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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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flache Schuhe …
    »Ausziehen!« brüllte die Spitznasige.
    »Hier?« fragte Erika kläglich.
    »Soll'n wir dir 'n Boudoir einrichten? Los! Alles runter! Perlon, Nylon, Seide, det is nicht mehr! Och den Spitzenbüstenhalter – abgeben! Hier wird nicht mehr jereizt!«
    Erika wurde es übel. Vor den hämischen Blicken der anderen Frauen zog sie sich aus. Nackt stand sie in der kalten Kleiderkammer, mit gesenktem Kopf, sich schämend und doch die Zähne zusammenbeißend.
    Dann endlich warf man ihr die einzelnen Sachen zu. Die Unterwäsche, die Oberkleidung … schnell zog sich Erika an. Ekel überfiel sie wieder, als sie an sich heruntersah und darüber nachdachte, wer vor ihr in diesen Kleidern gegangen war. Vielleicht eine Mörderin, oder eine Diebin, oder eine Dirne …
    Unterdessen hatte die Spitznasige die Liste der abgegebenen Sachen ausgefüllt. Zwei Ringe, eine Armbanduhr, eine Halskette, ein Portemonnaie mit Inhalt DM 46,57. Die Kleidung wurde in einen Kleidersack verpackt, der mit Namen und Einlieferungsdatum versehen wurde. Er kam in die Aufbewahrung, weit hinten im Magazin.
    Die Spitznasige schob die Abgabeliste zu Erika Werner.
    »Unterschreiben!«
    Erika nahm den Kugelschreiber und wollte ihren Namen druntersetzen, aber die Aufseherin hielt ihre Hand fest.
    »Erst lesen. Nachher heißt's wieder: Die Emma hat mir 'n Ring geklaut! So was kennen wir jetzt! Ihr seid alle eine Bande! Lesen und vergleichen … und dann unterschreiben.«
    Erika Werner verglich die Liste mit den Sachen, die ausgebreitet auf der Theke lagen. Dann setzte sie ihren Namen unter die Liste. Verwundert tippte die Spitznasige auf die Unterschrift.
    »Was soll das Dr.?«
    »Sie ist 'n Doktor«, sagte Katharina Pleuel. »Ne Ärztin! Aber det ist nun och vorbei!«
    Erika schloß die Augen. Das ›Vorbei‹ war schlimmer als alles, was sie bisher durchlebt hatte und was noch auf sie zukommen würde. Es war ein Abschluß mit dem Leben, das sie so geliebt hatte und in das sie mit so viel Hoffnungen, Idealen und aufgespeichertem Wissen hineingegangen war. Und sie dachte an Alf Bornholm, an seine große Karriere, die sie ihm gerettet hatte und an der sie einmal teilnehmen würde, an seiner Seite … später … in drei Jahren, wenn sie die ganze Strafe absitzen mußte und es keine Begnadigung gab.
    Die rauhe Stimme Katharina Pleuels weckte sie aus ihren Gedanken. Sie gab Erika einen Stoß in den Rücken, der sie schwanken ließ.
    »So, und jetzt geht's zum Baden!« sagte sie. »Und dann zum Arzt. Und ab jetzt biste Nummer 12.456 und nichts mehr! Wollen mal sehen, was der Arzt sagt und wo wir dich einsetzen können, wenn du die dreimonatige Eingewöhnungszeit hinter dir hast –«
    Die Spitznasige bunkerte mit den Augen. »Die hat doch Verbände gewickelt. Nimm se doch in die Kranzbinderei …«
    »Det is jut!« Katharina Pleuel schob Erika Werner, die Nummer 12.456, vor sich her aus der Kleiderkammer. Nach zwei dicken Türen kamen sie in einen Gang, aus dem ihnen feuchte, heiße Luft entgegenschlug. Am Ende des Ganges stand eine breite Holztür offen, in einem großen gekachelten Baderaum standen zwanzig nackte Frauen unter heißen Brausen und drehten sich grunzend oder kichernd, schwatzend und prustend unter den klatschenden Strahlen. Links von dem Baderaum lag die ebenso große Wartezelle. Katharina Pleuel schloß die Tür auf, schob Erika Werner hinein und schrie gleichzeitig: »Ausziehen und warten!« Dann krachte die Tür hinter ihr zu. Katharina Pleuel ging zum Eingang des Baderaumes und winkte der Badewärterin zu, die außerhalb der Brausen stand und die sich drehenden nackten Körper beobachtete.
    In der Wartezelle stand Erika Werner sieben nackten Frauen gegenüber. Sie hockten auf einer langen Holzpritsche entlang der Wand und starrten interessiert auf die Neuangekommene. Ein dickes Mädchen mit breiten Hüften und mächtigen Brüsten winkte ihr freundlich zu.
    »'n Morgen, Kleine!« sagte sie fett und musterte Erika Werner mit feurigen Äuglein, die tief in den Fettpolstern lagen. »Nu zieh dich aus und laß dich bewundern …«
    »Sie geniert sich noch!« Eine lange, dürre Frau mit strähnigen schwarzen Haaren und einem dünnlippigen Mund beugte sich vor. »Ich habe meinen Mann umgebracht«, sagte sie. »Das Aas hat mich betrogen! Mit 'ner Neunzehnjährigen. Siebenmal hab' ich ihm das Küchenmesser in den Bauch … und geschrien hat der Lump –«
    »Nun hör schon auf mit den alten Kamellen! Das erzählt sie jeden Tag, wird schon

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