Dr. House

zu sagen. Er sollte beim Vorsprechen Selbstvertrauen
ausstrahlen und zur Teamarbeit fähig sein. So weit, so gut. Hinzu kommt, dass die Darsteller jemanden spielen müssen, der in New Jersey lebt, wo man im Dezember auf natürliche Weise nicht so braun wird wie in Los Angeles. Wonach gesucht wird, ist nicht greifbar. Hier kommen die Fähigkeiten des Castingteams ins Spiel. »Es muss einfach der Richtige für die Rolle sein«, fasst Janelle zusammen. »Ob er nun vollkommen unbekannt ist, oder James Earl Jones heißt.« Wichtig ist auch, dass eine Besetzung nicht allzu offensichtlich ist: Wenn ein Schauspieler immer den Reichen spielt oder den Mann aus der Arbeiterklasse oder das Opfer eines Verbrechens, wird er bei Dr. House wahrscheinlich anders eingesetzt. Wobei auch das Gegenteil ab und zu mal vorkommt, denn die beste Orange ist manchmal einfach die beste Orange, findet Amy Lippens.
    Ein Schauspieler bekommt eine Rolle aber nicht nur, weil er einen Namen hat. Bei manchen Serien werden regelmäßig bestimmten Schauspielern Rollen auf den Leib geschrieben. Bei Dr. House läuft das anders. Andererseits bedeutet das aber auch nicht, dass ein Schauspieler eine Rolle nicht bekommt, nur weil er bekannt ist. James Earl Jones wurde als Diktator Dibala engagiert, und arbeitete ganz normal acht Tage. Jones befand sich in New York, während andere Schauspieler in Century City für die Rolle vorsprachen. Manche Schauspieler haben ein so gutes Ansehen, dass sie nicht zu den Vorsprechen erscheinen müssen. Trotzdem findet eines statt.
    Wird jemand nur wegen seiner Berühmtheit für eine Serienrolle engagiert, nennt man das »Stunt Casting«. Wenn eine Serie startet, wollen die Produzenten und Fernsehsender oft große Namen, um Gelegenheitszuschauer anzulocken. »In der ersten Staffel wird oft ein Stunt Casting gewünscht«, erzählt Katie Jacobs. »Das Dumme ist nur, dass das sehr schwierig ist, wenn einen keiner kennt. Wenn man es nicht mehr nötig hat, ist es einfach.«

    Ein gutes Beispiel ist die Geschichte, wie Peter Jacobson um ein Haar die Rolle des Taub nicht bekommen hätte. In der ersten Staffel, bevor es die Figur Taub gab, bot man Jacobson einen Auftritt als Gaststar bei Dr. House an, als Voglers Anwalt in einer Gerichtsszene mit House. Er musste nicht vorsprechen, er hatte die Rolle sicher, und sein Agent riet ihm zu. Zehn Tage nach diesem Dreh sollte er aber für einen dreimonatigen Dreh für die Serie The Starter Wife – Alles auf Anfang nach Australien fliegen. Im letzten Moment war ihm die ganze Reiserei zu viel, und er lehnte die Rolle ab. Hätte er sie übernommen und die zwei Szenen gespielt, wäre er niemals für Taub ins Spiel gebracht worden. (»Hey, war dieser plastische Chirurg nicht vor drei Jahren noch Anwalt?«).
    Katie Jacobs hatte schon 2001 bei einer Folge ihrer Serie Gideon’s Crossing mit ihm zusammengearbeitet und dachte sofort an ihn, als es darum ging, Taub zu besetzen. Das Castingteam erfuhr, dass er in New York war. Sie hätten Jacobson dort aufgespürt und eine Aufnahme mit ihm gemacht, aber dann sah Stephanie Laffin ihn beim Abendessen in einem Restaurant in Venice. »Was macht der denn hier?«, fragte sie sich. »Wenn das nicht Schicksal war …« Jacobson und seine Frau waren »zufällig« in L. A. Jacobson gefiel, dass eventuell eine feste Rolle daraus würde. Als seine Frau den Vorsprechtext sah, sagte sie aus dem Bauch heraus: »Aber das bist ja du.« Als Jacobson da noch zögerte, zum zweiten Mal bei Dr. House , sagte seine Frau: »Bist du verrückt?« Und Taub wurde engagiert.
     
     
    Jede Abteilung hat mit ihren eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Für das Castingteam kann das zum Beispiel sein, dass es mit der Arbeit beginnen muss, bevor eine ausgearbeitete Figur vorliegt. Katie Jacobs besorgte einen Großteil der Besetzung für die Folgen »Einer flog in das Kuckucksnest [1+2]«, bei denen sie auch Regie führte. Sie engagierte Andre Braugher, den sie von Gideon’s Crossing kannte, und Lin-Manuel Miranda, den sie in dem Broadway-Musical In the Heights gesehen hatte. Franka Potente, bekannt aus Lola rennt und den Bourne -Filmen,
hatte Interesse an der Serie bekundet und Katie traf sich mit ihr am Ende von Staffel 5. Kurz darauf wurde sie für »Einer flog in das Kuckucksnest« engagiert.
    Bei diesen und anderen Schauspielern war Katie diejenige, die warb: »›Wir machen mal etwas ganz anderes. Sie wären toll als House’ Bettnachbar, haben Sie nicht Lust mitzuspielen?‹