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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sekretärin war fast beleidigt.
    »Stellen Sie durch, Schneiderchen …«
    »Mit Tonband?«
    »Ohne.«
    Es knackte ein paarmal, dann hörte Bornholm eine ängstliche, aufgeregte weibliche Stimme. Die Geräusche, die sie umgaben, verrieten, daß sie aus einer öffentlichen Fernsprechzelle irgendwo aus der Stadt anrief.
    »Alf?« fragte die Stimme. »Alf? Hier ist Helga –«
    »Helgamaus!« Bornholm setzte sich und fingerte eine Zigarette aus der Packung, die auf dem Schreibtisch lag. Er steckte sie sich mit dem Tischfeuerzeug an und blies den Rauch gegen die Sprechmuschel. Seine Stirn lag in tiefen Falten. Helga, dachte er. Natürlich, sie gab es ja auch noch … »Wie geht es dir denn? Wo bist du jetzt?«
    »Du hast dich fast vierzehn Tage nicht um mich gekümmert, Alf! Vierzehn Tage lang hast du …«
    »Die Arbeit, Süßes! Operationen, Gutachten, Vorträge, ein Kongreß mit dem Alten … ich komme aus der Klinik nicht mehr heraus! Du ahnst gar nicht, was alles auf mir lastet. Und dann noch die Forschungen …« Er seufzte sehr laut und abgespannt.
    »Du hast mich vergessen …«
    »Aber wie könnte ich das, Kleines?!« Bornholm rauchte hastig. »Deine vollen Lippen …«
    »Alf!« Es war wie ein unterdrückter Schrei. Verwundert sah Bornholm den Hörer an. »Ich muß dich sehen. Heute noch, unbedingt! Heute abend. Bitte, bitte – sag nicht, daß du keine Zeit hast! Ich komme sonst in die Klinik! Ich muß dich sprechen! Ich … ich bin verzweifelt … ich weiß keinen Rat mehr! Ich brauche dich, Alf! Hörst du: Ich muß dich sehen! Muß!«
    Bornholm schob die Unterlippe vor. Helga Herwarth, dachte er. Schwarzlockig, Typ Südländerin. Tochter eines Architekten. Dreiundzwanzig Jahre alt. Wild wie eine ungebändigte Tigerin. Aber langweilig, wenn man sie länger kennt als vier Wochen.
    »Gut«, sagte er widerwillig. »Ich habe dir auch etwas Neues zu sagen.« Er dachte daran, den Schlußstrich unter die Affäre Helga Herwarth zu ziehen mit dem Geständnis seiner Verlobung. Es würde viel Tränen geben, viel gespielte Verzweiflung, er kannte das. Aber dann war alles vorbei, und er war frei von der Vergangenheit. »Ich komme heute gegen 21 Uhr hinaus ins Parkhaus.«
    »Ich werde draußen im Garten warten.«
    »Aber warum denn? Wir wollen zusammen essen …«
    »Nein! Ich möchte heute keinen Menschen sehen. Ich will nur dich sprechen. Dich allein. Ganz allein! Du kommst bestimmt?«
    »Aber ja!« rief er ungeduldig. »Was hast du denn, Helgalein?! Du bist so erregt –«
    »Heute abend … Auf Wiedersehen, Alf –«
    Kopfschüttelnd legte Dr. Bornholm den Hörer zurück. Er drückte die Sprechtaste zu Station III herunter und wartete, bis sich Erika Werner über die Haussprechanlage meldete.
    »Hier Bornholm. Sind Sie allein im Zimmer, Fräulein Werner?«
    »Ja –«
    »Soeben bekomme ich vom Chef einen Tiefschlag! Ich muß heute an seiner Stelle eine Besprechung mit Vertretern der Arzneimittelfabriken führen. Heute abend ausgerechnet. Aus unserem Kinobesuch wird also leider nichts. Verschieben wir ihn auf morgen, ja? Sehr böse, liebe Kollegin …?«
    »Hätte es einen Sinn und änderte es die Lage? Also dann bis morgen, Herr Oberarzt …«
    Dr. Bornholm stellte die Sprechanlage ab. Er lehnte sich zurück und legte die Hände über die Augen. Er war müde. Manchmal kam er sich wie ausgebrannt vor. Ist man mit siebenunddreißig Jahren schon alt, dachte er in solchen Minuten des Zusammenfalls. Dann ergriff ihn immer eine sinnlose Wut auf sich selbst, und er stürzte sich in ein neues Abenteuer, um sich selbst zu beweisen, daß er noch jung sei.
    Es war ein Selbstbetrug wie das Inhalieren von Rauschgift, und die folgende Ernüchterung war schrecklich …
    Im Park des Parkhauses, eines der besten Speiselokale der Stadt, stand Helga Herwarth im Schatten eines Lebensbaumes. Als sie Alf Bornholm über den Kiesweg kommen sah, rannte sie ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. Aber sie küßte ihn nicht, wie er es erwartet hatte, sondern sie weinte plötzlich haltlos und umklammerte seinen Rücken, als ertrinke sie in ihren Tränen.
    »Alf!« stammelte sie. »Alf … es ist so furchtbar. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll! Du … du mußt mich heiraten …«
    Dr. Bornholm klopfte ihr auf den Rücken, so wie man ein aufgeregtes Pferd beruhigt und auf die Kruppe schlägt. Heiraten, dachte er. Ach so … das ist es. Eine kleine Szene. Papa hat etwas bemerkt … ich kann ohne dich nicht mehr leben … ich nehme mir das Leben

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