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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht solchen Unsinn, Helga!« schrie Bornholm plötzlich. Die unheimliche Ruhe des Mädchens zerbrach seine innere Stärke. Er wurde von ihrer Erregung angesteckt.
    »Aber du … dein großer Name wird weggewischt werden: Dozent Doktor Alf Bornholm, der Mann, der ein Mädchen sitzen ließ, das sich deswegen das Leben nahm. Kein Hund wird eine Scheibe Brot mehr von dir nehmen. Glaubst du, daß jemals eine Klinik einen Chef wählt, der diesen Makel an sich hat? Kein Student im Hörsaal wird dich mit einem Füßetrampeln begrüßen. Nein, man wird sagen: Seht euch den an, Kinder. Das ist der, der die kleine Herwarth in den Tod trieb – Und jetzt spielt er den Moralprofessor!«
    »Welch ein Aas bist du«, sagte Bornholm leise. Er wußte, daß Helga in allem recht hatte. Er war in akademischen Kreisen ein toter Mann, wenn dieser Skandal über ihn hinweggerollt war.
    »Es gibt keinen Grund mehr, Rücksicht zu nehmen! Auf wen denn? Auf dich?« Sie lachte, und es sollte gemein klingen, aber es war wie ein Aufschrei, voller Qual und Zerrissenheit. »Soll die weggeschobene Geliebte glücklich sein, ein solches Andenken von dir bekommen zu haben? Wenn ich daran denke, was du mir in jenen Nächten gesagt hast, als der Sturm um die Berge tobte und wir in der Hütte eng aneinandergeschmiegt –«
    »Warum sollen wir jetzt darüber sprechen –«
    »Ich muß es!« schrie sie grell. »Weißt du überhaupt, wie es ist, wenn eine Frau aus diesen Träumen aufwacht und sieht sich nackt auf einen Eisberg gelegt?! Sie beginnt zu hassen, und dieser Haß wächst und wächst und wird zu einem Gebirge, das den Himmel aufstößt und die Wolken bluten läßt! Was kannst du gegen diesen Haß setzen, du armseliger Mann?! Nichts dämmt uns ein, nur der Tod …« Sie sprang vor und stand wieder dicht vor ihm. Mit verwirrten Haaren, flammenden Augen und einem schönen, aber in der Wut verzerrten Gesicht. »Nun –«, schrie sie. »Töte mich! Das ist doch eine Lösung! Erwürge mich … ich halte still … Tu es doch, du Feigling! Greif doch zu! Es wäre eine doppelte Lösung … für mich und für dich …«
    Dr. Bornholm senkte den Kopf. Durch sein Hirn floß das Blut wie ein Eisstrom. Er hatte das Empfinden, daß sein Herz einfror.
    »Komm am Samstagabend in die Klinik«, sagte er schwer atmend. »Um 23 Uhr nachts. Ich warte in dem Laboreingang auf dich. Es ist Tor sechs an der Mauer. Ich werde es offen lassen. Der Weg führt um die chirurgische Klinik herum zum Hinterhaus. Dort stehe ich …«
    »Du tust es …?« fragte Helga Herwarth. Sie umklammerte wieder seine Schulter. Ihre langen Nägel gruben sich durch den Stoff des Anzuges in seine Haut.
    »Ich will zunächst selbst untersuchen, ob es wahr ist. Dann sehen wir weiter …«
    Er zwang sich, die Panik, die in ihm war, zu unterdrücken. Er zog sein Brusttuch aus der Tasche und tupfte Helga die Tränen aus den Augen und reinigte ihr das Gesicht von den Spuren der Verzweiflung. Dann übermannte er sich, küßte ihre Augen, streichelte ihr über das Haar und dachte plötzlich dabei: Wenn es bloß gutgeht … wenn es bloß gutgeht …
    »Komm«, sagte er mit fester Stimme. »Gehen wir ins Parkhaus. Essen wir etwas. Benehmen wir uns wie vernünftige Menschen. Es gibt größere Probleme als ein Kind –«
    »Für mich nicht!« Helga blieb stehen und hielt Bornholm an der Hand fest. »Warum liebst du mich nicht?«
    »Helga. Ich –«
    »Warum?!«
    »Du bildest dir ein, daß ich –«
    »Du lügst! Ich weiß, daß du lügst! Ich war in der Hütte.«
    Dr. Bornholm riß seine Hand aus ihren Fingern.
    »Du warst –«
    »Ich habe die Tür aufgebrochen. Du bist mit einem anderen Mädchen vor kurzem dagewesen. Zwei Weingläser standen in der Küchenecke, zwei Kaffeetassen. Am Handtuch waren Spuren von Lippenstift –«
    Erika Werner, dachte Dr. Bornholm. Eine harmlose Nacht. Es hatte keinen Sinn, darüber zu sprechen. Außerdem war er keinem Rechenschaft schuldig.
    »Wer war es?« fragte Helga Herwarth.
    »Was nützt dir ein Name? Komm –«
    »Liebst du sie?«
    Bornholm hob den Kopf und sah in den Nachthimmel.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er ehrlich. »Sie ist ein alltäglicher Mensch, nett, klug, lieb, kameradschaftlich. Ihr fehlt alles, was ihr liebestollen Mädchen zur Verwirrung der Männer zur Schau tragt. Sie ist so ganz anders … sie ist einfach ein Mensch.«
    Bornholm schluckte. In seiner Kehle meinte er den Geschmack von Galle zu spüren. Von einem unüberwindlichen Ekel. Wie abgestanden

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