Dr. House
Alle sagten Ja – ohne das Skript gesehen zu haben. Die Autoren hatten sie beim Schreiben im Hinterkopf.« Hätte Jacobs auf das Drehbuch gewartet, wären die Folgen nie zum Sendetermin fertig gewesen.
Es kann auch passieren, dass das Team aus heiterem Himmel mit einem ungewöhnlich hohen Arbeitspensum klarkommen muss: »Wir waren gerade fertig mit Staffel 3, da sagte Katie im Vorbeigehen: ›Für die nächste Staffel brauchen wir wieder frisches Blut‹«, erinnert sich Stephanie Laffin. »Ich meinte nur: ›Okay, tschüss, schönen Sommer!‹ Dann bekam Amy einen Anruf: ›Wir brauchen ein paar Neue …‹ Vierzig Personen!« – »Nicht, dass wir dafür etwa zusätzlich Zeit bekommen hätten«, meint Amy. Als House die Kandidaten für sein neues Team begutachtete, wurden die Darsteller über zwei Folgen gecastet. Es gab vierzig Bewerber, aber nicht alle hatten Sprechrollen: House sortierte eine ganze Reihe aus, bevor sie überhaupt den Mund aufmachen konnten. Trotzdem blieben noch mehr als zwanzig Sprechrollen, darunter drei, die feste Rollen bekommen würden. Fünf Schauspieler mussten also vor den Studio- und Fernseh-Vertretern vorsprechen: die für Taub, Kutner, Dreizehn, Big Love und Amber.
»Wir sind einfach ins kalte Wasser gesprungen«, sagt Amy Lippens. »Beim Fernsehcasting gibt es einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss, und man hat nur sehr wenig Zeit, das ist das Dumme. Uns ist es wichtig, unser Bestes zu geben, und diesmal mussten wir in acht Tagen so gut sein, als hätten wir zwei Monate.«
DREIZEHN
N iemand am PPTH schert sich groß um Vornamen – Chase nennt selbst seine Frau »Cameron«. Als die vierzig Bewerber in »Der Stoff, aus dem die Heldin ist« antreten, um Eric, Allison und Robert zu ersetzen, verwendet House seine ganz eigenen Kosenamen. Bewerberin Nummer Dreizehn nennt er »Kitty Carlisle« – eine siebzig Jahre zurückreichende Anspielung auf die damals prominente Broadway-Darstellerin. Dreizehn vermutet richtigerweise, der Patient sei Pilot. Sie nennt House ihren Namen nicht, also tauft er sie Dreizehn. Das ist ein wesentlich netterer Kosename als »Eiskaltes Biest« (Amber, die sonst Nummer 24 gewesen wäre) oder »Übereifriges Ex-Pflegekind« (Kutner, Nummer 6) und definitiv besser als House’ Spitznamen für Cole: »Dunkelhäutiger religiöser Irrer« oder »Big Love«.
Trotz ihres Nummernstatus’ weckt Dreizehn House’ Neugier wie vor ihr nur Cameron. Aus Unachtsamkeit verursacht Dreizehn sofort den Tod eines Patienten: Sie sorgt nicht dafür, dass er die Tabletten gegen seinen Zwergfadenwurm nimmt (»97 Sekunden«). Eigentlich ein guter Grund, jemanden zu feuern (House feuert immerhin auch Kandidaten, die Buddy Ebsen mit Neville Chamberlain verwechseln), doch Dreizehn darf bleiben.
»Ich fühlte mich sehr geehrt, dass ich gleich so etwas Dramatisches spielen durfte. Ich dachte: ›Wow, die gönnen mir wirklich meinen Spaß.‹ Wenn ich sofort jemanden umbringen darf, müssen sie mich ja mögen. Nur wenn eine Figur einen Hund tötet, dann hassen einen alle.«
– OLIVIA WILDE
Sein sechster Sinn verrät House, dass mit Dreizehn irgendetwas nicht stimmt. Wilson schleudert House entgegen, wie er über dessen Haltung zu Frauen wie Dreizehn, Cameron und Amber denkt: »Du heuerst hübsche Frauen an und zwingst sie, ständig in deiner Nähe zu sein, weil du zu keiner echten Beziehung fähig bist. Wenn sie qualifiziert sind, behalte sie. Wenn nicht, feuer sie und geh mit ihnen essen.« Aber House folgt diesem Rat nur bei Dr. Terzi von der CIA. Dreizehn gibt er Kaffee und durch das Koffein überkommt sie das große Zittern (»Blut und Spiele«). House weiß, dass sie eine medizinische Vorgeschichte hat, weil er einen Nachruf auf Dreizehns Mutter gefunden hat, die nach langer Krankheit gestorben ist. Parkinson? Nein, Huntington. Da ringt sich sogar House zu einem »Tut mir leid« durch.
»Die Krankheit eignet sich gut für dramatische Zwecke, weil sie so schrecklich ist und bis heute nicht behandelbar. Man entwickelt also eine Figur, die eine Krankheit mit Aussicht auf eine entsetzliche Zukunft hat. Die Frage ist, ob sie herausfinden will, was passieren wird. Ein interessantes Dilemma.«
– DAVID FOSTER
Die Huntington-Krankheit ist unbarmherzig. Sie befällt sowohl den Körper als auch den Geist. Ein Huntington-Patient verliert nach und nach die Kontrolle über seine Bewegungen, bis er weder sprechen noch essen kann. Er kann geistig gesund bleiben, aber
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