    Äußerst freundlich von Ihnen, Sir. Es
wird sich sicher großartig ausnehmen im... in der —»
    «Betrachtet es lediglich als Ausdruck
meiner herzlichsten Wünsche», sagte mein Pate leichthin. «Jetzt aber, junge
Dame», wandte er sich zu meiner Erleichterung meiner Frau zu, «möchte ich ein
bißchen mit Ihnen plaudern. Sie wurden im Allgemeinen Städtischen Krankenhaus
ausgebildet, glaube ich?»
    «Ja. Unter Mr. Duff.»
    «Kenne den Burschen. Setzt seine
Inzision zum Nierenschnitt stets zu tief an. Ich gestehe, ich opponierte
anfangs gegen die Zulassung weiblicher Studenten im St. Swithin; es sollte
außer der Männerstrafanstalt noch ein anderes ausschließlich männlichen Wesen vorbehaltenes Reservat in London geben. Stellte
mir vor, in kürzester Zeit würde die medizinische Schule von Puderdosen,
Spitzenrüschen und Kinderwagen übergehen. Aber ich habe mich getäuscht, ich
bekenne es offen», fuhr er freimütig fort. «Die meisten der Frauen entpuppten
sich als verdammt bessere Studenten als die Männer, davon abgesehen, daß sie
weitaus sauberer und besser angezogen waren. Stell dir vor», wandte er sich an
mich, «bei einer meiner letzten Saalvisiten tauchte tatsächlich einer der
Burschen vom St. Swithin in einer Tweedjacke auf! Und als ich mich erkundigte,
ob ihm jemand den Weg zum Golfplatz zeigen solle, hatte der Kerl die Unverschämtheit
zu erwidern, er sei hergekommen, Medizin zu lernen, nicht Haute Couture. Die
Studenten sind nicht mehr das, was sie waren, davon lasse ich mich nicht
abbringen.»
    Mein Pate schien sehnsuchtsvoll der
Tage zu gedenken, da ein einziger Blick von ihm genügte, in einem jungen Mann
den Eindruck zu erwecken, er werde auf der Stelle gehängt, gerädert und
gevierteilt.
    «Aber die Zeiten ändern sich wohl
ständig. Heutzutage bin ich so aus der Mode gekommen wie ein Topf voll Blutegel
—»
    «Nicht im mindesten, Sir Lancelot»,
unterbrach ihn Nicky höflich.
    «Doch, doch», widersprach er. «Ich bin
ein allgemeiner Chirurg wie Ambroise Paré und Lord Lister; wurde unterwiesen,
Hand an alles zu legen, vom Hirn bis zum Hühnerauge und vom Mitesser bis zum
Magen. Das ist jetzt, wo es für jedes Organ einen eigenen Spezialisten gibt,
eindeutig

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