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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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nächsten Vormittag während der Ordination anrief.
    «Ist sie nicht fabelhaft?» fragte er
sofort. «Ich meine selbstverständlich Lulu. Bin noch nie in meinem Leben einer
Frau von einem solchen Ausmaß vitaler Kraft begegnet, wie’s im Biologiebuch
steht. Bin hocherfreut, Alter, daß sie dir gefällt.»
    «Einen Moment», unterbrach ich ihn,
schnell überlegend, wie ich ihm alles möglichst schonend beibringen könne.
«Nicht, daß sie mir mißfällt, Grim. Aber ich glaube, ehrlich gestanden, nicht,
daß sie dein genetischer Typ ist.»
    «Aber sie hat dir doch
gefallen», versteifte er sich. «Du hast gesagt, daß sich das Wetter ändern
wird.»
    «Das hab ich bestimmt nicht gesagt!»
erwiderte ich entrüstet. «Möglich, daß mich diese blöde Abmachung etwas
verwirrt hat, aber das hab ich nie gesagt.»
    Es trat eine Pause ein.
    «Du benimmst dich einem alten Freund
gegenüber sehr schlecht, alles, was recht ist.»
    «Ich benehme mich gar nicht schlecht»,
schlug ich hitzig zurück. «Es war von Anfang an eine blödsinnige Idee.»
    «Was meinst du, zum Teufel, mit
? Seit du geheiratet hast, benimmst du dich, als wärst du
vorzeitig in die reifen Jahre eingetreten. Du hast es nicht im mindesten nötig, dich Burschen gegenüber, die ein bißchen
Unternehmungsgeist zeigen, überleget! zu gebärden.»
    «Ich fühle mich nur Burschen überlegen,
die einen verdammten Narren aus sich machen.»
    «Jetzt ist es jedenfalls zu spät»,
sagte er kurz. «Ich fliege mit ihr nach Helsinki, um die Weihnachtsfeiertage
bei ihrer Familie zu verbringen.»
    «Du hast ihr doch nicht schon einen
Antrag gemacht?» fragte ich erschrocken.
    «Zufälligerweise nicht. Außerdem geht’s
dich nichts an, wenn ich einen mache. Du hast einfach keinen Sinn für Frauen,
Richard. Wieso es dir gelungen ist, eine so nette Person wie Nicky aufzugabeln,
ist mir stets ebenso schleierhaft gewesen wie der Umstand, daß sie dich
genommen hat.»
    «Hör mich doch an —»
    «Als Gentleman wünsche ich nicht, daß
der Name einer Dame telephonisch durch den Schmutz gezogen werde», sagte er
hochnäsig. «Lebwohl. Und frohe Weihnachten.» Er hängte ab.
    Ich ärgerte mich über mich selbst. Ich
hätte voraussehen müssen, daß jede Mißbilligung Lulus unverzüglich von den
Flammen seiner Leidenschaft verzehrt werden würde. Dieser Fehler war nicht mir
allein, sondern schon einer erklecklichen Menge von Vätern unterlaufen, die
vergebens nach Gretna Green gefahren waren. Aber andererseits konnte ich ihn
doch wirklich nicht Hals über Kopf dieses Weib heiraten lassen, wenn noch irgendeine
Aussicht bestand, es zu verhindern.
    «Sie würde ihn in sechs Monaten
umbringen», sagte ich an diesem Abend schreckerfüllt zu Nicky.
    «Es könnte sich aber natürlich auch
herausstellen, daß sie ein sehr süßes und sanftes Frauchen wird.»
    Ich schnaubte zornig auf. «Mit
denselben Chancen wie Brunhilde — aber dieses Risiko würde ich nicht auf mich
nehmen. Grimsdyke ist übrigens ein sehr delikater Organismus. In der
Gefangenschaft pflanzt er sich ebenso schwer fort wie der Panda-Bär im Zoo.»
    Wir erwogen mehrere Anschläge, die
seiner Romanze den Garaus machen sollten, bis unsere Diskussion über Grimsdykes
Geschlechtsleben durch eine Folgeerscheinung unseres eigenen unterbrochen
wurde: Dr. Ann Patridge fuhr knatternd in ihrem Auto vor.
    «Wird nicht mehr lang dauern», sagte
sie nach der Untersuchung zu mir. «Hufen Sie mich an, sobald es losgeht, Alter.
Manchmal braucht’s bei diesem Sauwetter seine Zeit, bis ich den alten Kübel zum
Starten bring.»
    «Aber bei einer Erstgeburt dauert’s
doch ziemlich lang, bis es ernst wird.» Ich erinnerte mich all der Stunden, die
ich in kalten «guten Stuben» rings um St. Swithin mit endlosem Teetrinken
totgeschlagen hatte.
    Sie maß mich mit einem strengen Blick.
«Das kann man nie sagen. Dieser Prozeß richtet sich nicht nach der Uhr, wie Sie
wissen.»
    «Natürlich nicht», murmelte ich
entschuldigend.
    «Sehen Sie sich nur einmal diesen Fall
an, der heute in der Zeitung steht. Die Frau dieses millionenschweren Kerls von
einem Reeder — wie heißt sie doch gleich...»
    «Doch nicht Lady Corrington?»
    «Stimmt. Fuhr auf Weihnachtsferien in
die Schweiz und kam einen Monat verfrüht in einer Genfer Klinik nieder.»
    Ich brach in Lachen aus, doch sie fuhr
fort: «Und dann diese Schauspielerin, mit der ein solches Tamtam geschlagen
wird, Monica Fairchild. Hatte neulich im Kollegium mit dem alten Dove

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