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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ich, ein Riesenplakat
in der Hand, zu einem Pfadfindertreffen am Trafalgar Square ginge», erklärte er
leicht verlegen. «Will damit andeuten, es gibt gewisse Grenzen für alles, was
man tut. Noch dazu an einem Sonntagmorgen, wo ich Wert darauf lege, mich im
Bettchen zu suhlen. Danach gab’s noch ein nettes Mädel namens Amanda, sie malte
und hielt Falken, aber ich will euch nicht mit all diesen Dingen anöden. Feststeht
jedenfalls», endete er feierlich, «die Dame, die ihr jetzt kennenlernen werdet,
ist diejenige, die ich für geeignet halte, meine Kinder zu gebären.»
    «Hoffentlich findet sie dran
Vergnügen», murmelte Nicky.
    «Nur noch eins, Alter», fuhr Grimsdyke
eindringlich fort. «Da ich enorm viel auf dein Urteil gebe, möchte ich dich
bitten, ob du nicht... ob du sie nicht einer kritischen Begutachtung
unterziehen wolltest, bevor ich mich endgültig binde?»
    «Also da hört sich wirklich alles auf,
Grim!» rief ich, «wie kannst du von mir nur erwarten —»
    «Um unsrer alten Freundschaft willen»,
drang er in mich. «Erinnerst du dich, wie du mich in St. Swithin dran gehindert
hast, mit dieser Assistentin eines Zauberkünstlers durchzugehen? Weißt du, was
wir tun wollen? Wir machen uns eine Geheimsprache aus. Hältst du sie für ein
Greuel, sagst du: — und
dann unternehme ich keine weiteren Aktionen. Glaubst du hingegen, sie ist genau
die Richtige, wirfst du einfach hin:
— und dann geh ich aufs Ganze. Was hältst du davon?»
    «Bedauere», sagte ich mit Festigkeit.
«Wenn du wirklich einen so ernsten Schritt, wie es die Heirat ist, ins Auge
faßt, ist diese Idee völlig —»
    In diesem Augenblick tauchte der
Kellner neuerlich auf, um anzukündigen: «Die Dame ist nun eingetroffen, Sir»,
und Grimsdyks begab sich in den Vorraum.
    «Du wirst dich doch nicht zu einer so
verrückten Sache hergeben, Richard?» fragte Nicky unverzüglich.
    «Fällt mir nicht im Traum ein! Sowas
war angebracht, solang wir noch als Studenten im St. Swithin Unfug trieben;
manchmal wünschte ich wirklich, der gute Grim würde aus seinen reichlich
abgetragenen Kinderschuhen herauswachsen, bevor man sein Benehmen für verfrühte
Sentimentalität zu halten beginnt.»
    «Wie sie wohl aussehen mag?» fragte
Nicky mit einem Blick zur Tür.
    «Oh, sicher ist sie ein tolles Weib.
Grim hat immer einen guten! Griff gehabt, auch als er noch keinen Heller Geld
besaß.»
    Wir wurden durch das Erscheinen eines
hübschen blonden, etwa ein Meter neunzig großen Mädchens unterbrochen, die
Grimsdyke mit einer Miene hereinführte, als habe er eben das Derby gewonnen.
    «Komtesse Suschika», verkündete er
stolz. «Aus Lettland.»

16
     
    Wie
lächerlich mir auch Grimsdykes Geheimsprache erschien, wurde mir, kaum daß wir
uns zum Dinner gesetzt hatten, klar: unsere alte Freundschaft
verpflichtete mich einfach, mich ihrer zu bedienen. Die Komtesse war ein
weitaus zu starkes Mittel für Grimsdykes Junggesellenbeschwerden.
    «Haben Sie Lettland schon seit langem
verlassen?» eröffnete Nicky das Gespräch, als die Komtesse begann, sich durch
einen Berg von Horsd’œuvres hindurchzuessen.
    «Och nein! Bin nicht in Lettland, seit
ich bin kleines Baby», erklärte sie. «Ich bin in Schweden und in Norwegen und
in Deutschland, und jetzt ich bin in Finnland, wo ich lerne die Massage. Und
bald ich beginne eine Schule für Massage in London.»
    «Lulu ist in skandinavischer Massage
geschult», bestätigte Grimsdyke stolz. «Kennengelernt haben wir uns beim Musculus
quadratus lumborum des alten McGlew.»
    «Hoffentlich wird es Ihnen in England
gefallen», sagte ich.
    «Och ja», erwiderte sie voll Wärme.
«Sie haben hier so schöne Dinge! Roastbeef und Schinken mit Ei. Und so schöne
Fische und Pommes frites! Sie sind sonderbar, aber ich liebe sie schon sehr viel.»
    Grimsdyke heftete seinen Blick auf
mich. «Den ganzen Tag lang massieren macht ziemlich Hunger.»
    «Und was für eine schöne Restaurant ist
das! Sie ist sogar noch viel schöner als die Theatergrillen in
Stockholm. Auf Trinken ich gebe nicht viel, verdirbt meine Leber und Nieren», sagte sie, indem sie auf einen Zug ihr Weinglas
leerte. «Aber essen ich kann immer.»
    Die Komtesse verschlang ihr Essen mit
der faszinierenden Leistungsfähigkeit des Abfallschachts unserer Küche. Gleichzeitig
brachte sie es zustande, eine Menge zu reden, wobei sie zur Bekräftigung
mancher Stellen Grimsdykes

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