Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
… Er kannte das alles, und immer war er aus allen diesen Wahnvorstellungen unverbindlich geküßter Mädchen elegant herausgekommen.
    »Sieh mal, Süßes …«, setzte er zu einem moralischen Vortrag an. Aber Helga Herwarth schüttelte wild den Kopf.
    »Keine Worte, Alf! Sie helfen nun nicht mehr! Ich … ich bekomme ein Kind …«
    Dr. Bornholm stellte das Streicheln sofort ein. Kälte durchrann ihn. Ein Kind! Das ist doch unmöglich …
    »Du mußt dich irren …«, sagte er heiser.
    »Nein. Es ist ganz sicher. Ich war gestern beim Arzt. Noch weiß es keiner … aber in ein oder zwei Monaten … wenn man es sieht … Du mußt mich sofort heiraten, Alf …«
    Dr. Bornholm dachte nach. Die Berghütte, Helga hatte ein hellblaues Kleid an, um den Rocksaum mit einer schmalen weißen Spitze verziert, er konnte sich genau erinnern … sie hatten Málaga getrunken … zwei Tage blieben sie in der Hütte … zwei verrückte Tage und Nächte …
    Bornholm wischte sich schnell über die Augen. Seine Lage war trostlos, er sah es ein. Wenn Petra Rahtenau erfuhr, daß ein anderes Mädchen … Es bedeutete den Zusammenbruch nicht nur der Verlobung und des Wohlwollens von Professor Rahtenau, sondern es war gleichzeitig eine völlige Vernichtung seiner Karriere.
    »Bevor ich keine Professur habe, kann ich nicht heiraten«, sagte er begütigend. »Du weißt es doch. Wir müssen solange warten.«
    »Aber das Kind, Alf! Es wartet nicht!«
    »Noch ist es nicht sicher, daß du wirklich …«
    »Es ist aber sicher!« Helgas Stimme war heiser. Sie umklammerte Bornholms Schultern. »Und du mußt etwas tun!«
    »Tun? Was meinst du …«
    »Du bist Arzt –«
    »Helga!« Bornholm riß ihre Arme von seinen Schultern. Er war bleich geworden und trat einen Schritt zurück, als könne er damit eine unüberwindbare Schlucht zwischen sie setzen. »Du bist übermäßig erregt und weißt nicht, was du sagst! Wir müssen ganz nüchtern denken …«
    »Ist das nicht nüchtern genug?!« schrie Helga Herwarth. »Ich bekomme ein Kind, du kannst mich nicht heiraten, was zu Hause geschieht, daran darf ich gar nicht denken … was bleibt uns übrig, als das zu tun, was du als Chirurg spielend machen kannst?!«
    »Es ist völlig sinnlos, darüber zu reden!« sagte Bornholm hart.
    Helga trat ein paar Schritte zurück. Zitternd lehnte sie sich gegen einen Baum. Nun war wirklich zwischen ihnen eine Kluft, die nur ihre Stimmen überflogen, die sie aber trennte bis zur Aussichtslosigkeit.
    »Du willst nicht?« fragte sie leise. Ihre Stimme war von einer plötzlichen Spannkraft. Bornholm spürte die Gefahr, der er gegenüberstand.
    »Hör einmal zu –«, versuchte er noch einmal. Aber die kleine Hand Helgas wischte durch die Nachtluft.
    »Wenn du nichts unternimmst, mache ich einen Skandal! Ich gehe zu deinem Professor, ich werde es durch die Gänge der Klinik schreien, und wenn sie es alle wissen, werde ich Veronal nehmen –«
    Sie schrie es nicht voller Verzweiflung, sondern sie sagte es ganz leidenschaftslos, fast wie eine Belanglosigkeit. Mit tonloser, toter Stimme. Bornholm wußte, daß es ihr Ernst mit diesen Drohungen war. Wer solche Ungeheuerlichkeiten mit absoluter Ruhe vorbringen kann, steht außerhalb aller Zweifel der Ausführung.
    »Du bist zu aufgeregt, um vernünftig zu sprechen«, sagte Bornholm gepreßt. »Ich habe dir gesagt –«
    »Ich weiß, ich weiß.« Ihr Kopf nickte wie bei einer Puppe mit einem Spiralhals. »Erst Professor werden. Glaubst du, ich weiß nicht, daß das Mindestalter der Professoren fünfundvierzig Jahre ist? Dann wäre unser Kind sieben Jahre alt. Ich will dir sagen, was es ist: Du hast mich über! Du hast mich nie geliebt. Jene Tage und Nächte mit dir … es waren für dich Abwechslungen, für mich aber war es mehr, viel mehr … es war das große Erleben, die einmalige Erfüllung einer Sehnsucht, die alles gebende Liebe … Vielleicht lachst du innerlich darüber … tu es nur … Heute weiß ich, daß du ein Schuft bist –«
    »Helga!« Dr. Bornholm hob beide Arme.
    »Und weil du ein Schuft bist«, sprach sie unbeirrbar weiter, »verlange ich von dir, daß du wie ein Schuft weiter handelst. Ein Schuft im Kittel des Arztes! Du wirst mir helfen, daß dieses Kind nicht zur Welt kommt!«
    »Nein!« sagte Bornholm laut und endgültig.
    »Wie du willst. Ich habe nichts zu verlieren. Meine Ehre habe ich bereits verloren … ich werde auch über das Elternhaus hinwegkommen und den Mut erzwingen, mich zu töten!«
    »Sprich

Weitere Kostenlose Bücher