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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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dabei zu ersparen, wie gewisse andere Herren alle fünf Jahre einen
Haufen schauderhafter Babys abküssen zu müssen.»
    «Ich vermute, seine Frau ist in
Wirklichkeit diejenige, die auf den Titel aus ist», sagte Nicky.
    «Da hast du ins Schwarze getroffen»,
bemerkte Grimsdyke. «Schon seit Jahren sagt man im St. Swithin, wenn man ihre
Leiche öffnete, würde man in ihrem Herzen finden.»
    Weitere Auseinandersetzungen über
dieses Thema wurden von einem Kellner unterbrochen, der sich über die Schulter
meines Freundes beugte und ankündigte: «Die Dame hat angerufen; sie wird sich
einige Minuten verspäten, Sir.»
    «Danke. Es würde mich freuen, euch
beide in Kürze», fuhr er fort, als wir ihn fragend ansahen, «mit dem reizenden
Mädchen bekannt machen zu können, das, wie ich hoffe, die künftige Mrs.
Grimsdyke sein wird.»
    «Nein!» riefen Nicky und ich wie aus
einem Munde.
    «Doch. Du kannst dir nicht vorstellen,
Richard, welche Stunden ich nach unserer kleinen Plauderei in eurem Wohnzimmer
vergangenen Sommer verbracht habe. Deinem Rate buchstäblich Folge leistend,
habe ich als erstes nach meinem Eintreffen in London meinen Adreßkalender den
Flammen überantwortet. Sobald er in Rauch aufgegangen war, erkannte ich
natürlich, daß dies ein verdammt blödsinniges Beginnen war — ich hätt ihn für
ein hübsches Stück Geld an die Anstaltsärzte des St. Swithin verschachern
können. Aber das Ganze enthielt eine tiefe Symbolik. Ein geläuterter Grimsdyke
schickte sich an, der Welt gegenüberzutreten.»
    Er blickte mich an und schien
enttäuscht zu sein, daß mir diese Worte keinen unauslöschlichen Eindruck
hinterlassen hatten. Grimsdykes periodische Anfälle von Moralität waren mir
nichts Neues; da pflegte er sein Trinken, Rauchen und Wetten einzuschränken,
lange Spaziergänge zu machen und morgens sogar! ein etwas kühleres Bad als
sonst zu nehmen. Der einzige Unterschied lag nur darin, daß die früheren
Anfälle durchweg als unmittelbare Folgeerscheinung schweren Katzenjammers
aufgetreten waren.
    «Meine Läuterung», fuhr mein Freund,
Champagner schlürfend, fort, «hat sich verteufelt leichter bewerkstelligen
lassen, als das richtige Mädel zu finden. Anfangs wäre ich fast so tief
gesunken, eine Stecknadel in die Mitgliedsliste des Klubs der
Universitätsstudentinnen zu stechen. Mit der Zeit aber fand ich mich zurecht;
und lernte ein paar hochanständige Frauenzimmer kennen. Wenn; ich mich so
ausdrücken darf, tritt heut abend das Rennen gewissermaßen in seine letzte Phase.
Könnt ihr euch an Angela Palgrove-Badderley, dieses süße kleine Ding,
erinnern?»
    Ich runzelte nachdenklich die Stirne.
    «Das Mädel, mit dem ich vergangene
Woche plauderte, an jenem Nachmittag, als ihr bei Harrod’s Weihnachtsgeschenke
einkaufen wart.»
    «Ach, richtig...»
    «Selbstverständlich arbeitet sie nur
deswegen in einem Laden, weil das in ihrem Freundeskreis als fesch gilt. Angela
ist schrecklich aristokratisch — sie haben einen alten Landsitz, oder haben ihn
vielmehr besessen, bevor er in eine Reformschule verwandelt wurde. Sie ist auch
bei Hof vorgestellt, oder wäre vielmehr vorge stellt worden, wenn sie
nicht selber das Ganze rückgängig gemacht hätte. Aber die Familie tut gar nicht
groß und wohnt ganz bescheiden beim Holland Park. Hab mich famos mit ihr
verstanden. Der einzige
Haken dran war ihr Vater, ein Brigadier im Ruhestand, der, wie mir scheint, an
so etwas wie senilen Stimmungsumschwüngen leidet. Benahm sich manchmal äußerst
merkwürdig, wenn ich dort war.»
    Da Miss Palgrove-Badderley etwa sechzehn
war und ihre Konversation sich darin erschöpfte, mich nach meiner Bekanntschaft
mit einer Reihe von Leuten auszufragen, die ich nicht kannte, fand ich, daß das
Verhalten ihres Vaters einen regelrechten Glücksfall darstellte. Doch Grimsdyke
hatte stets eine Schwäche für hübsche Mädchen hinterm Ladentisch gehabt.
    «Dann gab’s da noch Hesta», fuhr er
fort, «die ihr nicht kennengelernt habt. Sie war kolossal intelligent. Konnte,
glaube ich, nur über solche Dinge reden, die das Leben von mindestens einer halben
Million Menschen betrafen. Ich lief ihr in einem Espresso übern Weg, und wir
kamen eine Zeitlang recht oft zusammen. Erfuhr allerhand Interessantes über
Staatsmonopole und die Lebensbedingungen der ukrainischen Bauern.»
    «Ein Jammer, daß du sie nicht geheiratet
hast», bemerkte ich. «Du wärst dann alle Abende ohne Fernsehen ausgekommen.»
    «Sie wollte, daß

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