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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kräutersammler im deutschen Paragraphenwald. Wie stellst du dir das eigentlich vor? In einem Kriminalschmöker liest sich das alles so einfach … im täglichen Leben ist das komplizierter … vor allem, wenn man so berühmt ist wie dieser Professor Bornholm.«
    »Du wirst es schon schaffen, Hermann!«
    »Ich habe Vertrauen nie als eine solche Zentnerlast empfunden, wie jetzt. Und dein ›Treuer-Hund-Blick‹ … Peter, fahr in dein Zuchthaus, tröste deine Erika und sag ihr: Was ich tun kann, will ich tun.«
    »Ich danke dir.« Dr. Rumholtz sprang auf und hieb seinem Freund auf die Schulter. »Bist ein feiner Kerl.«
    »Denkste! Zunächst will ich dein Unschuldslamm selbst sprechen. Und ich drehe sie durch die Mangel, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Im Augenblick ist sie vernehmungsunfähig und besinnungslos.«
    »Das wird ja nicht ein Dauerzustand sein.«
    »Hoffen wir es bei Gott!«
    »Oh – wenn das ein Arzt sagt!« Dr. Plattner blätterte in einem Telefonbuch. »Ich werde zunächst einmal mit Bornholm sprechen.«
    »Mit wem?« Dr. Rumholtz setzte sich wieder. Die Erregung fuhr ihm in die Beine wie ein Blitzschlag.
    »Mit dem Wunderknaben.« Dr. Plattner hatte die Adresse Bornholms gefunden und schrieb sie sich aus dem Telefonbuch heraus. »Ich frage mich bloß, was ich mache, wenn auch ich seinem unheimlichen männlichen Charme erliege.«
    »Doppelköpfiges Rindvieh!« schrie Dr. Rumholtz. Ehrlich wütend verließ er türenknallend das Büro Dr. Plattners. Er kannte seinen Freund von Kindesbeinen an. Es war immer so gewesen … nichts im Leben hatte Hermann Plattner ernst genommen. Sogar im Abitur eröffnete er seine mündliche Prüfung zur maßlosen Verblüffung des Schulkollegiums mit einem krachenden Witz, allerdings vorgetragen in einem einwandfreien und eleganten Latein.
    Von der Telefonzelle an der Straßenbahnhaltestelle rief Dr. Rumholtz wieder das Zuchthaus an. Die Revierbeamtin hatte eine ganz aufgeregte Stimme.
    »Vorhin ist sie aufgewacht!« rief sie. »Aber sie hat nichts erkannt. Kurz darauf fiel sie wieder in ihre Besinnungslosigkeit zurück. Doch der Puls ist besser, und der Blutdruck steigt …«
    »Ich komme sofort!« Dr. Rumholtz warf den Hörer zurück auf die Gabel.
    Der Puls ist besser, der Blutdruck steigt. Sie ist kurz aufgewacht … sie hat die Krisis überwunden. Sie wird weiterleben, dachte er immer nur. Und es soll ein neues Leben sein …
    Professor Dr. Bornholm war weniger verblüfft oder überrascht, als äußerst vorsichtig und reserviert, als ihm das Hausmädchen einen unangemeldeten Besuch ansagte und die Visitenkarte abgab.
    Dr. H. Plattner, Rechtsanwalt, las er. Er hob die Schultern schüttelte den Kopf und warf die Karte in den großen Aschenbecher auf dem Kamintisch.
    »Ein Patient?«
    »I ch weiß nicht, Herr Professor.«
    »Hm. Ich lasse bitten. In zehn Minuten kommen Sie herein und sagen, mein Schwiegervater habe angerufen. Ich müsse zu ihm.«
    »Sehr wohl, Herr Professor. In zehn Minuten.«
    Das Hausmädchen ging, den Besucher zu holen. Professor Bornholm stellte sich an den flammenden Kamin. So bot er ein imponierendes Bild, unnahbar, abweisend, beherrschend. Petra war ins Kino gegangen und würde vor 23 Uhr nicht zurückkommen.
    Ein Rechtsanwalt, dachte Bornholm. Vielleicht ist dieser Beruf nur ein Zufall und der Mann kommt doch als Patient.
    Ausgesprochen fröhlich trat Dr. Plattner in das große Wohnzimmer. Er übersah die malerische Drapierung Bornholms am flammenden Kamin, kam völlig unbefangen durch das Zimmer marschiert und warf seine dünne Aktentasche in einen der Kaminsessel.
    »Das ist nett, daß Sie mich gleich empfangen, Herr Professor«, sagte er völlig unkonventionell. »Ein so mit Zeit und Ruhm belasteter Mann wie Sie.«
    Bornholm zog die Augenbrauen hoch. Er merkte den feinen Unterschied. Dr. Plattner sagte nicht: Mit Ruhm geehrt oder gebrauchte sonst eine Floskel, sondern er sagte klar: Mit Ruhm belasteter Mann …
    »Wenn ich Ihnen helfen kann …« Bornholm musterte den Besucher eingehend. Jung noch, eine Art Draufgängertyp, Anzug billige Qualität, aus einem Kaufhaus sicherlich, moderne spitze Schuhe, ein Jungenlächeln, das aber täuscht, denn über der scharfen Nase blickten ein Paar Augen, die eiskalt werden konnten. Bornholm bemerkte es sofort, als Dr. Plattner zwar lächelnd, aber wieder fast eindeutig sagte:
    »Helfen! Das wäre nett, Herr Professor. Wenn sich die Menschen mehr untereinander helfen würden, gäb's viel weniger

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