Dr. House
Kameraleute bitten, eine Steadicam zu besorgen, und den Kameraassistenten für eine Probe anfordern. Rob Carlson, der zweite Kameraassistent, ist bei Dr. House der Steadicam-Operator. Wenn ein Kameramann eine Steadicam bedient, bekommt er mehr Lohn. Da er für einen ganzen Tag hochgestuft wird, sollten diese Kosten wohl bedacht sein.
Kevin achtet darauf, die Beziehungen zu den Autoren zu pflegen. Wird er rechtzeitig gewarnt, wenn etwas Ungewöhnliches geplant ist, beschert ihm das einen wertvollen Vorsprung. Ist zum Beispiel ein Minderjähriger dabei oder ist dieser gar der Patient der Woche, müssen besondere Regeln eingehalten werden. Kinder dürfen nur eine begrenzte Stundenzahl pro Tag arbeiten, außerdem muss dann ein Lehrer oder Sozialarbeiter am Set sein. Die Vorschriften für Babys sind noch strenger: Sie dürfen nur jeweils zwanzig Minuten in zwei zweistündigen Abschnitten pro Tag arbeiten. Wird ein Baby schlafend gezeigt, wird daher manchmal eine Puppe verwendet, auch, wenn das Baby nur einmal den Arm bewegen oder blinzeln muss. Dann aber müssen zwei Puppenspieler das Modell von der Kamera unbemerkt bewegen. Da lohnt der Aufwand unter Umständen nicht. Tiere sind noch komplizierter. Einen Hund abzurichten dauert Jahre, aber bei Dr. House stehen dafür nur acht Tage zur Verfügung, wie Kevin aus leidvoller Erfahrung weiß.
Die große Unbekannte in der Planung ist der Teaser, der Filmabschnitt, mit dem jede Folge anfängt und in dem das wöchentliche medizinische Rätsel gestellt wird. Oft wird er an Orten außerhalb des Princeton-Plainsboro gefilmt, also nicht auf dem Studiogelände. Die Qualität ist hoch: Die Verfolgungsjagd über die Dächer am Anfang von »Kopfgeburten« ist durchweg so gut wie eine entsprechende Szene in einem Kinofilm. Die Autoren bemühen sich, die Abteilungen auf dem Laufenden zu halten, wenn sie einen besonders ehrgeizigen Teaser planen. Einige Ideen sind schlicht nicht durchführbar, weil im Zeitplan nicht genug Platz dafür ist oder der Aufbau zu teuer wäre.
Vorbereitung für eine Aufnahme mit der Steadicam. Im Vordergrund der Regisseur Greg Yaitanes, rechts der Kameramann Gale Tattersall.
Die für Zeitplanung und Geldfragen verantwortlichen Produzenten sind der Produktionsleiter Gerrit van der Meer und die Produzentin Marcy Kaplan. Die beiden tun alles in ihrer Macht Stehende, um Ideen zu ermöglichen. Sie bauen eine antarktische Forschungsstation nach oder sorgen dafür, dass sich ein Bus in Princeton oder ein Humvee im Nahen Osten überschlägt, oder sie bauen ein afrikanisches Flüchtlingslager auf – aber immer so kostensparend wie möglich. Gerrit muss entscheiden, wann es kontraproduktiv wird, weil alle auf dem Zahnfleisch kriechen, und er einen zusätzlichen Drehtag anberaumen sollte. Dann kann es allerdings sein, dass die Schauspieler schon ausgebucht sind. Tage zu planen, an denen zwei Szenen gleichzeitig gedreht werden, ist hart, weil man darauf achten muss, dass die Darsteller nicht zur gleichen Zeit in beiden Szenen gebraucht werden. Ab und zu müssen die Ideen auch abgeändert werden: In »Vom Wert der Freundschaft«, der zehnten Folge der sechsten Staffel, sollte Wilson ursprünglich mit seinem Freund Tucker segeln gehen, aber daraus wurde letzten Endes eine wesentlich günstigere Truthahnjagd.
»David Foster kam herein und sagte: ›Ich ändere den Segeltörn in eine Jagd um. Macht euch das irgendwelche Schwierigkeiten, Leute?‹ Wir darauf: ›Nö, wir lieben die Jagd. Das ist viel besser als Segeln.‹«
– MIKE CASEY
Die Serie hat insgesamt zwei Etats: einen für die durchlaufenden, nicht folgenspezifischen Investitionskosten, wie zum Beispiel größere Kulissenbauten, die zwischen zwei Staffeln erledigt werden. Der andere ist für die Kosten einer bestimmten Folge. Der erste Etat, geteilt durch die Anzahl der Folgen, spielt hier als Einzelposten mit hinein. Gerrit und Marcy wissen, wenn etwas in Folge drei ein paar hunderttausend Dollar mehr kostet als geplant, dann muss Folge achtzehn, die bis dahin nur ein Funkeln in David Shores Augen ist, viel schlichter sein. Es heißt also, haut rein, aber bleibt unter dem Limit. »Mein Ziel ist, auf den Cent genau rauszukommen«, sagt Marcy.
Dr. House wird von NBC/Universal produziert. Bis Dezember 2009 unterlag die Serie damit den finanziellen Bestimmungen der damaligen NBC-Muttergesellschaft General Electrics, einem der größten Unternehmen Amerikas. Die Ausgaben der Serie werden regelmäßig
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