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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weckte sie.
    Grausam und kalt schien sie auf das Bett, tauchte den großen Raum in die Nüchternheit des Wiedererkennens. Der Zauber der Nacht wurde schal und bitter.
    Erika fror. Sie zog die Decke bis zum Kinn über ihren Körper und starrte in den tanzenden Staub vor dem geöffneten Fenster.
    Die Schneegipfel blendeten durch das Blau des Himmels. Es war, als kröche ihre Eiseskälte durch das Fenster und lege sich erstarrend über Erika.
    In der Küchenecke stand Dr. Bornholm und kochte, wie beim ersten Besuch Erikas in der Hütte, einen starken Kaffee. Er hatte wieder nur Hose und Unterhemd an.
    »Alf –«, sagte sie leise und kläglich.
    Dr. Bornholm fuhr herum. Sein Gesicht war ein einziges Lächeln, sonnenüberflutet und zerklüftet wie die Felsen vor dem Fenster.
    »Liebstes – Gut geschlafen?«
    »Das hättest du nicht tun dürfen –«
    »Aber Liebes! Wie kann man bei einer solchen Sonne Vorwürfe machen?!« Er ging ans Fenster und stieß die Fensterflügel weit auf. Dabei lachte er jungenhaft. Seine Unbekümmertheit tat Erika fast weh. Sie setzte sich im Bett auf und schüttelte den Kopf.
    »Wo haben wir unsere Gedanken gehabt, Alf –«
    Bornholm goß den Kaffee auf.
    »Wenn zwei Menschen sich lieben … wo bleiben da noch die logischen Gedanken?! Kannst du mir das sagen?!«
    »Liebst du mich denn?«
    Bornholm schaute erstaunt auf. Er hatte alles erwartet, nur nicht diese Frage. »Natürlich!« antwortete er sachlich, wie bei der Bestätigung einer klaren Diagnose.
    »Aber das darfst du doch nicht mehr –«
    »Ich habe dir einmal gesagt, daß die Frage nach dem Warum die schrecklichste und tödlichste des Menschen ist. Wir wollen sie uns nie stellen! Nie, hörst du?!«
    Er trug das Frühstück auf einem Tablett zu Erika und setzte sich auf die Bettkante. Er goß ihr den Kaffee ein und schmierte ein Sandwich dick mit Butter.
    »Essen!« kommandierte er. »Das ist jetzt das wichtigste.«
    Gehorsam biß Erika in das Sandwich. Aber der Bissen hing in ihrer Kehle, als klammere er sich in der Speiseröhre fest.
    »Wie kannst du so leicht über alles hinweggehen, Alf? Wäre ich nicht vom Alkohol besinnungslos gemacht worden, es wäre nie … nie …«
    Bornholm legte ihr seine Hand auf den Mund und sah sie ernst an.
    »Ich will hier oben unter dem Himmel an nichts erinnert werden, was unten auf der Erde vor sich geht. Es gibt keine Erde mehr für mich, wenn ich hier bin –«
    Bornholm trug das Tablett weg. Er zog sich das Hemd an und kämmte sich. Die Gelegenheit benutzte Erika, sich schnell anzuziehen. Sie verkroch sich dabei in die Brauseecke; trotz ihrer Gemeinsamkeit schämte sie sich plötzlich.
    »Ich habe dich geliebt, Alf«, sagte sie, als sie wieder aus der Ecke herauskam, »ich durfte es ja. Aber du …« Sie schwieg, weil sie sah, wie er die Fensterbank umklammerte. »Was soll nun werden, Alf?«
    »Wie meinst du das?« Seine Stimme war belegt.
    »Ab heute ist doch unser Leben anders geworden … Wir können doch diese Nacht nicht wegwischen. Sie ist etwas, was in uns hineingebrannt worden ist … in mir wenigstens …«
    »Laß uns nicht jetzt darüber sprechen, Erika. Bitte –«
    Sie kam zu ihm ans Fenster und stellte sich neben ihn. Wie eine Erstickende atmete sie die kalte Morgenluft ein.
    »Was wird aus Petra?« fragte sie laut.
    Bornholm zuckte zusammen wie unter einem Schlag. Sein Kopf flog herum.
    »Ich hätte dich für diskreter gehalten!«
    »Weil ich so direkt danach frage? War Petra Rahtenau auch mit dir auf der Hütte? War sie hier in diesem Raum? Lag sie dort wie ich im Bett und blinzelte in den kalten Morgen?! Hat sie dich auch gefragt: Was soll nun werden? Jedes Mädchen wird es fragen, wenn es aufwacht und noch den Druck deiner Lippen spürt –«
    Dr. Bornholm hob die Schultern. Es war nichts Gespieltes mehr an ihm. Es war ehrliche Hilflosigkeit.
    »Ich weiß es nicht, Erika. Ich weiß im Augenblick nichts anderes, als daß du bei mir bist. An alles andere habe ich seit gestern nicht mehr gedacht.«
    »Du kannst doch Petra Rahtenau nicht mehr heiraten, Alf.«
    »Nein –«, sagte er fast mechanisch.
    »Und wie willst du ihr das sagen? Wie willst du Professor Rahtenau erklären, daß die Verlobung aufgelöst werden muß?«
    »Ich weiß es nicht …«
    »Oder war ich nur ein Abenteuer für dich?«
    »Nein, Erika …«, sagte er gequält.
    »Du kannst es mir gestehen. Es wird weh tun, vielleicht werde ich dir ins Gesicht schlagen … aber ich werde es überwinden. Du mußt nur

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