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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wagen an. Er legte plötzlich den Arm um Erikas Schulter und zog sie zu sich heran. Sie sträubte sich etwas, unbewußt, aus einer natürlichen Scheu heraus. »Was denken Sie jetzt, Erika?« fragte er.
    »Wollen Sie es wissen?«
    »Bitte –«
    »Wenn wir doch bloß in der Hütte wären! Ich kann nicht in diese Abgründe hinabblicken. Ich bin so leicht schwindelig.«
    Dr. Bornholm lachte laut. Er ließ den Wagen wieder anspringen. »Sie prosaisches Mädchen!« rief er. »Haben Sie gar keine romantische Empfindung?«
    »Nein. Nicht, wenn neben mir tausend Meter Abgrund sind. Romantisch könnte ich werden, wenn ich aus sicherer Obhut, in der Hütte, aus dem Fenster blicke …«
    »Dann schnell hinauf in den Adlerhorst –«
    Es war alles so, wie sie es verlassen hatten. Nur das Schloß war aufgebrochen. Erika bemerkte es nicht, weil Bornholm es schnell in die Tasche steckte. Und die Bettdecke war zerknittert. Dort hatte Helga weinend gelegen. Bornholm zog die Decke schnell glatt, als Erika in der Küchenecke das dicke Kuchenpaket auspackte und die Stücke auf einen großen Teller legte.
    Bornholm stieß die Fenster auf. Er zog seine Jacke aus, krempelte die Hemdsärmel hoch und begann, mit der Handpumpe den Wasserbehälter vollzupumpen. Es quietschte etwas.
    »Muß geölt werden!« rief er Erika zu. »Wie bei den menschlichen Gelenken! Können Sie kochen? Wenn ja … dann suchen Sie in der Tasche nach einem weiß eingepackten Paket. Darin finden Sie zwei dicke Steaks. Im Eisschrank sind Butter und Öl … Und Zwiebeln finden Sie in der Dose, auf der ›Kakao‹ steht. Die Pfanne liegt im unteren Geschirrschrank. Ich bereite unser Brausebad vor …«
    Der Nachmittag verflog wie ein Gedanke. Im Tal stand schon die Nacht, die Schneegipfel wurden lilarot, die Adler kamen zurück, in den Fängen die Beute.
    Dann war die Nacht auch bei ihnen.
    In der Hütte brannten ein paar Kerzen. In langstieligen, schmiedeeisernen Haltern flackerten sie an den Wänden und auf dem Tisch.
    Das Radio spielte, leise, kaum vernehmbar. Aber Bornholm und Erika hörten es … die Musik klang in ihnen wider und sang in ihren Adern. Umschlungen tanzten sie durch die fahle, zitternde Helle. Erika hatte den Kopf zurückgebogen, ihre feuchten Lippen etwas geöffnet. Sie summte die Melodie mit, trunken und losgelöst von allen inneren Widerständen.
    Bornholm preßte den schlanken Körper an sich. Der Alkohol umnebelte seinen Blick und ließ ihn gleichzeitig wie schwerelos werden. Sie ist ja hübsch, dachte er, als er Erika nahe an sich zog. Sie ist wirklich hübsch. Das habe ich ja vorher nie gesehen … Seine Lippen suchten ihr Ohrläppchen, glitten an ihrer Halsbeuge abwärts zur Schulter. Erika lachte. Es war ein ihr fremdes, enthemmtes Lachen, ein Girren, das sie selbst mit Verwunderung vernahm.
    »Ich glaube, ich bin betrunken!« rief sie, als müsse sie sich entschuldigen. »Ich habe noch nie so viel Wein getrunken. So süßen Wein. So herrlich süßen Wein. Es ist alles nebelig um mich. Alles verschwimmt. Auch Sie … Sie schweben von mir weg … Sie sind wie eine Feder im Wind … Sie müssen mich ganz festhalten, sonst fliege ich davon …«
    »Das will ich tun!« Bornholm beugte sich beim Tanzen über ihre Augen. Er sah sich in ihrer großen, starren Pupille … ein lächelndes und forderndes Gesicht, das ihn erschreckte, weil es so nackt den Willen zeigte.
    Über ihre Haare hinwegsehend, dirigierte er sie im Takt der Musik zu der Ecke hin, in der das Bett stand. Er küßte sie wieder, aber nicht mehr aus einer ausgelassenen Fröhlichkeit heraus, sondern wilder, fordernder, Besitz nehmend. Er bog ihren Körper nach hinten, bis sie das Gleichgewicht verloren und auf das Bett fielen.
    Einen Augenblick überflog Erika das Erkennen der Wirklichkeit. Sie stemmte die Arme gegen Bornholms Brust, drückte die Fäuste zwischen sich und ihn. Sie drehte und wand sich und stieß mit den Fäusten gegen sein sich näherndes Gesicht, das größer und größer wurde …
    »Nicht!« schrie sie grell. »Nicht!« Dann zog der Alkoholnebel wieder über sie, das Erkennen verschwamm, sie flog wieder durch einen schwerelosen Raum, einer Feder gleich. Und das war so schön, so selig, so unbeschreiblich. Es war ein Weggleiten in das Glück. Sie legte die Arme neben ihren Kopf und schloß wehrlos die Augen.
    »Was tun Sie, Oberarzt …«, stammelte sie, und sie wußte und hörte gar nicht, daß sie es sagte. »Oberarzt … was tun Sie bloß –«
    Die Morgensonne

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